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Ninotschka, die Herrin der Taiga

Ninotschka, die Herrin der Taiga

Titel: Ninotschka, die Herrin der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»dein Wille geschehe. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß du tapfere Soldaten anders sterben läßt als durch die Zähne blutgieriger Wölfe. Erhöre unser Gebet.«
    Die neun Männer hatten die Hände gefaltet und beteten voller Inbrunst. Dann wurden die Gewehre wieder hochgenommen, die Pistolen vor die Füße gelegt, die Messer gezogen. Bis zum letzten Atemzug wollte man sich wehren.
    Als wollte Gott den grausamen Anblick des Blutes dämpfen, begann es zu schneien, lautlos und in dicken Flocken. Die Welt versank in Weiß.
    »Unser Leichentuch«, sagte General Schejin sarkastisch. »Welch ein vergeblicher Luxus! In ein paar Stunden ist doch sowieso nichts mehr von uns übrig, wenn kein Wunder geschieht.«

XIII
    An diesem Tag waren Ninotschka und Miron Fedorowitsch auf der Jagd. Sie hatten Jenjuka schon am Morgen verlassen und kontrollierten die Fallen, die Miron ausgelegt hatte. In Hosen und einer Felljacke, die wattierte Mütze tief ins Gesicht gezogen, saß Ninotschka auf ihrem Pferd. Man hatte sich an diesen Anblick in Jenjuka gewöhnt. Während all die anderen Damen – vor allem die Fürstin Trubetzkoi und die Wolkonsky – einen Hauch von Petersburg nach Sibirien verpflanzt hatten und daran festhielten, hatte sich Ninotschka in dieses wilde Land eingelebt, so, als sei sie fast ein Teil von ihm geworden.
    Heute nun ritt sie mit dem treuen Riesen Miron durch die Taiga, und plötzlich vernahm sie als erste das langgezogene Heulen der Wölfe, begleitet von aufpeitschenden Schüssen. Die beiden Pferde witterten die Gefahr und begannen zu zittern. Sie gingen hoch und wollten zurückjagen. Ninotschka und Miron hatten Mühe, sie zu bändigen.
    »Das sind Menschen, Hochwohlgeboren«, sagte Miron. »Sie werden von Wölfen angegriffen.«
    »Bin ich taub, Miron!« Ninotschka richtete sich im Sattel auf und schob die Wattemütze zurück, um besser hören zu können. Wieder peitschten Schüsse auf, begleitet von dem schrecklichen Geheul, das niemand vergißt, der es jemals vernommen hat.
    Miron beugte sich zu Ninotschka hinüber. »Kehren wir um, Hochwohlgeboren.«
    »Bist du verrückt, Miron? Da sind Menschen in Not. Wir müssen sofort zu ihnen!«
    »Nein, Hochwohlgeboren …«
    »Seit wann bist du ein Feigling, Miron?« rief Ninotschka. Der Kutscher griff in ihre Zügel, und sie schlug nach seinen Händen. Aber gegen diese Riesenpranken konnte sie nichts ausrichten.
    »Laß los, sag ich dir!« befahl sie wütend. »Hörst du nicht, wie sie schießen? Diese Menschen brauchen uns!«
    »Sie werden sich selbst verteidigen, Hochwohlgeboren.«
    »Laß los, du Feigling!« Ninotschka wollte ihrem Pferd die Sporen geben, aber das hatte keinen Sinn, solange Miron die Zügel so straff hielt. »Ich schlage dich ins Gesicht!«
    »Tun Sie es, Ninotschka Pawlowna.« Miron hielt die Zügel immer noch fest. »Ich habe Ihrem Vater geschworen, Sie zu beschützen. Er hat mich zu einem freien Menschen gemacht … Ich breche meinen Schwur nicht.«
    »Mein Vater ist weit!«
    »Er ist stets neben mir, Hochwohlgeboren. Ich spreche jeden Abend mit ihm, erstatte ihm Bericht über sein Töchterchen Ninotschka. Was soll ich heute abend sagen? Hochwohlgeboren, Ihre Tochter ist von Wölfen zerrissen worden, weil ich, Miron Fedorowitsch, nicht stark genug war, sie vor dem Unheil zu schützen?« Er schüttelte den Kopf. »Wenn wir reiten, dann reiten wir zurück!«
    »Vorwärts! Hast du mich verstanden?«
    Wieder klangen Schüsse auf, sie schienen näher zu kommen. Dann ertönte der helle Schrei eines Menschen, untergehend im satanischen Geheul der Wölfe. Der Todesschrei von Fetkin.
    Ninotschka riß ihr Gewehr aus der Satteltasche. Mit dem Kolben schlug sie auf Mirons Hände, aber der Riese hielt die Zügel unbeirrt fest.
    »Ich erschieße dich!« drohte Ninotschka.
    Der bärtige Riese sah sie traurig an und nickte. »Tun Sie es, Hochwohlgeboren. Es ist der einzige Weg, mich von meinem Schwur zu entbinden.«
    »Du Narr«, sagte Ninotschka leise und ließ das Gewehr sinken. »Du Idiot! Wenn du nicht so treu wärst …«
    »Herrin …«
    Nur eine Sekunde ließ Mirons Aufmerksamkeit nach, aber sie genügte. Ninotschka riß ihm die Zügel aus den Händen und galoppierte davon. Miron schrie auf, hieb auf sein Pferd ein und folgte ihr. Doch so sehr er auf seinen Gaul auch einschlug, er konnte Ninotschka nicht einholen. Sie hatte das beste und schnellste Pferd von Jenjuka, für fünfzig Goldrubel von einem Jakuten gekauft, ein Tier, dessen gelbes

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