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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Wangen, und hier, auf deinen anmutigen Busen (wobei ich sie emsig schnäbelte), sind mir alle Genugtuung, die ich für deine Dreistigkeiten fordere.«
    »Mein Bruder«, sagte Gertrude, indem sie unversehens aufstand, sei es, daß sie nicht allzugern sah, wie ihre Gesellschafterin geherzt und gepriesen wurde, sei es auch, daß sie jegliche Huldigung verloren wähnte, die nicht ihr galt, »sagtet Ihr nicht einmal, daß Samson und Ihr im Alter von zehn Jahren zur reformierten Religion bekehrt wurdet?«
    »Woran ich mich mit gutem Grund erinnere, denn mein Vater zürnte mir bei dieser Gelegenheit, weil ich mich nur unwillig darein schickte.«
    »Ach!« sagte Gertrude, die Brauen wölbend, »und warum?«
    »Weil ich die Jungfrau Maria liebte. Weil ich fand, daß eine |18| Religion, die nicht eine Frau anbetet, mir nicht das Herz erfüllen könnte.«
    »Seht nur, Madame«, sagte Zara lächelnd, »wie Monsieur de Siorac schon als Kind unser holdes Geschlecht verehrte.«
    »Mit dem er, außer wenn es sich um sein Liebchen handelt, gleichwohl unerbittlich ist«, sagte Gertrude. »Aber lassen wir das«, fuhr sie, kaum daß der Pfeil geschossen war, fort. »Getauft, mein Bruder, wurdet Ihr also noch in der wahren Religion?«
    »Wenn Ihr sie so nennen wollt«, sagte ich, indem ich mich kühl verneigte.
    »Und ebenso Samson, der, weil von einer anderen Mutter, mit Euch gleichaltrig ist.«
    »Samson auch.«
    »Mein Pierre«, sagte sie und richtete ihre nun ganz besänftigten grünen Augen auf mich, »darf ich Euch bitten, beim Pfarrer von Marcuays ein schriftliches Zeugnis einzuholen, daß Samson dem römischen Ritus gemäß getauft wurde und daß er die Messe hört?«
    »Die Messe hört?« wiederholte ich verblüfft.
    »Er wird sie kommenden Sonntag gemeinsam mit mir hören, in der Kapelle von Mespech. Euer Herr Vater hat den Pfarrer bestellt, damit er sie für mich, für Zara und Maestro Giacomi lesen kommt.«
    »Ha, Gertrude!« sagte ich, »was Ihr bei meinem Vater durchsetzt, grenzt an ein Wunder!«
    »Ehrlich gestanden«, sagte Gertrude und senkte die schönen Augen, »hat Zara mir dabei ein wenig geholfen.«
    »Ho, Madame!« sagte Zara.
    Worauf ich lachte.
    »Trotzdem«, sagte ich, »bevor Samson nicht hoch und heilig abgeschworen hat, wird Pfarrer Zange Euch nicht trauen, dafür steht er zu sehr unterm Joch des Bischofs von Sarlat.«
    »Mein guter normannischer Pfarrer«, sagte Gertrude, »wird nicht soviel Aufhebens machen. Er wird sich mit besagtem Zeugnis zufriedengeben, sofern Ihr es nur beschaffen wollt.«
    Dazu war ich gleich entschlossen, denn, sagte ich mir, so ein Scheinchen von Zange könnte auch mir von großem Nutzen sein, wenn Monsieur de Montcalm sich doch einmal überwände, mir meine Angelina zu geben, die ja ebenfalls Papistin war, wie man sich vielleicht erinnert. Nun fand ich in der gegenwärtigen |19| Stunde aber einen großen Zauber, hatte ich dieses Zimmer doch nie vorher durch das knisternde Feuer wie durch die Kerzenfülle so schön erleuchtet gesehen und Mespechs alte Mauern, wie mein Vater sagte, noch nie so erheitert durch Gertrudes Blondhaar und die Schönheit, die schimmernden Brokate und den Putz der beiden galanten Frauen – welche meinem Vater zweifellos ebenso wie mir meine verstorbene Mutter in Erinnerung riefen –, und so erhob ich allerhand Einwände gegen Gertrudes Verlangen, nur um die reizende Szenerie noch eine Weile zu genießen und mich von den beiden noch und noch bitten und umgirren zu lassen. Endlich aber fügte ich mich ihren Schmeicheleien. Mit einem zusätzlichen Auftrag meines Vaters versehen, machte ich tags darauf in der Abendstunde meinen Besuch bei Pfarrer Zange, nicht ohne einigen Geleitschutz mitzunehmen, nämlich meinen trefflichen Miroul, den Waffenmeister Giacomi und Fröhlich, meinen guten Berner Schweizer. Fröhlich war mir treu ergeben, seit er im Gemetzel von Sankt Bartholomäus aus dem Dienst des Königs von Navarra (der im Louvre so gut wie gefangen saß) in den eines besser mit Wissen als mit Geld ausgestatteten périgurdinischen Zweitgeborenen übergewechselt war.
    Auf dem Markt von Marcuays banden wir die Pferde an die Ringe, dann klopfte ich mit straffer Faust an die Tür der Pfarrei, und als Zanges Wirtschafterin, eine Kerze in der Hand, durchs Guckloch blickte, nannte ich meinen Namen, worauf sie die Tür entriegelte und öffnete.
    »Geht’s gut, Jacotte?« fragte ich, indem ich ihr die Wange tätschelte.
    »Aber immer, mein edler Moussu«, sagte

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