no_way_out (German Edition)
direkt von der Müllkippe.
»Wenn du an ihre Kohle willst, vergiss es.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete.
»Verdammt, Edy! Hör endlich auf rumzuzicken und hilf mir, ihn ins Haus zu bringen!«, fuhr Jake sie an.
Edy? Die scharfe Braut hieß wie ein Kerl?
»Sicher nicht.« In das Schrille mischte sich Ekel. »Der Typ ist voller Blut und stinkt wie ein Schwein.«
Jake packte sie am Arm und zog sie zu sich heran. »Er ist verletzt.«
»Bring ihn in die Notaufnahme. Sollen die sich um ihn kümmern.« Sie wand sich aus seinem Griff. »Das war kein Unfall, sondern ein Trick, Jakey-Daddy. Es gibt Typen, die tun alles, um an Mams Geld zu kommen.«
Die Tusse spuckte Jake die Worte ins Gesicht. Sie hätten genauso gut ihm gelten können. Nicht gerade das, was eine liebende Tochter tut. Wäre ich Jakey-Daddy gewesen, hätte ich ihr eine gescheuert, doch Jake schien das Verhalten seiner Tochter witzig zu finden. Lachend schaute er ihr nach, wie sie über den perfekt getrimmten Rasen verschwand.
»Weiber!« Jake blinzelte mir zu. »Können ganz schön giftig werden, nicht wahr?«
Hier war alles giftig. So viel kapierte ich sogar in meinem lädierten Zustand. Von Gift sollte man sich fernhalten. Das hatte ich gelernt. Auf die harte Tour. Ich hatte keinen Bock auf eine Wiederholung.
»Bring mich in die Notaufnahme.« Meine Stimme klang wie Brei.
Jake lachte schon wieder. »Du bist wie sie. Eine Wildkatze. Weißt du das?«
Ich wusste nur eins: Ich wollte weg. Jetzt gleich. Das bisschen Kraft, das ich noch hatte, reichte aus, mich aus dem Wagen fallen zu lassen. Zum Aufstehen nicht mehr. Ich tat etwas völlig Sinnloses. Ich kroch. Jake lachte immer noch. Es war krank. Ich kroch und er schaute mir zu und lachte. Der Kerl war besoffener, als ich dachte, oder total verrückt! Nachdem er genug gelacht hatte, packte er mich, zog mich hoch und brachte mich zum Haus. Ich hatte keine Kraft mehr, mich gegen diesen Irren zu wehren.
Wir waren beinahe bei der Tür, als ein Wagen auf den riesigen Platz vor dem Haus einbog und neben Jakes Luxusschlitten parkte. Ein beeindruckend großer Typ in einem dunkelgrauen Anzug stieg aus und eilte auf uns zu.
»Das ist Walter«, erklärte Jake. »Er ist Arzt.«
»War«, korrigierte ihn Walter. »Allerdings ein verdammt guter«, fügte er nach einem Blick in meine Augen an, in denen die nackte Panik gestanden haben muss. »Vertrau mir.«
Das mit dem Vertrauen war so eine Sache. Ich vertraute niemandem. Schon gar nicht Walter. Irgendetwas musste faul sein, wenn einer nicht nach Krankenversicherungen fragte und auch sonst nicht viel wissen wollte. Er schien nicht einmal richtig hinzuhören, als Jake ihm die gleiche Geschichte verklickerte, die er schon seiner Tochter erzählt hatte, nämlich, dass ich ihm vor den Wagen gelaufen sei. Ich musste aufpassen. Wach bleiben. Die Kontrolle behalten.
Jake und Walter brachten mich in ein Badezimmer, in dem locker Smileys ganze Hütte Platz gehabt hätte. Wortlos zogen sie mich bis auf die Boxershorts aus, dann drückten sie mich auf eine Art hölzerne Bank, die sehr teuer aussah, und von der ich nicht wusste, was sie in einem Bad verloren hatte.
Normalerweise reagieren die Leute entweder mit entsetzten Ausrufen oder betretenem Schweigen auf meinen Körper. Nicht so Jake und Walter. Jake betrachtete mit offener Neugier meine Narben und Tattoos, Walter schaute sich ein paar davon etwas näher an, vermutlich aus professionellem Interesse, doch die beiden verloren kein Wort über das, was sie sahen. Es war, als hätten sie gewusst, was sich unter meinen Klamotten verbarg. Mein innerer Alarm schlug an, noch heftiger als vorher auf dem Parkplatz.
Doc Walter war mittlerweile mit seinen Begutachtungen bei meinen Verletzungen angekommen. »Das sieht übel aus«, meinte er zu der ziemlich langen, klaffenden Wunde unter meinem rechten Knie. »Ich gebe dir etwas gegen die Schmerzen, bevor ich mit dem Verarzten beginne.«
Er öffnete seinen Koffer und spritzte mir irgendein Zeug, das sehr schnell und sehr heftig einfuhr. Ich fühlte nicht viel von den Stichen, weder von denen am Bein noch von denen am Kopf, aber ich bekam mit, wie ich ein ordentliches Büschel Haare verlor.
Nachdem mich Doc Walter zusammengeflickt hatte, steckten sie mich in ein sauberes T-Shirt. Gemeinsam brachten mich die beiden in einen Raum mit einer riesigen Glasfront, durch die ich glitzerndes Wasser sehen konnte, in dem eine wunderschöne Nixe schwamm. Ich glitt auf ein riesiges
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