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Nimm s bitte nicht personlich

Nimm s bitte nicht personlich

Titel: Nimm s bitte nicht personlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wardetzki Barbel
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und gemeiner. Sie fing an, die Leistungen der anderen abzuwerten, um besser dazustehen. Wenn sie nicht aufpasste, konnte der Abend im Streit enden. Die Freundinnen wussten nicht, dass ihr Verhalten Sieglinde kränkte. Hätte sie es ihnen erzählt, wären sie vielleicht aus allen Wolken gefallen, weil ihnen der Abend viel Vergnügen bereitete und sie gerne bei Sieglinde waren. Wer konnte verstehen, dass das kränkend sein könnte?
    Die Opferhaltung ist verbunden mit dem Gefühl, ein Fass ohne Boden zu sein. Das bedeutet, dass man diesen Menschen viel geben kann, aber sie werden nicht satt, weil es nie genug ist. Genauso wie man in ein Fass ohne Boden viel hineinschütten kann, es bleibt leer, weil unten alles wieder rausfällt. Die Lösung liegt nicht darin, noch mehr hineinzuschütten, sondern einen Boden zu schaffen, auf dem das, was reinkommt, liegen bleiben und sich anhäufen kann. Ein solcher Boden sind Selbstachtung und ein positives Selbstwertgefühl, mit dem die Person sich unterstützt und gegen Neid und Eifersucht wappnet. Denn nur, wenn wir etwas von uns halten, wenn wir, um im obigen Beispiel zu bleiben, unser Essen köstlich finden und uns dafür loben, können wir die Anerkennung der anderen wertschätzen, statt immer mehr davon zu brauchen.

Die Opferhaltung
Die Opferhaltung ist verbunden mit dem Gefühl von
Ohnmacht, Resignation und Unterlegenheit und macht
andere Menschen zu Tätern, die scheinbar mehr Macht
und Einfluss haben.
Geben Sie einem Menschen, der sich unterlegen und wenig wert fühlt, nicht genügend Anerkennung und Bestätigung, bedeutet das für ihn eine Kränkung. Dadurch geraten Sie schnell in eine Täterrolle, ohne es zu merken.
Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl können Positives schwer annehmen und brauchen daher
immer mehr.
    Ihre Einfühlung
Sie können Kränkungen nicht verhindern, wenn der andere immer noch mehr braucht.
Lassen Sie sich nicht zum Täter machen, nur weil Sie
zu wenig Anerkennung gegeben haben.
Wenn Sie um die Empfindlichkeit des Gegenübers wissen, können Sie sich in gewisser Weise darauf einstellen.
Bleiben Sie bei aller Einfühlung authentisch.

Rache als Ausgleich
    Die Folge von Kränkungen sind Rachegefühle oder sogar Rachehandlungen, die von Gedanken bis zur rohen Gewalt reichen können. Die Quellen der Rache sind Wut, Verachtung, Groll und der Wunsch, den anderen ebenso zu verletzen, wie wir verletzt wurden. Die destruktive Kränkungswut wird vorsätzlich eingesetzt, weil der Gekränkte in seiner Enttäuschung den anderen verletzen, ihn treffen, ihm so viel Schmerz zufügen will, wie er selbst erlitten hat. Und dieser Gedanke erfüllt ihn mit Genugtuung. Nicht von ungefähr sagt der Volksmund: »Rache ist süß«. Sie verschafft dem Gekränkten das Gefühl, die Kontrolle über die Situation und sein Gegenüber zurückzugewinnen. Rache macht den Menschen handlungsfähig und führt ihn aus der Starre. Indem er sich aggressiv nach außen wendet, erlebt er sich machtvoller, stärker und selbstbewusster und er gibt die Aggression zurück, die er selbst erlebt hat. Rache löst jedoch das Problem der Kränkung nicht, sondern mündet nicht selten in gewalttätigem Verhalten, das zusätzliche negative Folgen haben kann.
    Es gibt auch unbewusste Formen von Rache. Statt den anderen direkt anzugreifen, verletzen wir ihn durch passive Aggressivität: Wir vergessen ihn am vereinbarten Treffpunkt; wir machen ihm ohne Absicht etwas kaputt; wir versäumen, ihm eine wichtige Information mitzuteilen.
    Passive Aggressivität ist eine unbewusste
Form von Rache.
    Für mich stellt sich die Frage, warum sich Menschen mit solcher Leidenschaft rächen. Die griechische Mythologie ist voll von Bluttaten aus Rache, und auch der moderne Buchhandel kann etliche Bücher über die Kunst, sich effektiv zu rächen, vorweisen. Ich meine, dass Rache ein Versuch des Ausgleichs darstellt, den wir brauchen, um eine Kränkungssituation zu verarbeiten. In dem Gedanken »Du sollst genauso leiden wie ich« steckt der Wunsch nach Ausgleich. Doch ein Ausgleich über destruktive Mittel führt nicht zur Lösung, wohl aber einer mit positiven Mitteln. Die Frage lautet dann: »Was brauche ich vom Kränkenden, um mich ihm zu öffnen und versöhnlich zu werden?« Das kann eine ernst gemeinte Entschuldigung sein, eine von Herzen

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