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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bin, und es war mir verboten, es ihnen zu sagen, weil Vater so vorsichtig und so geheimnistuerisch und so schrecklich war, wenn er sich aufregte.
    »Wenn diese Männer uns verlassen, Vater«, hatte er anfangs gefragt, »was wird dann aus ihnen? Sie haben alle so große Angst. Warum denn? Du versprichst ihnen doch stets einen Lohn, nicht wahr?«
    »Du bist erst elf, mein Sohn. Ich werde dir die Unhöflichkeit, mir Fragen zu stellen, verzeihen – einmal. Und um dich an meine Großmut zu erinnern, wirst du drei Tage lang nichts zu essen bekommen, allein auf den Fujijama steigen und dort ohne Decke schlafen.«
    Yoshi erschauerte. Damals hatte er nicht gewußt, was Großmut bedeutet. Während jener drei Tage wäre er fast umgekommen, aber er tat, wie ihm befohlen. Als Lohn hatte ihm sein Vater, der Daimyo von Mito, mitgeteilt, er werde von der Familie Hisamatsu adoptiert und Erbe jener Toranaga-Linie werden: »Du bist mein siebter Sohn. Auf diese Weise wirst du ein eigenes Erbe haben und von etwas höherer Abstammung sein als deine Brüder.«
    »Ja, Vater«, hatte er gesagt, mühsam die Tränen zurückhaltend. Damals hatte er nicht gewußt, daß er zum Shōgun erzogen wurde, und sollte es auch nie erfahren. Als Shōgun Iyeyoshi dann vor vier Jahren an der Fleckenkrankheit starb und er zweiundzwanzig und bereit und von seinem Vater vorgeschlagen war, hatte taikō Ii Einspruch erhoben und gewonnen – Iis persönliche Streitmacht gebot über die Palasttore.
    Also wurde sein Vetter Nobusada ernannt. Yoshi, seine Familie, sein Vater und all ihre einflußreichen Anhänger wurden unter strengen Hausarrest gestellt. Erst als Ii ermordet wurde, erhielt er, genau wie alle anderen, die überlebt hatten, zusammen mit seinen Ländereien und Ehren die Freiheit zurück. Sein Vater war während des Hausarrests gestorben.
    Ich hätte Shōgun werden müssen, dachte er zum tausendstenmal. Ich war bereit, ausgebildet und hätte die Shōgunats-Versager aufhalten, hätte eine neue Verbindung zwischen dem Shōgunat und den Daimyos herstellen und mit den Gai-Jin fertig werden können. Ich hätte diese Prinzessin zur Frau bekommen müssen, ich hätte diese Vereinbarungen nie unterzeichnet oder zugelassen, daß die Verhandlungen so traurig gegen uns verliefen. Ich wäre mit Townsend fertig geworden und hätte eine neue Ära behutsamer Veränderungen begonnen, um die Welt draußen zufriedenzustellen – in einem Tempo, das wir bestimmen, nicht sie!
    Nun aber bin nicht ich Shogun, sondern Toranaga ist legal zum Shogun gewählt worden, die Verträge existieren, Prinzessin Yazu existiert, Sanjiro, Anjo und die Gai-Jin hämmern an unsere Tore.
    Er erschauerte. Ich müßte noch vorsichtiger sein. Gift ist eine uralte Kunst, ein Pfeil kann bei Tag oder bei Nacht treffen, Ninja-Mörder zu Hunderten lauern da draußen, für jeden käuflich. Und dann gibt es die Shishi. Es muß eine Lösung geben! Wie sieht sie aus?
    Meeresvögel, die über der Stadt und der Burg kreisten und schrien, störten ihn in seinen Gedanken. Er musterte den Himmel. Kein Anzeichen von Veränderungen oder von Unwettern, obwohl dies der Monat der Veränderungen war, in dem die starken Winde kamen und den Winter brachten. Der Winter wird in diesem Jahr schlimm werden. Keine Hungersnot, wie vor drei Jahren, aber die Ernte ist karg, sogar noch karger als letztes Jahr…
    Augenblick! Was hat Anjo doch gesagt, was war es, das mich an irgend etwas erinnert, das ich nicht vergessen darf?
    In steigender Erregung wandte er sich um und winkte einem der Leibwächter. »Bringt mir diesen Spion, den Fischer – wie hieß er noch? Ach ja, Misamoto. Bringt ihn heimlich in meine Gemächer – sofort! Er wird im östlichen Wachhaus festgehalten.«

8
    Dienstag, 18. September
    Genau bei Sonnenaufgang donnerten die Kanonen des Flaggschiffs ihren elfrohrigen Salut, als Sir Williams Kutter an der Gangway ablegte. Von der Küste, wo jeder nüchterne Mann angetreten war, um das Auslaufen der Flotte nach Edo mitanzusehen, drangen schwache Hochrufe herüber. Der Wind frischte auf, die See war glatt, der Himmel leicht bedeckt. Mit Phillip Tyrer an seiner Seite wurde er offiziell an Bord willkommen geheißen, der Rest seines Stabes befand sich bereits an Bord der begleitenden Kriegsschiffe. Die beiden Herren trugen Gehrock und Zylinder. Tyrers Arm lag in einer Schlinge.
    Auf dem Hauptdeck wurden sie von Admiral Ketterer und John Marlowe erwartet, beide in Galauniform – mit Dreispitz, goldbetreßtem, mit

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