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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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kehrte zum Admiral zurück. Zu seiner Erleichterung schien sich der potentielle Streit zwischen den beiden Herren gelegt zu haben, denn sie besprachen inzwischen alternative Einsatzpläne in Edo und die Langzeitfolgen des Tokaidō-Mordes. Während er auf eine Gesprächspause wartete, warf er mit hochgezogener Braue einen vorsichtigen Blick zu Tyrer hinüber – der zurücklächelte – und sehnte sich danach, endlich entlassen zu werden, damit er ihn nach Kanagawa und Angélique ausfragen konnte. Er hatte vor drei Tagen, am selben Tag, da Sir William eintraf, abreisen müssen und besaß keine Informationen aus erster Hand über das, was sich seitdem zugetragen hatte.
    »Ja, Mr. Marlowe?« Der Admiral hörte sich die Antwort an und schnarrte sofort: »Schicken Sie ein weiteres Signal: Melden Sie sich bei Sonnenuntergang auf meinem Flaggschiff.«
    Er sah, wie Marlowe zusammenzuckte. »Und das ist durchaus berechtigt, Mr. Marlowe. Eine derartige Entschuldigung ist eine unangemessene Ausrede für Nachlässigkeit in meiner Flotte. Nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Überlegen Sie sich, wer an seiner Stelle das Schiff übernehmen könnte – aber nicht Sie!« Admiral Ketterer wandte sich wieder Sir William zu. »Was sagten Sie? Sie glauben nicht…« Ein Windstoß knatterte in der Takelung. Beide Offiziere spähten nach oben, musterten den Himmel, taxierten den Wind. Noch keine Anzeichen von Gefahr, aber sie wußten beide, daß das Wetter in diesem Monat unberechenbar war und daß in diesen Gewässern Unwetter sehr plötzlich aufzogen. »Sie wollten sagen? Sie glauben nicht, daß die Behörden, diese Bakufu, tun werden, was wir verlangen?«
    »Nein, nicht ohne irgendeine Form der Gewalt. Um Mitternacht erhielt ich eine weitere Entschuldigung von ihnen und die Bitte um einen Monat Aufschub, damit sie ›höherenorts nachfragen‹ könnten, und dergleichen unsinniges Zeug – mein Gott, können die Ausflüchte machen! Ich hab den verdammten Boten mit der kurzen, eher unhöflichen Aufforderung zurückgeschickt, unseren Wünschen zu entsprechen, oder…«
    »Völlig richtig.«
    »Sagen Sie, wenn wir vor Edo ankern – könnten wir da möglichst viel Salut schießen, einen richtigen Auftritt inszenieren?«
    »Wir werden einundzwanzig Schuß abgeben, den königlichen Salut. Ich nehme an, man könnte diesen Einsatz als eine Art offiziellen Besuch bei ihrem König betrachten.« Ohne sich umzudrehen, schnarrte der Admiral: »Mr. Marlowe, geben Sie den Befehl an die gesamte Flotte weiter und bitten Sie den französischen Admiral, dasselbe zu tun.«
    »Jawohl, Sir.« Abermals salutierte Marlowe und eilte davon.
    »Der Plan für Edo bleibt unverändert?«
    Sir William nickte. »Ja. Ich selbst werde mich mit meiner Gruppe an Land und in die Gesandtschaft begeben – einhundert Soldaten als Ehrenwache sollten genügen, die Highlanders, die wirken mit ihren Uniformen und Dudelsäcken am eindrucksvollsten. Der übrige Plan bleibt so, wie er war.«
    »Gut.« Voll Unbehagen blickte der Admiral nach vorn. »Wenn wir um diese Landzunge herum sind, werden wir Edo sehen können.« Seine Miene verhärtete sich. »Es ist eines, mit dem Säbel zu rasseln und ein paar Salutschüsse abzugeben, aber ich bin nicht damit einverstanden, diese Stadt zu beschießen und niederzubrennen – ohne offiziell den Krieg zu erklären.«
    Vorsichtig gab Sir William zurück: »Hoffen wir, daß ich Lord Palmerston nicht bitten muß, ihn zu erklären, oder daß ich selbst einen uns aufgezwungenen legalisieren muß. Ein ausführlicher Bericht ist schon an ihn abgegangen. Und da wir auf seine Antwort vier Monate warten müssen, sollten wir, wie stets, unser Bestes tun. Diese Morde müssen aufhören, die Bakufu müssen zur Vernunft gebracht werden, so oder so. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt dafür.«
    »Die Anweisungen der Admiralität lauten, behutsam vorzugehen.«
    »Mit derselben Post habe ich eine dringende Nachricht an den Gouverneur von Hongkong geschickt, in der ich ihm mitgeteilt habe, was ich zu tun beabsichtige, und ihn gefragt habe, wieviel Verstärkung an Schiffen und Truppen notfalls verfügbar wäre. Außerdem habe ich über Mr. Struans Gesundheitszustand berichtet.«
    »Ach ja? Wann war das, Sir William?«
    »Gestern. Die Firma Struan konnte einen Clipper zur Verfügung stellen, Mr. McFay hat mir zugestimmt, daß die Angelegenheit absolut dringlich sei.«
    Ketterer entgegnete sarkastisch: »Dieser ganze Zwischenfall scheint für die Struans eine cause

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