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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Lifttüren stand in einem speckigen Cordsamtjackett, hastig eine Zigarette paffend, Tom Graham.
    G raham war früher einmal Halfback im Football-Team der University of Southern California gewesen, aber zum Spitzenspieler hatte er es nie gebracht. Diese Episode haftete ihm an wie ein Charakterzug; es war, als würde ihm die entscheidende Beförderung ewig versagt bleiben, als würde er auf der Karriereleiter eines Detective die nächste Sprosse nach oben nie schaffen. Er hatte sich von einem Dezernat ins andere versetzen lassen und doch nie einen Bereich gefunden, in dem es ihm gefiel, oder einen Kollegen, mit dem er gut ausgekommen wäre. Weil er nie ein Blatt vor den Mund nahm, hatte er unter den Vorgesetzten wenig Freunde, und jetzt, mit neununddreißig, standen die Chancen für ein berufliches Weiterkommen für ihn sehr schlecht. Er war verbittert, schroff und hatte stark zugenommen - ein massiger, schwerfälliger Kerl, ein unangenehmer Mensch: Er hatte eine miese Art, andere niederzumachen. In seinen Augen war menschliche Integrität ein Zeichen für Schwäche, und jedem, der das anders sah, begegnete er mit Sarkasmus.
    »Hübscher Anzug«, sagte er zu mir, als ich auf ihn zuging. »Siehst todschick aus, Peter.« Er zupfte mir ein imaginäres Fädchen vom Revers.
    Ich ignorierte es. »Wie läuft’s denn, Tom?«
    »Ihr solltet bei dieser Party mitmachen, anstatt hier zu ermitteln, Leute.« Er wandte sich an Connor und schüttelte ihm die Hand.
    »Hallo, Jack. Wer hatte denn die Idee, Sie aus dem Bett zu holen?«
    »Ich bin nur als Beobachter hier«, erwiderte Connor sanft.
    »Fred Hoffmann hat mich gebeten, ihn mitzunehmen«, sagte ich.
    »Ist mir sehr recht, daß Sie da sind. Ich kann ein bißchen Hilfe gebrauchen. Ziemlich angespannte Atmosphäre da oben.«
    Wir gingen weiter zu den Aufzügen. Ich sah noch immer keine anderen Polizisten und fragte: »Wo sind denn alle?«
    »Gute Frage«, erwiderte Graham. »Die haben es geschafft, alle unsere Leute hinten beim Lieferanteneingang festzuhalten. Die behaupten, der Lastaufzug wäre am schnellsten. Reden andauernd davon, wie wichtig ihr großer Eröffnungsempfang ist und daß er von nichts und niemandem gestört werden darf.«
    Die Lifttüren kontrollierte ein uniformierter japanischer Wachmann, der uns abschätzig musterte. »Die beiden hier gehören zu mir«, sagte Graham. Der Wachmann nickte, sah uns jedoch mit zusammengekniffenen Augen mißtrauisch nach.
    Wir stiegen ein.
    »Scheißjapaner!« sagte Graham, als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte. »Das hier ist immer noch unser Land. Noch sind wir hier die Polizei in unserem eigenen Land!«
    Durch die Glaswände der Kabine sahen wir vor uns Downtown Los Angeles, während wir im leichten Dunst nach oben fuhren. Genau gegenüber stand das hell erleuchtete Arco-Gebäude.
    »Weißt du eigentlich, daß diese Aufzüge verboten sind?« fragte mich Graham. »Laut Gesetz dürfen Aufzüge aus Glas nur bis in den neunzigsten Stock gebaut werden, und dieses Gebäude hat siebenundneunzig Stockwerke. Es ist das höchste in Los Angeles. Aber das ganze Gebäude hier ist ja im Grunde ein einziger Ausnahmefall. In sechs Monaten haben sie es hochgezogen. Und weißt du, wie? Die haben Fertigteile aus Nagasaki eingeflogen und sie hier zusammengebaut. Ohne einen einzigen amerikanischen Bauarbeiter. Hatten eine Sondererlaubnis, so daß sie unsere Gewerkschaften umgehen konnten, und zwar wegen eines sogenannten technischen Problems, mit dem angeblich nur Japaner fertig werden konnten. Glaubst du diesen Mist?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Immerhin sind sie damit bei den Gewerkschaften durchgekommen.«
    »Beim Stadtrat sind sie damit durchgekommen, Mensch!« sagte Graham. »Aber natürlich nur mit Geld. Und wenn eines klar ist, dann, daß die Japaner Geld haben. Damit haben sie sich von der Bebauungsbeschränkung freigekauft und von der Erdbebenverordnung. Die haben alles erreicht, was sie wollten.«
    Ich hob die Schultern. »So ist das eben in der Politik.«
    »Was du nicht sagst! Weißt du, daß die nicht mal Steuern zahlen? Ja, mein Freund, die Stadt erläßt ihnen acht Jahre lang die Grundsteuer. Wir sind wirklich dabei, dieses Land aus der Hand zu geben.«
    Eine Weile fuhren wir schweigend weiter hinauf. Graham starrte nach draußen. Es waren Hochgeschwindigkeits-Fahrstühle von Hitachi, ausgestattet mit der allerneuesten Technik. Die schnellsten und angenehmsten Aufzüge der Welt. Wir tauchten in dichteren Dunst ein.
    Ich

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