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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Lauf den Fechtspeer mit dem Keulenende vorwärts. Sie erwischte ihn mit vollem Schwung an der Schulter, der Schwarze kippte im Laufen weg, stolperte gegen eine Wand und stürzte zu Boden.
    Da lag er, und sie war über ihm. Die Spitze der Fechtspeerklinge fand seinen Hals unter der Schutzkappe, der Gestürzte erstarrte. Sie beugte sich nieder, griff mit ihrer Hand den Rand der Schutzkappe. Die Panzerung fühlte sich seltsam an, leicht, starr, trotzdem sehr hart; sie hatte noch nie vorher Drachenhaut berührt. Wie ging das Ding nur ab? Sie wollte wissen, wer unter der Maske steckte. Ja, das Ding ließ sich anscheinend nach oben … Sie zog daran und die das Gesicht bedeckende Kappe klappte nach oben.
    Sie fuhr zurück.
    Dunkle Augen schauten sie aus einem bekannten Gesicht gerade und hart an.
    »Sie?«, brach es fassungslos aus ihr heraus.
    Die Augen fixierten sie furchtlos und scharf. Einer der Herren dieser Stadt, von keinerlei Schuldgefühl belastet. Einer der Herren. Er blickte sie nur stumm an, abwartende, blinde Sicherheit in sein Gesicht geschrieben.
    Die Erkenntnis und die Zusammenhänge darum kamen bei ihr an. Warum ihr Hauptmann sie von der Verfolgung der für die Bleiche verantwortlichen Droge zurückgepfiffen hatte.
    »Du …!« Sie keuchte, würgte es hervor, ihre Stimme roh vor Wut.
    Den Schatten, sie sah ihn und konnte daher rechtzeitig der Klinge ausweichen. Wirbelte herum und stand dem Rotgewappneten auf kurze Distanz gegenüber. Der, auf den sie mit der Armbrust gefeuert hatte, der, welcher var’n Sipach auf seiner Flucht vor ihr begleitet und gedeckt hatte. Die bleiche Welle war wieder mit aller Macht da und füllte sie aus, die kalte Wut. Das Bevollmächtigte Beil des Heereskommandanten. Sie hatte den Rotgewappneten wohl nur schlecht mit ihrem Armbrustbolzen getroffen. Kein Wunder bei einem Schuss aus dem Laufen heraus. Hatte wahrscheinlich nicht einmal den Panzer durchschlagen, oder nicht hart genug, um ihn mehr als zu ritzen.
    Ein kurzer Moment, in dem sie sich mit Blicken maßen, dann griff der Rotgewappnete an, schwang sein Schwert zu einem mittelhohen Hieb. Sie wich aus, konterte mit der Fechtstange. Ein Abtausch von Hieben und Schwüngen, bei dem sie seinen Attacken entgehen konnte. Sie kämpften mit sehr unterschiedlichen Waffen, nach unterschiedlichen Schulen gegeneinander. Sie schenkten sich nichts, und die Wut trieb Danak nach vorn. Ihr Gegner wehrte ihre Hiebe ab, versuchte zu kontern. Ein weiterer Konter, diesem gab sie zum Schein nach, wich zurück, gab sich bedrängt. So dass der Rotgewappnete einen Vorstoß wagte, als er eine Blöße zu sehen glaubte. Sein Hieb kam schräg abwärts. Statt zu versuchen, ihn zu parieren, sprang sie vorwärts, ließ den gegnerischen Stahl vorbeiziehen, nutzte den Moment des Durchgangs und führte das Keulenende des Fechtspeers rückwärts in einem harten Schwung. Sie spürte, wie ihr Schlag traf, schnellte herum, im Rücken des Rotgewappneten, setzte sofort mit einem Schlag des Keulenendes gegen dessen Schädel nach. Der Rotgewappnete ging wie ein nasser Sack zu Boden.
    Und schnell. Keine Gnade. Den Stiefel auf den Gefallenen; sie trat brutal und hart zu, warf ihn herum, auf den Rücken. Den Fuß auf die Brust, bevor er sich rühren konnte. Den Fechtspeer gewendet, die Klinge an den Hals …
    »Halt!«
    Var’n Sipachs Stimme hallte in dem hohen, steinumschlossenen Raum.
    Danak stand über dem Gefallenen, wandte sich zu var’n Sipach hin.
    Er hatte nicht einmal die Gelegenheit genutzt zu fliehen, er hatte sich lediglich dort, wo er gestürzt war, aufgerichtet. Und sah sie herausfordernd an.
    »Warum?« Etwas anderes kam nicht über ihre Lippen.
    »Weil ich es sage. Weil ich der bin, der ich bin.« Das hatte sie schon zur Genüge verstanden; er aber wohl nicht, was sie mit ihrer Frage gemeint hatte. »Und weil Sie eine gerade Klinge sind, die es in dieser Stadt weit bringen kann.«
    Sie war fassungslos, was da aus dem Mund dieses Kerls kam. »Wie?«
    »Dies ist eine neue Zeit.« Ja, wie neu und anders diese Zeit war, begann sie gerade erst wirklich zu begreifen. »Sie können alles erreichen, was Sie wollen. Was Sie schon immer wollten. Ihnen werden keine schwachen Vorgesetzten mehr im Weg stehen. Sie können vorgehen, wie Sie wollen. Mit Ihrer ganzen Klarheit.« Was redete dieser Mann, dieser Kinphaure, dieses Spitzohr da.
    Var’n Sipach schwieg, ließ einen Moment verstreichen. Einen Moment, in dem er sie von oben bis unten maß, diese Kuidanak, wie

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