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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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schrammte sich in Mergelboden –, dachte, Oh mein Gott, der zermalmt dich, das war‘s , schlüpfte frei, irgendwie, die Armbrust kam klappernd auf, der Pfeil löste sich surrend dabei, sie keuchte. Wollte hoch.
    Sah den Umriss des Homunkulus direkt vor sich, so dass er fast ihr ganzes Blickfeld ausfüllte; halb gestürzt, halb gekauert, wollte er sich auf einem Arm aufrichten. Der zerstörte Arm gab dabei ein gequältes surrendes Knirschen von sich; Bewegungen und Schnelligkeit der Kreatur waren durch die Beschädigungen anscheinend eingeschränkt. Ein Schatten stürzte sich auf den Homunkulus. Khrival war auf ihm und hatte sein Kurzschwert hoch über den Kopf gehoben, kurz davor, es auf den Nacken des Viehs niedersausen zu lassen.
    Der Homunkulus stemmte sich abrupt hoch, Khrival auf seinem Rücken schwankte, kippte, verlor die Balance. Die Kreatur fing sich einen weiteren Pfeil ein, von Histan präzise in das rechte der drei Augen gepflanzt. Sie fuhr brüllend zu ihm herum, wandte sich ihm zu, trat dabei wie beiläufig nach dem gestürzten Khrival aus. Der mächtige Fuß donnerte auf den Boden, dass das Gewölbe erneut erzitterte. Khrival hatte sich gerade noch zur Seite werfen können; sie sah ihn in der aufstiebenden Staubwolke, sah wie er in die Hocke kam. Sah, wie der Homunkulusarm mit der Klinge daran seitlich aushieb. Khrivals elegante Bewegung stoppte abrupt. Sie hörte ein Röcheln. Dann sackte Khrival zur Seite weg, als habe ihn jemand einfach umgekippt. Die Körperspannung seiner Glieder löste sich in ein schlaffes Baumeln.
    Der Boden war fort, unter ihren Füßen weggestürzt. Sie hing in kalter, nicht endender Leere.
    Und trotzdem mussten ihre Füße sich an etwas abdrücken, als sie vorstürzte, auf die Kreatur zu. Nein, das ist nicht wahr , schoss es durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Ihm ist nichts geschehen, ihn hat nur ein Hieb unglücklich am Panzer erwischt. Sonst nichts… Histan wurde vom massiven Umriss des Homunkulus vor ihr verdeckt, sie konnte nicht erkennen, was geschah, sah nur die heftige Bewegung des Homunkulusrückens, Stahl klirrte, sah dann Histans Gestalt, wie er zur Seite weghechtete.
    In ihrer Hand hielt sie das Schwert; die Armbrust war verschwunden, die hatte sie wohl fallengelassen, ohne dass es ihr bewusst geworden war. Der breite Rücken des Homunkulus vor ihr beugte sich abrupt in der Bewegung – sie dachte an Khrivals Attacke und sprang. Die Sohle ihres Fußes traf das Kreuz der Kreatur, fand knappen Halt. Durch die Luft wirbelnd sah sie den ungeschützten Nacken des Viehs unter sich, zielte den Hieb ihrer Klinge dorthin, fand Widerstand. Ein Schlag traf sie. Als wäre sie mit voller Wucht gegen einen Balken geprallt. Der herumschnellende Arm des Monstrums hatte sie im Flug erwischt, trieb ihr die Luft aus den Lungen. – Inaim sei Dank, nur der Arm, nicht die Klinge! – Sie flog durch die Luft, krachte in morsche, nachgebende Ziegel, brach in einem stürzenden Haufen aus Trümmern zusammen.
    So schnell. So viel Kraft.
    Ihr Kopf dröhnte, ihre Sicht war verschleiert. Wie durch Nebelschwaden, so als schwankte alles um sie her, sah sie die schwere Masse des Homunkulus schnell auf sich zukommen.
    Bewegung in den Augenwinkeln, Rufe durch das Gewölbe.
    Das war Chiks Stimme. Sie stemmte sich mühevoll hoch, ein stechender Schmerz ging durch ihre Seite und ließ sie aufkeuchen. Sie taumelte, benommen und auf schwachen Beinen, sah den Homunkulus innehalten. Er zuckte, brüllte auf. Ein weiterer Pfeil saß ihm im Kiefer.
    Schreckens-, Erstaunensschreie von der Seite: Man hatte den Homunkulus jetzt zur Gänze erblickt.
    Noch immer brüllend, wandte sich der Schädel der Kreatur in die Richtung der Rufe. Ihr Blick folgte ihm. Tatsächlich. Chik und Uniformmäntel von Gardisten. Milizgefährten kamen ihnen zu Hilfe. Stutzten allerdings in ihrem Lauf, jetzt wo sie das ungeschlachte, ramponierte Geschöpf so deutlich vor sich sahen. Hoben dann panisch Armbrüste und Klingen, als es auf sie zustürmte. Die Rufe der Milizionäre wurden vom röhrenden Angriffsschrei der Kreatur übertönt. Der höhlenartige Raum des Gewölbes dröhnte zitternd davon wider.
    Kopf und Hals, das waren die Schwachstellen; sonst schien die Kreatur unempfindlich. Keine Chance, es ihnen in dem Kampflärm zuzurufen. Bevor sie weiter nachdenken konnte, stürmte sie schon auf das tobende Gewühl zu. Der Homunkulus füllte beinah den ganzen Raum bis zur Decke, wie ein gewaltiges, rasendes Raubtier, die

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