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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Voyeur, und in seiner psychologischen Konstitution war so etwas auch gar nicht vorgesehen. Aber er fand es nur vernünftig, ein Auge auf seine zunehmend ungebärdiger werdende Tochter zu werfen. Besonders heute, wo sie ihn mit der cleveren Drohung, schwanger zu werden, erpreßt hatte, seine Einwilligung zu ihrer Transplantation zu geben. Jetzt, wo sie die Bemerkung über die Schwangerschaft hatte fallen lassen, wußte er, daß er sich davor schützen mußte. Er wußte genau über Risas sexuelle Abenteuer im letzten Jahr Bescheid und hatte eigentlich auch nichts dagegen, aber eine Schwangerschaft ging einfach über den Rahmen des Zulässigen hinaus.
    Er beobachtete sie einige Zeit lang.
    Sie war wieder nackt und hüpfte in ihrem Apartment umher. Offensichtlich wollte sie ausgehen. Zweifellos traf sie Vorbereitungen für ihre Transplantation. Kaufmann gestattete sich das Vergnügen, ihre füllenhafte Anmut und ihre langen, schlanken Glieder zu bewundern. Dann schaltete er die Anlage um auf Aufnahme. Sie würde Risas Wohnung so lange überwachen, wie es ihm beliebte.
    Er wandte sich am Schreibtisch um und wählte eine Telefonnummer.
    „Ich möchte, daß meine Tochter heute beschattet wird“, sagte er. „Ich vermute, sie sucht die Seelenbank auf. Dagegen habe ich nichts, aber ich möchte wissen, wohin sie sich danach begibt. Besonders wenn sie zu ihren Bekannten geht – zu männlichen Bekannten. Nein, nein, greifen Sie nicht ein. Nur beobachten.“
    Er fand, daß er übervorsichtig war. Dennoch wollte er sie überwachen lassen, zumindest heute. Falls sich das als notwendig erweisen sollte, wollte er heimlich externe Empfängnisverhütungsmittel als zusätzliche Sicherheit anordnen. Risa konnte schlafen, mit wem und so viel sie wollte, aber er verspürte kein Interesse, sie länger als ein paar Tage mit einer vorzeitigen Schwangerschaft herumlaufen zu lassen.
    Kaufmann sagte ins Telefon: „Geben Sie mir Francesco Santoliquido.“
    Es dauerte länger als eine Minute. Selbst ein Mark Kaufmann mußte Geduld aufbringen, wenn er mit Santoliquido verbunden werden wollte. Der war als Direktor der Seelenbank nicht nur ein wichtiger, sondern auch ein vielbeschäftigter Mann. Lichtjahrelange Vorzimmerbarrikaden mußten erst überwunden werden, bevor Santoliquido herausfinden konnte, wer ihn zu sprechen wünschte.
    Erst dann konnte er sich lange genug von seiner Arbeit freimachen, um mit Kaufmann zu sprechen.
    Endlich tauchte das liebenswürdige Gesicht Santoliquidos auf dem Bildschirm auf. Er war etwa fünfzig, hatte rötliche Gesichtshaut, weiße Haare und ein großes, befehlsgewohntes, ovales Gesicht. Er war ein ziemlich reicher Mann, der in die Verwaltung gegangen war, weil er das als seine Berufung ansah.
    „Ja, Mark, was gibt’s?“
    „Frank, meine Tochter wird in Kürze bei euch aufkreuzen, um sich ein Bewußtsein auszusuchen.“
    „Dann hast du also nachgegeben?“
    „Sagen wir, ich bin von Risa nachgegeben worden.“
    Santoliquido schüttelte sich vor Lachen. „Tja, sie ist halt ein willensstarkes Mädchen. Ich würde meinen, auch stark genug, um mit einem neuen Bewußtsein fertigzuwerden. Was soll ich ihr denn geben? Eine Mutter Oberin? Einen weiblichen Finanzhai?“
    „Eher das Gegenteil“, sagte Kaufmann. „Eine weiche, feminine Persönlichkeit als Gegengewicht zu ihren Aggressionen. Eine, die nach einem Leben voller Liebe ziemlich jung und unglücklich gestorben ist. Am besten ein Mädchen mit einem Körper, der ganz anders war als der von Risa ist, weniger athletisch und nicht so maskulin, verstehst du?“
    „Natürlich. Und wenn Risa gar nicht an einem Bewußtsein mit diesen Eigenschaften interessiert ist?“
    „Ich glaube schon, daß sie so etwas will, Frank. Na, mir soll es egal sein; wenn sie das nicht möchte, dann gib ihr, was sie verlangt. Ich überlasse euch beiden die letzte Entscheidung.“
    „Da bleibt dir auch gar nichts anderes übrig“, sagte Santoliquido. Seine Augen betrachteten Kaufmann mit einer Spur von Belustigung. „Du weißt, Mark, daß du selbst noch in diesem Monat zur Seelenbank kommen solltest. Du bist seit fast einem Jahr nicht mehr aufgenommen worden.“
    „Ich hatte verdammt viel am Hals: Pauls Tod und all die anderen Sachen …“
    „Ja, ich weiß. Aber du solltest die halbjährliche Aufnahme nicht vernachlässigen. Ein Mann von deiner Bedeutung – du schuldest es geradezu der Welt und den zukünftigen Trägern deines Bewußtseins, alle neuen Erfahrungen in der

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