Ninotschka, die Herrin der Taiga
»Sei still.« Ihre Stimme schwankte. »Ich flehe dich an, Borjuschka, sag kein Wort mehr! Ich bin sonst nicht mehr stark genug, nein zu sagen.«
Die Kutsche rumpelte weiter. Auf dem Bock saß Miron Fedorowitsch und sang mit rauher Stimme ein Lied.
Auf dem Silvesterball des Jahres 1830 kniete Ninotschka Pawlowna vor dem Zaren – eine der schönsten Frauen von Petersburg, umwoben von Legenden und abenteuerlichen Geschichten. Tausend Augen starrten auf Nikolaus I.
Da beugte sich der Zar zu Ninotschka hinunter, und zog sie zu sich hoch. »Freuen Sie sich mit Uns«, sagte er laut, so daß alle im Saal es hören konnten. »Der Zar von Rußland grüßt die Herrin der Taiga. Madame, der erste Tanz gehört mir.«
Das Orchester spielte die Silvester-Polonaise. An der Hand des Zaren eröffnete Ninotschka den Ball. Sie tanzte gelöst und glücklich. Vor einer Stunde hatte der Zar ein Dekret unterzeichnet, das die Deportierten von Jenjuka begnadigte.
Am 19. Mai wurde Ninotschkas erstes Kind geboren. Es war ein Junge. Sie nannte ihn Sibiriak und legte ihm bei der Taufe die kleine Handikone auf die Stirn, die General Abduschej ihr geschenkt hatte.
Es war eine merkwürdige Taufe, die erste dieser Art in Riga. Denn sie fand nicht in einer Kirche statt, sondern auf einem neuen Schiff, das man gerade zu Wasser gelassen hatte und das ›Globonow‹ hieß.
Es war das schönste und stärkste Schiff, das in der Reederei der Tugais jemals gebaut worden war. Borja hatte sein Versprechen gehalten.
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