No Sex in the City
Stadt langsam auf. Der Tag würde wieder sehr schön werden. Der Fluss glitzerte in der frühen Morgensonne, und es störte sie nicht im Mindesten, dass die Frühaufsteher sie in ihrem Abendkleid komisch anstarrten. Kaum zu glauben, der erste Tag mit Glastonbury war angebrochen -oje, Katie überlegte, ob sie sich für Toni entscheiden sollte. Sie öffnete eine Flasche Perrier, die sie vom Krankenhaus mitgenommen hatte, und schaute verträumt aufs Wasser.
Sie wollte nicht nach Hause gehen. In ihre leere, stille Wohnung. Selbst Claras Anwesenheit wäre besser gewesen als gar nichts. Sie fragte sich, ob wohl noch etwas im Kühlschrank war. Ihre Sommersachen lagen vermutlich noch in den Schubladen. Ein Kohlefrachter fuhr unter der
Brücke entlang, und der Mann an Deck winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Sie war zu Hause. Es war Unsinn zu glauben, dass sie sich zwischen zwei Männern entscheiden könne. Das gehörte nicht zu den Dingen, die ihr widerfuhren. Und was sollte sie wohl tun? Es wie Louise machen und sich einen Tritt geben und umziehen? Blödsinn. Die ganze Sache war Blödsinn. Dieser verdammte Ort hatte sie mit einem Zauber belegt, der dem strahlenden Morgenlicht hier nicht standhielt.
Wenn sie in kleinen Schritten vorgehen würde, würde es schon klappen. Erst die Klamotten. Sich umziehen. Dann vielleicht ein ausgiebiges Bad nehmen. Ja, ein Bad nehmen wäre jetzt ein denkbar guter Plan. Dann ein Nickerchen. Ein langes Nickerchen auf sauberen Laken in einer Wohnung ganz für sich allein. Dann würde sie ihre Schwester besuchen. Und ihre Nichte - wow, sie war jetzt Tante, da fühlte man sich gleich schrecklich alt. Eins nach dem anderen. Und am nächsten Tag würde sie wieder arbeiten gehen, wie sie es immer getan hatte, sie würde ein neues Projekt bekommen und schuften und darauf hoffen, dass sie einen netten Börsenmakler kennenlernen würde, und alles würde absolut gut werden, und die Zeit würde vergehen, und an Schottland würde sie denken, als wäre es nur ein Traum gewesen, ein albernes Zwischenspiel in ihrem Leben, in dem alle Männer sie geliebt hatten, und sie . Nun, es war ein ewiges Auf und Ab gewesen, aber sie hatte auch großen Spaß gehabt. Sie könnte auf Besuch hinfahren. Irgendwann würde sie sowieso ihr Auto holen müssen, und außerdem würde sie natürlich Louise besuchen. Und wenn sie schon einmal da war, könnte sie vielleicht auch die anderen besuchen . Und sich an den Abend zurückerinnern, da alles möglich gewesen war. Und versuchen, nie wieder darüber nachzudenken, was sie alles hätte tun können.
Irgendwo hinter ihr machte ein Wagen quietschend eine Vollbremsung, aber sie beachtete es gar nicht. Der Verkehr hatte immer stärker zugenommen, seit sie losgelaufen war. Es gab keine Stoßzeit mehr in London, es war immer etwas los. Und sie wusste, wenn sie sich umdrehen würde, wäre der Bann gebrochen, und sie könnte nach Hause laufen und zum Rest ihres Lebens übergehen.
»Katie«, rief eine Stimme.
Katie blinzelte und drehte sich langsam um.
Drüben auf der anderen Straßenseite tat ein Mann sein Bestes, sich durch den dichten Verkehr zu schlängeln.
»Was ... was machst du denn hier?«, fragte Katie.
Das fragte sie allerdings erst, nachdem sie sich buchstäblich in seine Arme geworfen und er sie lange gehalten und sie immer wieder gesagt hatte: »Es gab immer nur dich, aber das habe ich nicht gewusst, und dann wusste ich es plötzlich ...«, und dann war sie in Tränen ausgebrochen und hatte ewig nicht aufhören können.
»Schsch«, sagte er und streichelte ihr Haar. Er hätte am liebsten sein Gesicht darin versenkt.
»Ich dachte, ich hätte die Sache so richtig vermasselt, wegen Iain und so ... und dann einfach so zu verschwinden .«
»Nein«, sagte Harry. »Nein, ich war es, der den eifersüchtigen Idioten herausgekehrt hat. Ich hätte die Sache nicht schlimmer vermasseln können. Mir ist klar geworden ... Ich bin nicht wegen meiner Mutter so schrecklich oder weil ich halt so bin ... Es ist nur, dass .« Er räusperte sich. »Ich bin ein bisschen einsam. Ich habe schon einmal eine Frau vergrault, und zum Teufel noch mal, das scheint ja wirklich zur Gewohnheit zu werden.«
Katie klammerte sich ganz fest an ihn.
»Die Sache mit Iain habe ich übrigens geklärt.«
Sie sah zu ihm auf, und die Tränen liefen über ihr Gesicht. »Gut.«
»Ich sollte es dir vielleicht nicht erzählen, aber ich tu es trotzdem, weil ich dich für mich haben will.«
»Was?«
»Sobald du
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