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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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weiß ja nicht!«
    »Es wird dich nicht umbringen, Zara«, sagte Gertrude du Luc. »Miroul begegnet dir immer sehr ehrerbietig.«
    »Sein Glück!« sagte Zara, legte die Talglichter, ohne sie aufzustecken, auf den Tisch und salbte ihre Hände.
    Es klopfte, und weil Zara so beschäftigt war, ging ich, Miroul einzulassen,
    Miroul, Miroul, man glaubt es kaum,
    Ein Auge blau, ein Auge braun!
    wie meine arme kleine Hélix damals sang. Er packte die Scheite in eine Ecke vorm Kamin, damit das Holz trockne, das zwar gut abgelagert, dessen Rinde aber noch feucht war vom letzten Regen. Und nach sehr anmutiger Verbeugung gegen Dame Gertrude und einer kaum weniger tiefen, aber von so wohlverhohlener Ironie gefärbten für Zara, daß nur ich es bemerkte, wollte er sich entfernen.
    »Bester Miroul«, sagte da Zara, »willst du mir einen Gefallen tun?«
    »Mit Vergnügen, Madame«, sagte Miroul, indem er ihr wiederum, mit seinem lachenden braunen Auge, seine maliziöse Verbeugung machte.
    »Du kannst mir«, sagte Zara, sehr geschmeichelt von der Anrede »Madame«, »die Lichter auf die Leuchter stecken.«
    |14| »Aber gern, Madame!« sagte Miroul. »Besser, diese groben Hände werden schmutzig als so niedliche Fingerchen.«
    Worauf ich lachte, Gertrude mit halbem Mund lächelte und die schöne Zara eine Schippe zog, begriff sie doch endlich, was das schalkhafte Kompliment wert war, mit dem mein reizender Diener ihr eine Lehre erteilte. Denn unsere Leute haben ihre kleinen Ehrenhändel, ebenso wie wir: die Scheite dem Diener, die Lichter der Zofe! Und sicherlich fand mein Miroul, daß die liebe Zara sich reichlich weit über ihren Stand erhob, seit sie von ihrer Herrin so huldreich gehätschelt wurde.
    Alle zehn Kerzen waren aufgesteckt und angezündet, mochte Sauveterre die Vergeudung auch noch so beklagen (wie übrigens ganz Mespech, außer meinem Vater, ein Glück nur, daß Dame du Luc das Okzitanische nicht verstand und somit nicht die Sticheleien, die zwischen unseren Frauen von der Küche bis zur Spülkammer hin und her flogen). Noch einmal verneigte sich Miroul sehr artig und ging.
    »Zara«, sagte Dame du Luc, »schließ gut die Tür.«
    Worauf Gertrude, wiederum ohne aufzustehen, mir einen Schemel zu ihren Füßen wies, so daß ich das Feuer im Rücken und ihren Reifrock, aus schönstem Brokat und mit Parfüm bestäubt, vor der Nase hatte.
    »Mein Bruder«, sagte sie, »wie steht es mit meinem Herzensanliegen?«
    »Onkel Sauveterre ist ganz dagegen, mein Vater halb dafür.« Was die halbe Wahrheit war, denn mein Vater hatte voll eingewilligt.
    »Was?« sagte sie, und ihre grünen Augen blickten bestürzt, »nur halb?«
    »Mein Vater oder ich«, sagte ich.
    »Was, Ihr?« rief sie. »Aber das ist Verrat! Ihr, mein Bruder, den ich so liebe!«
    Damit beugte sie sich zu mir nieder, um mir beide Hände auf die Schultern zu legen, und bei dieser Beugung quollen ihre Brüste ein wenig aus dem Mieder und schmiegten sich so lieblich aneinander, daß ich vor Entzücken darauf starrte wie festgebannt. Ha, dachte ich, jetzt verstehe ich! Dieser Schemel wurde so kunstreich aufgestellt, damit mir vor dem andrängenden Feind kein Entrinnen blieb, wollte ich mir nicht den Buckel versengen. Weil aber meine Schwäche von den Augen |15| kam, kniff ich sie jesuitisch zusammen und raffte hinter diesem Wall meine Entschlossenheit.
    »Frau Schwester«, sagte ich fest, »auch ich liebe Euch mit großer Freundschaft. Doch seid Ihr Witwe, und wie Ihr selbst bekennt, genießen Witwen gewisse Freiheiten, vor denen das Jahrhundert milde die Augen verschließt, während sie einer Gemahlin bitter verargt werden.«
    »Aber«, sagte sie und schlug ihrerseits die Augen nieder, »gab ich Euch, was Quéribus angeht, nicht mein Wort?«
    »Es geht nicht um Quéribus«, sagte ich, »sondern um gewisse leichtfertige Reisen, die Ihr Euch als Witwe zur Gewohnheit machtet.«
    »Ha, ketzerischer Hugenott!« sagte sie, »so nennt Ihr meine frommen Wallfahrten!«
    »Fromm war das Ziel«, sagte ich ungerührt, »nicht aber die Wege dahin. Denn bekanntlich sind diese Wege voller Gefahren für Damentugend.«
    »Ach, mein Bruder!« sagte sie und neigte mir ihr schönes Antlitz zu, dem der Flammenschein in den blonden Haaren einen Heiligenschein wob, dessen Rechtmäßigkeit ich bezweifelte. »Ach, mein Bruder!« sagte sie wie in charmanter Verwirrung, »sehr unwürdig verdächtigt Ihr mich! Wo ich auf diesen Reisen doch allein nach Vergebung schmachte!«
    »Das heißt mir

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