Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Ordnung. Das war ohnehin nicht meine Stärke.
»Genau darüber wollte ich mit dir reden«, sagte ich.
»Worüber?«, fragte sie.
»Ich weiß, ich bin irgendwie komisch, seit ich hier bin, und, also, ich hab nachgedacht, du lebst in San Francisco, und ich lebe in L. A., und wir sind beide pleite, und wie du gesehen hast, schlägt die Fahrerei mir auf den Magen, und ich weiß nicht …«
Ich verstummte und hoffte inständig, dass sie den Satz für mich beenden würde.
»Dann wird wohl nichts aus uns«, sagte sie nüchtern.
»Das fürchte ich auch.«
»Also, ich finde, entweder es klappt, oder es klappt nicht. Ich kenne dich zwar nicht besonders gut, aber was ich kenne, gefällt mir, und darum wollte ich, dass du mich besuchen kommst. Geht es dir umgekehrt genauso oder nicht?«
In den letzten Stunden hatte ich mir diese Frage nicht ein einziges Mal gestellt. Stattdessen hatte ich mir jeden nur erdenklichen Grund vor Augen geführt, weshalb unsere Beziehung todsicher zum Scheitern verurteilt war, und dabei komplett ausgeklammert, weshalb ich eigentlich hierhergekommen war. Als sie mich fragte, was ich für sie empfand, waren all meine Bedenken mit einem Mal wie weggeblasen. Über die Antwort brauchte ich nicht lange nachzudenken.
»Ja. Ich mag dich auch. Sonst wäre ich wohl nicht hier.«
»Na prima. Also, was hältst du davon, wenn wir uns gegenseitig besuchen, bis uns die Lust daran vergeht? Alles andere sehen wir dann schon. Wir müssen ja nicht gleich heiraten.«
»Find ich gut. Tut mir leid, dass ich vorhin so ein Theater veranstaltet habe. Ich bin wohl etwas neurotisch«, sagte ich.
»Ja, das wurde mir spätestens in dem Moment klar, als du mich gebeten hast, mich vor die Tür zu stellen, solange du auf dem Klo hockst«, sagte sie.
Ich wollte sie küssen, doch sie wich zurück.
»Nein, nein. Ich schmecke nach Alk und Thai-Food. Supereklig. Das verschieben wir auf später«, sagte sie, und wir gingen wieder hinein.
Zum ersten Mal an diesem Abend fühlte ich mich frei und unbeschwert. Ich war einfach glücklich, mit Amanda zusammen zu sein, und noch glücklicher darüber, dass sie auch mit mir zusammen sein wollte. Als die ersten Takte von House of Pains »Jump Around« erklangen, zerrte mich Amanda auf die Tanzfläche.
»Dazu muss man einfach tanzen. Übrigens, ich habe allen erzählt, dass wir zusammen sind«, sagte sie und zog mich an sich.
Vier Jahre später saß ich in einem Restaurant im Hafen von San Diego meinem Vater gegenüber und eröffnete ihm, dass ich die Gelegenheit bei den Eiern packen und der ersten und einzigen Frau, die mich je um den Verstand gebracht hatte, einen Heiratsantrag machen wollte.
Beschissene Wissenschaftler
In den vier Jahren, die seit der Halloween-Party ins Land gegangen waren, hatten Amanda und ich allerhand durchlitten: Busfahrten, Flüge, eine Trennung, eine Versöhnung, ein Weihnachtsfest bei meinen Eltern, wo mein Vater ihr eine zwanzigminütige Geschichte über den »krankesten Penis« erzählte, den er in seiner achtundvierzigjährigen Laufbahn als Mediziner je gesehen habe, sowie ein Thanksgiving-Essen bei ihren Eltern, wo ich vor versammelter Runde diese Episode noch einmal zum Besten gab, was die Gäste als mindestens ebenso unpassend empfanden. Ferner gut zweitausend Stunden Home & Garden Television, ein paar Beerdigungen, viel zu viele Hochzeiten und nicht weniger als drei weitere Gelegenheiten, bei denen sie vor der Toilette für mich Wache stehen musste.
Inzwischen lebten wir zusammen in einer kleinen Wohnung in einem verschlafenen Viertel von San Diego namens North Park. Sie schrieb an ihrer Doktorarbeit, und ich schrieb gelegentlich für schlechte Fernsehserien. Wenn man zusammenzieht, kann man seine Macken und Marotten nur noch schwer verbergen, und während derlei Offenbarungen bisweilen durchaus geeignet sind, eine Beziehung zu zerstören, sind sie oftmals doch genau der Kitt, der sie zusammenhält. Stellen Sie sich vor, Sie sind Fleischesser und bekommen von einem Vegetarier per E-Mail ein Video zugeschickt, in dem zu sehen ist, wie es hinter den Kulissen eines Schlachthofes zugeht. Wenn sie das überstanden haben, werden Sie vermutlich ihr Leben lang Fleisch essen.
Amanda und ich stellten fest, dass wir uns hervorragend ergänzten. Wenn ich gar zu neurotisch wurde, holte sie mich mit ihrer unerschütterlichen Loyalität umgehend auf den Teppich zurück, indem sie mir unverblümt Sentenzen wie diese um die Ohren haute: »Tu einfach, was du
Weitere Kostenlose Bücher