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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hervorragend. Mit dem besten Kriegsschiff, ja sogar mit einem Teeclipper würden wir unter Segel fünfmal so lange brauchen, um nach Edo zu kommen, und hätten nicht genug Seeraum zum sicheren Manövrieren. Ein Jammer.«
    Nach einer weiteren schlaflosen Nacht hatte Sir William jeglichen Humor verloren und reagierte umgehend auf die Unhöflichkeit und Dummheit des Admirals, ihm etwas zu erklären, was auf der Hand lag. »Ach, wirklich?« gab er spitz zurück. »Na, macht nichts, bald wird unsere Navy nur noch aus Stinkpötten bestehen, ganz ohne Segel, und dann ist es endgültig aus.«
    Tyrer verbarg ein Lächeln, als sich das Gesicht des Admirals bei diesen Worten rötete, denn dieses Thema war ein wunder Punkt bei den Marineoffizieren und wurde in den Londoner Zeitungen ausführlich diskutiert, die zukünftige Flotten als ›Stinkpötte unterschiedlicher Größe, kommandiert von Stinkpottkapitänen unterschiedlicher Größe, die entsprechend uniformiert sein werden‹ beschrieben.
    »Das wird in der voraussehbaren Zukunft nicht geschehen, und bestimmt nicht bei Langstreckenfahrten, Blockaden oder Schlachtschiff-Flotten.« Der Admiral spie diese Worte fast hinaus. »Es ist unmöglich, die Menge Kohle, die wir zwischen den Häfen verbrauchen, zu transportieren und dennoch kampffähige Schiffe zu behalten. Wir müssen Brennstoff sparen, und deshalb brauchen wir Segel. Die Zivilisten verstehen nicht viel von der Seefahrt…« Das erinnerte ihn an die Attacke der gegenwärtigen liberalen Regierung auf die jüngsten Navy-Schätzungen, und sein Blutdruck stieg. »Vorerst einmal muß die Royal Navy, um unsere Seewege zu sichern und das Empire zu beschützen, als Basis der Regierungspolitik doppelt so viele Schiffe unterhalten wie die nächsten beiden anderen Marineflotten zusammen, ausgerüstet mit den größten und besten Maschinen, mit den modernsten Geschützen, Granaten und Sprengstoffen der Welt.«
    »Eine bewundernswerte Idee, inzwischen aber überholt, unpraktisch und, wie ich fürchte, zu schwer verdaulich für den Magen des Finanzministers und der Regierung.«
    »Das sollte sie aber, bei Gott, nicht sein.« Die Fleischrolle im Nacken wurde rot. »Mr. Pfennigfuchser Gladstone sollte schleunigst lernen, wo die Prioritäten liegen. Ich habe schon zuvor gesagt: Je schneller die Liberalen raus und die Tories wieder an der Macht sind, desto besser! Nicht ihnen ist es zu verdanken, daß die Royal Navy Gott sei Dank noch über genügend Schiffe und Feuerkraft verfügt, um die französische, russische oder amerikanische Flotte, falls nötig, in ihren heimischen Gewässern zu vernichten. Aber mal angenommen, die drei verbünden sich in dem bevorstehenden Konflikt gegen uns?« Verärgert wandte sich der Admiral um und brüllte, obwohl Marlowe nicht weit entfernt war: »Mr. Marlowe! Signalisieren Sie der Pearl! Verdammt, sie hat ihre Position verlassen!«
    »Aye, aye, Sir!« Marlowe verschwand.
    Sir William warf einen Blick nach achtern, fand an den nachfolgenden Schiffen nichts auszusetzen und konzentrierte sich dann wieder auf den Admiral. »Außenminister Russell ist zu klug, sich da hineinziehen zu lassen. Preußen wird gegen Frankreich in den Krieg ziehen, Rußland wird sich heraushalten, die Amerikaner haben zuviel mit ihrem Bürgerkrieg, Spanisch-Cuba und den Philippinen zu tun und schnüffeln um die Hawaiischen Inseln herum. Übrigens, ich habe vorgeschlagen, ein oder zwei dieser Inseln zu annektieren, bevor es die Amerikaner tun. Sie würden perfekte Stationen zum Kohlebunkern abgeben…«
    Den Blick fest auf H.M.S. Pearl gerichtet – sein Schiff, eine 2.100-Tonnen-Dreimaster-Schraubenfregatte der Jason-Klasse mit einem Schornstein und einundzwanzig Geschützen, vorübergehend unter dem Kommando seines Ersten Offiziers, Lieutenant Cranson –, begab sich Marlowe mürrisch zum Signalgast und wünschte sich, dort drüben an Bord zu sein, statt hier den Lakai des Admirals zu spielen. Er überbrachte dem Signalgast die Nachricht, sah zu, wie er die Signalflaggen aufreihte, und las die Antwort, bevor ihm der junge Mann meldete: »Es tut ihm leid, Sir.«
    »Wie lange sind Sie schon Signalgast?«
    »Seit drei Monaten, Sir.«
    »Sie sollten sich über Ihre Codebücher setzen. Die Antwort lautete: ›Captain Cranson von der H.M.S. Pearl bittet um Entschuldigung‹. Noch ein derartiger Fehler, und Ihre Eier gehen durch die Wäschemangel.«
    »Jawohl, Sir, Verzeihung, Sir«, antwortete der junge Mann zerknirscht.
    Marlowe

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