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Ninotschka, die Herrin der Taiga

Ninotschka, die Herrin der Taiga

Titel: Ninotschka, die Herrin der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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reisen konnte, richtete in Irkutsk eine Totenmesse aus und gab zu Ehren Globonows ein Offiziersessen.
    An einem Sonntag, Ende Februar, wurde Globonow dann unter einer Birke begraben. Man hatte die hartgefrorene Erde in mühsamer Arbeit Stück für Stück aufhacken müssen. Der beste Schreiner der Gegend um Jenjuka hatte einen wunderschönen, großen Sarg gezimmert, den zwölf Männer trugen, unter ihnen Fürst Trubetzkoi und Graf Murawjeff. Am Grab stand Borja Tugai mit der Fahne von Globonows Regiment, die die Frauen schnell genäht hatten. Riesige Kränze und Gebinde aus Tannen bedeckten den Grabhügel, und die Kosakenschwadron hielt sich bereit, den Salut zu schießen.
    »Gott verzeihe deiner Seele«, sagte der Pope, als der Sarg in die Erde gelassen worden war. »Aus Sünde ist der Mensch gemacht, aber Gott ist da, alle Sünde von uns zu nehmen.« Er trat an den Rand des Grabes, segnete den Sarg und wollte den Weihrauchkessel schwenken, als eine Erdscholle abbrach und der Pope mit einem spitzen Schrei in der Tiefe des Grabes verschwand. Als man ihn heraufholte, stellte der Arzt fest, daß sich der Ärmste das linke Bein gebrochen hatte.
    »Das war Globonows letzter Streich«, sagte General Schejin und verbiß sich das Lachen. Er blickte auf den Sarg und nickte. »Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, Nikolai Borisowitsch, wenn du uns so still verlassen hättest.«
    Drei Tage später, das Grab war zugeschaufelt und die Erde festgestampft worden, stand ein Kreuz auf Globonows letzter Ruhestätte. Ein merkwürdiges Kreuz … Der Querbalken war ein weißer Birkenstamm, aber der Längsbalken war kunstvoll geschnitzt, mit Figuren und Ornamenten verziert. Er war einmal ein hölzernes Bein gewesen. Wer nach Jenjuka kommt, kann es besichtigen. Es steht heute noch da.
    »Es waren 7.349 Rubel in dem Bein«, sagte Borja zu Ninotschka, als er das Geld gezählt hatte. »Für ein Schiff reicht es nicht, aber für Mast, Segel und Takelage einer Viermastbark.« Er wischte sich über das Gesicht. »Was für eine Phantasterei! Wir werden hier von dem Geld hundert geschnitzte Kähne für den Fluß bauen können. Die Globonowflotte von Sibirien.«
    »Einmal wird der Zar antworten«, sagte Ninotschka und lehnte sich an ihren Mann. Sie saßen auf der Ofenbank, und es war einer der langen seligen Abende, an denen sie zusammenbleiben durften, als gäbe es keine Verbannung, keine Hoffnungslosigkeit. Eine Nacht der Illusionen, in der einer in den Armen des anderen träumte.
    »Er wird nie antworten«, entgegnete Borja und legte seinen Kopf in Ninotschkas Schoß. »Was kümmert den Zaren, ob in Jenjuka ein General von Wölfen zerrissen wird oder nicht? Man hat uns in Petersburg längst vergessen.«
    Und tatsächlich, der Winter ging herum, das Frühjahr, der Sommer – es änderte sich nichts. Das Leben in Jenjuka lief seinen Gang, so, wie es der ungebrochene Wille und die Tatkraft der Fürstin Trubetzkoi gewollt hatten. Die Theaterabende waren gut besucht, der literarische Zirkel diskutierte weiter über französische Literatur, es gab Teestunden, Modenschauen selbstgefertigter Kleider, und der ehemalige Gardeoberst Schinajew komponierte eine Oper mit dem Titel Der Atem der Erde, die man sofort einzustudieren begann. Überhaupt war Jenjuka zu einem kulturellen Mittelpunkt geworden, der nur den Schönheitsfehler hatte, in völliger Einsamkeit der Taiga zu liegen und von Deportierten bewohnt zu werden.
    General Schejin wurde ungeduldig und ritt schließlich mit einer Kosakenabteilung nach Irkutsk. Abduschej ahnte, was der Besuch bedeutete, und hob die Schultern mit den breiten goldenen Epauletten. »Keine Nachricht aus Petersburg. Der letzte Postreiter kam vor einer Woche an.«
    »Ich bin gekommen«, sagte Schejin hart, »um mein Versprechen einzuhalten. In Ihrer Gegenwart und mit Ihnen als Zeugen will ich meinen Degen zerbrechen und mir die Uniform vom Leib ziehen. Hindern Sie mich nicht daran!«
    »Niemand kann Sie hindern, mein Freund. Aber ich würde noch warten damit.«
    »Wie lange noch, Semjon Iljajewitsch?« rief Schejin.
    »Lassen Sie ein Jahr herumgehen.« Der Gouverneur goß einen Becher Wein ein, den Schejin in einem Zug leerte. »Was ist ein Jahr in Rußland …«
    Und dann, bald nach Schejins Rückkehr, brachte ein Kurier des Zaren einen versiegelten Brief des Herrschers nach Irkutsk. Mit bebenden Händen erbrach Abduschej das Siegel und entfaltete das große Blatt aus handgeschöpftem Pergament mit dem Wasserzeichen des

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