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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Prolog
    Lysira flog in die gewaltige Höhle ein, in der das ehrwürdige Parlament der Drachen tagte. Der Zugang lag im höchsten Gipfel einer schneebedeckten Bergkette. Dort hatte Drachenmagie vor Jahrhunderten die klaffende, schwarze Öffnung zwischen den weiß leuchtenden Felsen geschaffen. So weit oben brauchte man sie nicht vor Menschenaugen zu verbergen. Der Eingang war groß genug für einen Drachen im Flug, und die zierliche Lysira tauchte mit Leichtigkeit hinein. Sie war froh, das gleißende, vom Schnee reflektierende Sonnenlicht gegen die geruhsame Dunkelheit des Saals eintauschen zu dürfen.
    Langsam schraubte sich der Drache auf den säuselnden Luftströmungen herab. Lysira konzentrierte sich ganz auf die düstere Stille ihrer Gedanken. Der Saal war leer, denn heute tagte das Parlament nicht. Eigentlich hätte sie gar nicht hier sein sollen, doch sie fühlte sich zu diesem Ort hingezogen. Denn sie war so aufgewühlt, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte. Wer konnte ihr Antworten auf ihre Fragen geben? Deshalb war sie zum Parlamentssaal geflogen. Vielleicht konnte sie hier einen Zipfel der Weisheit jener erhaschen, die vor ihr an diesem Ort gewesen waren. Wenn sie eine Spur ihrer Farben fand, konnte sie vielleicht aus ihren Erfahrungen lernen. Das jedenfalls hatte sie sich eingeredet.
    Doch während sie lautlos zum Boden herunterglitt, der so tief unter ihr wartete, verspürte Lysira bittere Enttäuschung. Sie sah nur Finsternis. Die Höhle war leer. Falls es Geister gab, schlummerten sie im ewigen Drachentraum des Todes.
    Lysira war so durcheinander, dass sie nicht mehr richtig Acht gab. Viel zu früh tauchte der Boden unter ihr auf. Mit einem wenig graziösen Plumpser setzte sie auf und wäre dabei beinahe auf die Nase gefallen. Etwas verlegen rappelte sie sich wieder auf. Zum Glück hatte niemand diese stümperhafte Landung miterlebt.
    Sie war besonders dankbar, dass ein ganz bestimmter Drache nicht anwesend war – Drakonas, der Zweibeiner. Bei dieser Vorstellung sträubten sich ihre Schuppen vor Scham. Tatsächlich lag die missglückte Landung daran, dass sie an ihn und seine Worte bei der letzten Parlamentssitzung gedacht hatte. Aber sie war sich nicht sicher, ob es seine Worte waren, die sie so bewegten, oder die sanfte Weise, in der seine Farben sie berührt hatten.
    Während sie sich zurechtsetzte, die Flügel anlegte und den langen Schwanz um ihre Tatzen schlang, schaute sich Lysira in der leeren, dunklen Höhle um und seufzte. Immerhin gestand sie sich ein, dass sie gehofft hatte, Drakonas hier anzutreffen – wie unrealistisch dies auch sein mochte.
    Sie wusste nicht, weshalb sie ihn hier unten vermutet hatte.
    Vielleicht weil er nirgendwo sonst zu finden war.
    Drachen kommunizieren mental. Mit Hilfe von Bildern und strahlenden Farben tauschen sie ihre Gedanken aus. Ein Drache kann einen anderen daran hindern, seinen Geist zu betreten, so wie Menschen andere davon abhalten können, in ihr Haus einzudringen. Doch so wie das Haus dennoch stehen bleibt, ist auch der Geist eines Drachen weiterhin vorhanden. Die Farben sind zwar nicht zu erkennen, aber sie schimmern dennoch wie ein Irrlicht bei Nacht. Drakonas' Farben hingegen waren unauffindbar.
    Ein Drache scheut übereilte Entscheidungen. Lysira war bereits seit der letzten Zusammenkunft des Parlaments beunruhigt. Damals hatte helle Aufregung unter den Drachen geherrscht, nachdem Drakonas erklärt hatte, dass die beiden Kinder der Menschenfrau Melisande sich wie Drachen mental verständigen konnten. Obendrein jedoch waren sie sogar dazu in der Lage, die Gedanken von Drachen zu lesen! Das war wahrlich eine Katastrophe! Außerdem hatte Drakonas dem Parlament mitgeteilt, dass einer der Drachen ein Verräter sei, welcher die abtrünnige Maristara und ihren Verbündeten, Grald, mit Informationen versorgte. Deswegen hatte Drakonas die beiden Kinder versteckt und weigerte sich strikt, ihren Aufenthaltsort preiszugeben. Nicht einmal Anora, die kluge Ratsälteste und Parlamentsvorsitzende, erfuhr davon. Drakonas behauptete auch, dass derselbe Verräter für den Tod von Lysiras Vater und ihrem Bruder verantwortlich sei.
    Diese Versammlung war nun sechzehn Jahre her, in den Augen der Menschen eine lange Zeit. Für Drachen hingegen war es nur ein Wimpernschlag. Die ganzen Jahre hatte Lysira hin und her überlegt, ob sie mit Drakonas sprechen wollte oder nicht. Einige Jahre lang hatte sie das eher abgelehnt. Er war der Zweibeiner, der Drache in

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