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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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sie mit blankem Fechtspeer über seinem gestürzten Verschworenen stand. Er sah, dass er jetzt ihre Aufmerksamkeit hatte. Vielleicht konnte er diese Sache doch für sich nutzen und eine wertvolle Klinge für sich gewinnen.
    »Sie sind hart, Leutnant Kuidanak«, sagte er. »Sie sind zielstrebig. Wenn Sie einmal ein Ziel ins Auge gefasst haben, dann verfolgen Sie es bis zum Ende. Effektiv wie ein Kunaimrau. Bisher wurden Sie darin von Ihren alten Vorgesetzten immer nur behindert. Mit ihren ganzen weichlichen Regeln und Skrupeln. Aber in dieser neuen Welt haben Sie ganz andere Möglichkeiten, Leutnant Kuidanak. Sie sind die neue Version, die stärkere Version. Die Version der neuen Zeit. Jemand wie Sie kann in hohe Positionen aufsteigen. Er kann die Straßen in dieser neuen Welt anlegen. Er kann diese Straßen sauber halten; die Wahl der Methoden steht ihm dabei frei. Ganz neue Möglichkeiten.«
    Er sah, wie sie sich aufrichtete, ihr Blick sich in den seinen bohrte. Ja, sie war aus dem richtigen Stahl. Sie griff hart durch. Sie war wie geschaffen für den Auslesekampf einer Kinphaurenwelt.
    »Sie und ich, wir haben die gleichen Ziele. Wir können es weit miteinander bringen.« Mit welch eiserner Konsequenz sie die Straßen ihrer Stadt hatte sauber halten wollen. Genau wie er. Ein Miteinander der geraden Klingen im Blick, eine Stadt der Klarheit unter Herrschaft der Kinphauren. Die Menschen, die in diese neue Zeit passten, und die Kinphauren gemeinsam.
    »Schauen Sie sich als Beispiel an, was hier vorgeht. Was Sie attackiert haben, weil Sie es nicht durchschaut haben. Weil Sie geglaubt haben, im alten Verständnis Ihrer Aufgaben, wie Ihre alten Vorgesetzten Sie Ihnen aufgezwungen haben, dass es Ihre Pflicht sei, dies zu verfolgen. Aber sehen Sie den tieferen Sinn dahinter.«
    Nein, ihr Blick war frei von Verständnis, das sah er. Er musste es ihr erklären.
    »Ich wollte – genau wie Sie – durch all das die Straßen von Rhun sauber halten.« Ja, etwas bewegte sich bei ihr. Erkläre es weiter!
    »Diese verwandelte Droge unter all die Abhängigen verteilt – die ‚Bleiche‘, wie sie es nennen –, all das dient dazu, den ganzen kranken Bodensatz auszudünnen, all den stinkenden Schlick am Boden des Fasses. Die sich windenden Verbrecher, die Unwerten, das krummgewachsene und hinterhältige Volk, das ohnehin nicht bestehen könnte, wenn man es nicht mit falscher Milde am Leben – –«
    Kuidanaks Schrei zerriss die Luft. Sie sperrte weit den Mund auf und röhrte los. Dann stürzte sie auf ihn los, und bevor er sich versah hatte sie ihn gepackt und er spürte die Klinge des Fechtspeers an seiner Kehle. Er spürte, wie die Klinge seine Haut ritzte und das Blut an seinem Hals herablief.
    »Unwert.« Sie fauchte ihn an; er fühlte ihren heißen Atem in seinem Gesicht. »Krummgewachsen. Hinterhältig.«
    Ihre Augen blitzten wie der kalte Glanz auf einer Klinge. »Jetzt fährst du zur Hölle.«
    Der Milizionär bei den Kutschen war ihnen wacker entgegengetreten, hatte ihnen seiner Pflicht folgend den Weg verstellt, trotz der gewaltigen Gestalt des Ankchorai, die in der Dunkelheit wie ein furchteinflößender Schatten an seiner Seite aufragen musste. Die Klinge seines Fechtspeers blitzte in der Dunkelheit. Keine Fechtstange? Eine Klinge? Eine scharfe Waffe bei einem Milizionär? Natürlich hatte er ihn nicht erkannt, zwei Gestalten, die mitten in der Nacht einer rasch heraneilenden Kutsche entstiegen. Wie hätte er in einer von ihnen seinen eigenen Hauptmann vermuten können.
    Hier also hatte sich var’n Sipach mit ihm treffen wollen. Die Ruinen unter dem Galgenbug. Jetzt war Banátrass schon so lange in Rhun, aber hier war er noch niemals gewesen.
    »Die Waffe runter, Gardist!«, hatte er den Mann vor ihnen angerufen und seinen eigenen Namen genannt. »Hauptmann Kylar Banátrass. Was geht hier vor?«
    Der Gardist hatte es ihm erzählt, immer mit einem halb argwöhnischen, halb verstörten Blick auf den riesenhaften Ankchorai-Leibwächter an seiner Seite. Schon bevor er geendet hatte, ging mit einem Mal ein Ruck durch die bis dahin bildnisgleich starre Gestalt des Ankchorai, und ohne ein Wort zu sagen, rannte dieser los, auf den Schatten der gewaltigen Turmruine zu. Banátrass stutzte kurz, dann stürzte er ihm hinterher, den Gardisten einfach unverrichteter Dinge zurücklassend. Die Erkenntnis der Tragweite, dessen, was hier vor sich ging, machte sich, während er noch lief, rasch in ihm breit.
    Ein Miliztrupp sollte hier

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