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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Var’n Sipach, der sie wie mit klinischem Interesse musterte, wie sie da hilflos im Griff seines Leibwächters hing, mühsam nach Luft ringend.
    »Sie haben eine Grenzlinie überschritten, Kuidanak.« Seine Augen zogen sich bei diesen Worten zu Schlitzen zusammen. »Ich habe viel von Ihnen gehalten, Kuidanak. Sie sind eine gerade Klinge. Aber eine Klinge, die versucht einen selber ins Fleisch zu schneiden, ist keine gute Waffe. Sie ist gefährlich. Und darf nicht geduldet werden.«
    Var’n Sipachs Blick wandte sich von ihr ab, dem Ankchorai zu, der ihn nun ebenfalls anblickte. Als warte er nur auf dessen Befehl. Der Atem ging ihr schwer, und sie hatte den Eindruck als explodierten kleine Blitze in ihrem Schädel. So als sei es mit einem Mal heller geworden um sie herum.
    Ein plötzlicher zuschnappender Druck um ihre Kehle, ein verschlingender Schmerz, wenn alles brach, und das Licht würde für einen Moment noch heller, gleißender werden. Und dann wäre alles vorbei.
    »Jede gute Waffe ist auch gefährlich.«
    Eine Stimme von irgendwo.
    »Und sie ist eine gute Waffe. Zerbricht man deshalb jedes Schwert, nur weil es schneiden und töten kann?«
    Jetzt erkannte sie sie, die Stimme. Das war Choraik.
    »Ist sie das? Ist sie eine gute Waffe?« Var’n Sipachs Stimme jetzt. »Bisher hat sie nicht viel davon gezeigt. Außer mich töten zu wollen.«
    »Na ja, eine Attacke gegen einen Klingenkreis. Der noch dazu einen Magier zur Unterstützung hatte.«
    »Choraik d’Vharn, überspannen Sie ihren Bogen nicht.«
    »Und die Firnwölfe? Sie hat dafür gesorgt, dass an ihnen gnadenlose Vergeltung statuiert wurde.«
    »Opfer einer rivalisierenden Bande. Kaum ihr Verdienst.«
    »So scheint es. Aber zuvor sind diese Rivalitäten angeheizt worden. Bis zu einem Siedepunkt. Von wem wohl?«
    Schweigen. Nur ihr eigener ringender Atem in ihren Ohren. Choraik. Ausgerechnet er. Und gerade nach dem, was er ihr an diesem Abend eröffnet hatte.
    »Und wie konnte man die Firnwölfe überhaupt in eine Falle locken? Wer hat dafür den Köder gespielt? Nicht ihr Verdienst?«
    Sie sah über die Klauenhand hinweg, die sie bei der Kehle hielt, wie var’n Sipach näher an sie herantrat und sie nachdenklich und eindringlich musterte.
    »Die alten Regeln, sie haben sich ihr tief eingeprägt«, hörte sie Choraik jenseits ihres starren Blickfelds fortfahren. »Wie hätte sie gegenüber einem ihrer alten Vorgesetzten eingestehen können, dass sie zu solchen Mitteln greift, um ihre Ziele zu erreichen. Bei ihr war noch nicht wirklich angekommen, wie durchgreifend die Veränderungen in dieser neuen Zeit sind.«
    Sie sah var’n Sipachs Augenpaar, seinen Blick, der sich in den ihren bohrte.
    »Spätestens jetzt«, sagte er, »dürfte sie die Tragweite der Veränderungen begriffen haben. Und sie hat nicht gerade gut darauf reagiert.«
    »Es war etwas plötzlich, oder? Geben Sie ihr Zeit. Sie ist eine gute, eine gerade Klinge.«
    Var’n Sipach sah sie mit zweifelndem Blick an.
    »Ein Bevollmächtigtes Beil sollte sich nicht angreifbar machen.« Choraiks Stimme war ruhig aber eindringlich. Er kämpfte um ihr Leben.
    »Wollen Sie mich etwa kritisieren Choraik d’Vharn?«, gab var’n Sipach gereizt zurück.
    »Ich denke lediglich über das größere Bild nach, über Folgen und Konsequenzen.« Choraiks Stimme war ruhig geblieben. Die Ruhe gab ihr eine Hoffnung, die sie vorher schon erstorben geglaubt hatte. »Die … restlichen Kämpfenden haben sich ergeben«, fuhr er fort. »Unmittelbar nachdem Sie verschwunden waren. Sie sind im Gewahrsam der Miliztruppe. Noch maskiert und unerkannt. Jetzt lassen Sie Leutnant Kuidanak töten? Dafür wird es eine Begründung geben müssen. Ob Kinphaure oder nicht. Und die Augen anderer Kinphauren, besonders der Angehörigen bestimmter Klans, richten sich mit großer Neugier auf alles, was Sie betrifft. Außerdem bezweifle ich, dass Sie die Angehörigen dieser Miliztruppe, die Leutnant Kuidanak so loyal in den Kampf und zum Teil in den Tod gefolgt ist, derart einschüchtern können, dass sie alle Fragen einstellen oder über das, was sie hier in dieser Nacht gesehen haben, uneingeschränktes Stillschweigen bewahren werden. Sie werden sie ebenfalls töten müssen. Die Frage ist, was ist einfacher und besser für Sie? Jemand, der so so hartnäckig und effizient ist wie Leutnant Kuidanak … wie hoch sind die Chancen, dass Sie für sie den Körper des Moloch-2 sicherstellen wird? Wie viel bedeutet Ihnen das?« Choraik wusste

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