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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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lange vor mir her.
    »Um vierzehn Uhr findet eine Besprechung statt.«
    Die Fotos auf meinem Bett entsprachen der Realität bereits nicht mehr. Inzwischen sah Michelle ganz anders aus als vor vier Monaten. Sie war viel größer und längst aus dem teuren Kleid herausgewachsen, das meine Exfrau ihr gekauft hatte: schwarzer Samt mit einem weißen Spitzenkragen.
    Auf den Bildern steht meine Exfrau ständig im Mittelpunkt; sie hält Michelle die Torte hin, damit das Kind die Kerzen auspusten kann, und hilft ihm beim Auspacken der Geschenke. Man hat den Eindruck von einer hingebungsvollen Mutter. In Wirklichkeit lebt meine Tochter bei mir, und meine Exfrau kümmert sich nicht allzusehr um sie. Sie taucht nur an jedem zweiten Besuchswochenende auf, und mit dem Beitrag zum Unterhalt nimmt sie es auch nicht gerade genau. Wenn man sich die Fotos ansieht, würde man das freilich kaum glauben.
    »Wo ist die Toilette?«
    »Ich habe ein Auto. Wir können zusammen fahren.«
    Ich büffelte weiter. Offiziell war ich an diesem Abend natürlich im Dienst, ich hatte nämlich Bereitschaftsdienst als Officer des Sonderdezernats und mußte mit Anrufen aus dem Präsidium in der Innenstadt rechnen. Aber der 9. Februar fiel auf einen ruhigen Donnerstag, und ich erwartete keine größeren Aktionen. Bis neun Uhr waren nur drei Anrufe eingegangen.
    Zum Sonderdezernat gehört unter anderem der Diplomatische Dienst der Polizei. Wir sind zuständig, wenn es Probleme mit Diplomaten und Prominenten gibt, und stellen Ausländern, die, aus welchem Grund auch immer, mit der Polizei in Berührung kommen, Dolmetscher und Kontaktleute zur Verfügung. Der Job ist sehr abwechslungsreich, aber nicht besonders anstrengend.
    Wenn ich Bereitschaftsdienst habe, erreichen mich normalerweise fünf, sechs Anrufe mit der Bitte um Hilfe; Notfälle sind nie darunter. Es ist kaum je nötig, ins Auto zu steigen und irgendwo hinzufahren. Kein Vergleich mit der Arbeit eines für die Presse zuständigen Officers - das war ich nämlich, bevor ich ins Sonderdezernat kam.
    Wie auch immer, beim ersten Anruf am Abend des 9. Februar ging es um Fernando Conseca, den chilenischen Vizekonsul. Ein Streifenwagen hatte ihn angehalten; Ferny saß betrunken hinter dem Steuer, machte jedoch sein Recht auf diplomatische Immunität geltend. Ich sagte den Streifenpolizisten, sie sollten ihn nach Hause bringen, und notierte mir den Vorfall, um mich am nächsten Tag wieder einmal beim Konsul zu beschweren.
    Eine Stunde darauf riefen Kollegen aus Gardena an. Sie hatten nach einer Schießerei in einem Restaurant einen Verdächtigen festgenommen, der nur Samoanisch sprach, und wollten nun einen Dolmetscher. Ich sagte, daß ich ihnen einen besorgen könne, alle Samoaner allerdings Englisch sprächen, weil das Land schon seit Jahren amerikanisches Territorium ist. Daraufhin meinten die Detectives, sie würden es auch so schaffen. Dann kam ein Anruf, in dem mir mitgeteilt wurde, daß Übertragungswagen des Fernsehens die Feuerwehrzufahrten zum Aerosmith-Konzert blockierten. Ich ordnete an, die Sache der Feuerwehrzentrale zu übergeben. Die folgende Stunde hindurch blieb es ruhig. Ich widmete mich wieder meinem Lehrbuch und meiner Singsang-Frau, die mir Sachen wie »Gestern war es regnerisch« vorplapperte.
    Dann rief Tom Graham an.
    »Es geht um die verdammten Japsen«, sagte er. »Kaum zu fassen, was die sich erlauben. Am besten kommst du gleich her, Pete-san. Figueroa Street 1100, Ecke Seventh Street. Im neuen Nakamoto-Gebäude.«
    »Was ist denn passiert?« fragte ich. Graham ist ein guter Detective, aber er neigt dazu, alles aufzubauschen.
    »Was los ist, willst du wissen? Die verdammten Japsen wollen den Kontaktmann des Sonderdezernats sprechen, das ist los. Und der bist nun mal du, Junge. Die sagen, sie lassen die Polizei nicht weiterermitteln, bevor der Kontakt-Officer da ist.«
    »Nicht weiterermitteln? Was ist passiert?«
    »Mordsache. Eine Weiße, an die fünfundzwanzig, wahrscheinlich vergewaltigt. Liegt mitten im Konferenzsaal, alle viere von sich gestreckt. Netter Anblick, kann ich dir sagen. Komm her, so schnell du kannst!«
    »Ist das Musik im Hintergrund?« fragte ich.
    »Ja, Mensch. Hier ist ‘ne Riesenparty im Gang: großer Empfang zur Einweihung des Nakamoto Tower. Aber jetzt fahr endlich los, ja?«
    Ich rief meine Nachbarin, Mrs. Ascenio, an und fragte, ob sie bereit wäre, auf Michelle aufzupassen; den kleinen Nebenverdienst konnte sie immer gut brauchen. Während ich auf sie

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