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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Goldknöpfen besetztem blauem Cut, weißem Hemd, weißer Weste, weißen Hosen und Strümpfen, Schnallenschuhen und blitzenden Säbeln –, und Phillip Tyrer dachte sofort, verdammt noch mal, wie hübsch und elegant und doch so maskulin John Marlowe immer aussieht, genau wie Pallidar in seiner Uniform. Wenn ich doch nur eine Galauniform oder überhaupt Kleider hätte, um mit ihnen konkurrieren zu können, aber im Vergleich zu ihnen bin ich so arm wie eine Kirchenmaus und noch nicht mal Stellvertretender Sekretär.
    Er wäre fast gegen Sir William gestolpert, der auf der obersten Stufe stehengeblieben war, als der Admiral und Marlowe höflich salutierten. Verflixt, dachte er, konzentriere dich, du bist ebenfalls im Dienst! Sei vorsichtig und versuche, ebenfalls Teil der Szenerie zu werden. Seit du dich gestern bei ihm gemeldet hast, benimmt sich Wee Willie wie eine Katze mit ‘ner Hornisse im Hintern.
    »Morgen, Sir William, willkommen an Bord.«
    »Danke. Ihnen ebenfalls einen guten Morgen, Admiral Ketterer.« Sir William lüftete den Hut, sein Gehrock blähte sich im Wind. »Lichten Sie bitte den Anker. Die anderen Gesandten befinden sich an Bord des französischen Flaggschiffs.«
    »Gut.« Der Admiral gab Marlowe einen Wink. Sofort salutierte Marlowe, ging zum Captain, der auf der offenen Brücke unmittelbar vor dem einzigen Schornstein und dem Hauptmast stand, und salutierte abermals. »Anordnung des Admirals, Sir. Nehmen Sie Kurs auf Edo.«
    Rasch gingen die Befehle von einem zum anderen, die Matrosen stießen drei Hochrufe aus, blitzschnell wurden die Anker gelichtet, und im engen Kesselraum drei Decks weiter unten schaufelten Teams von Heizern, nackt bis zur Taille, von einem rhythmischen Singsang begleitet, immer mehr Kohle in die Kessel, während sie in der ständig durch Kohlenstaub verunreinigten Luft husteten und keuchten.
    Hinter dem Schott, im Maschinenraum, ging der Leitende Ingenieur auf ›halbe Kraft voraus‹, und die riesigen Kolbenmaschinen begannen langsam die Schraubenwelle zu drehen.
    Dies war H.M.S. Euryalus, vor acht Jahren in Chatham aus Holz erbaut, eine dreimastige, 3.200-Tonnen-Kreuzerfregatte mit Schornstein und Schiffsschraube, mit 35 Geschützen, einer Besatzung von 350 Offizieren, Matrosen und Marinesoldaten, während unter Deck 90 Heizer und Angehörige des Maschinenpersonals arbeiteten. Heute wurden die Segel geschont und die Decks für den Einsatz freigeräumt.
    »Ein angenehmer Tag, Admiral«, sagte Sir William. Sie standen auf dem Achterdeck, während Phillip Tyrer und Marlowe, die einander schweigend begrüßt hatten, sich in ihrer Nähe hielten.
    »Vorläufig noch«, stimmte der Admiral gereizt zu, der sich in Gegenwart von Zivilisten, vor allem eines Mannes wie Sir William, der einen höheren Rang einnahm, stets unbehaglich fühlte. »Wenn Sie es wünschen – mein Quartier unten steht Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    »Vielen Dank.« In ihrem Kielwasser segelten und schrien Möwen. Sir William beobachtete sie einen Moment, während er versuchte, seine Depression abzuschütteln. »Danke, aber ich ziehe es vor, an Deck zu bleiben. Sie kennen Mr. Tyrer, glaube ich, noch nicht. Er ist unser neuer angehender Dolmetscher.«
    Zum erstenmal nahm der Admiral Notiz von Tyrer. »Willkommen an Bord, Mr. Tyrer. Leute, die Japanisch sprechen, können wir wahrhaftig gebrauchen. Was macht Ihre Wunde?«
    »Ist nicht so schlimm, Sir, danke.« Der Admiral ließ den Blick seiner blaßblauen Augen über das Wasser und sein Schiff schweifen; sein Gesicht war gerötet und wettergegerbt, mit schweren Hängebacken und einer cholerischen Fleischrolle im Nacken über dem gestärkten Kragen. Einen Moment beobachtete er prüfend den Rauch, dann knurrte er etwas und wischte ein bißchen Kohlenstaub von seiner schneeweißen Weste.
    »Stimmt was nicht?«
    »Nein, Sir William. Aber die Kohle, die wir hier kriegen, ist nicht mit guter Waliser- und Yorkshire-Kohle vergleichbar. Enthält zuviel Schlacke. Allerdings ist sie billig, falls wir sie kriegen, leider geschieht das jedoch nicht allzuoft. Sie sollten verlangen, daß die Lieferungen erhöht werden, das ist für uns hier ein großes Problem, ein sehr großes.«
    Sir William nickte müde. »Hab ich getan, doch wie es scheint, gibt es keine.«
    »Dreckzeug, egal, woher sie kommt. Die Segel können wir heute nicht benutzen, nicht bei diesem Gegenwind. Für einen solchen Einsatz mit Manövern dicht unter Land oder zum Einlaufen eignen sich diese Maschinen

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