Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
und jedem ins Bett steigt, bricht weinend zusammen.
Ich wollte es anders machen. Nur wie? Mir fiel ums Verrecken nichts ein. Weder während des achtzigminütigen Fluges entlang der kalifornischen Küste. Noch während der vierzigminütigen U-Bahn-Fahrt ins Zentrum von San Francisco. Auch nicht, als ich im Mission District ausstieg, wo es von Fußgängern, taquerias und Boutiquen nur so wimmelte. Und schon gar nicht, als mir klar wurde, dass mich nur noch ein paar hundert Meter vom vereinbarten Treffpunkt trennten. Meine Erregung hatte sich in nackte Panik verwandelt, und all meine irrationalen Ängste kehrten mit Macht zurück.
Was, wenn sie vor allen Leuten Nein sagt? Wie bin ich Trottel bloß auf die Idee gekommen, das in der Öffentlichkeit durchzuziehen? Was, wenn sie Nein sagt, und jemand filmt das Ganze mit seinem Handy und postet es auf YouTube? Unter einem Titel wie »Totalversager vergeigt Heiratsantrag«. Oder, schlimmer noch, »glatzköpfiger Totalversager«?! Was zerbreche ich mir überhaupt den Kopf? Es gibt Millionen von YouTube-Videos. Es würde sowieso keiner sehen. Vielleicht sollte ich besonder leise sprechen, damit niemand mithören kann. Ich drehe gleich durch. Ich muss mich beruhigen …
Als ich durch die große schwarze Flügeltür des Foreign Cinema stolperte, lief mir der Schweiß in Sturzbächen übers Gesicht, was wohl nicht zuletzt deshalb ziemlich besorgniserregend aussah, weil die Außentemperatur bei gerade einmal zehn Grad Celsius lag. Eine junge, blasse Kellnerin mit schwarzem Fransenpony fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, als wäre es ihr am liebsten, wenn ich auf dem Absatz kehrtmachte und gleich wieder ging.
»Hallo. Ich soll hier jemandem einen Heiratsantrag machen?«, sagte ich.
»Ähm, aha …«
»’tschuldigung, ich wollte sagen, ich habe reserviert. Glaube ich jedenfalls. Ansonsten …«
»Moment mal, sind Sie Justin?«, fragte eine etwas freundlichere Kollegin hinter dem Tresen.
»Ja«, antwortete ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
»Kommen Sie mit«, sagte sie. Sie eskortierte mich durch den überfüllten Speiseraum, wo sich Dutzende von Gästen Eggs Benedict, Waffeln und Bloody Marys einverleibten, und führte mich in einen kleinen Nebenraum, der aussah wie die Miniaturausgabe einer Kunstgalerie. Er war leer, bis auf drei Kellner, die an einer hölzernen Anrichte in der Ecke standen, Servietten falteten und sich angeregt unterhielten. Sie holte einen Stuhl und stellte ihn mitten in den leeren Raum, als handele es sich um ein Kunstobjekt.
»Na dann, viel Glück!«, sagte sie und ging davon.
Unter den neugierigen Blicken der Kellner setzte ich mich auf den Stuhl und holte mein Handy hervor. Es war 10:20 Uhr. Mir fiel auf, dass meine Telefonhand zitterte. Insgeheim wusste ich, dass meine Sorgen unbegründet waren. Schließlich ging es um Amanda. Die Frau, die einmal zu mir gesagt hatte: »Du bist mein Brad Pitt. Und damit meine ich nicht etwa den Brad Pitt, der sich seinerzeit aus nur ihm bekannten Gründen einen langen Rauschebart hat wachsen lassen.« Wenn mir doch nur ein origineller Spruch einfiele, vielleicht kriegte ich mich dann ja wieder ein.
»Okay«, dachte ich, »wenn sie hereinkommt, werde ich jedenfalls nicht auf die Knie fallen und hohle Phrasen dreschen. Das hasst Amanda genauso sehr wie ich. Stattdessen werde ich vor sie hintreten, ihr erklären, was ich für sie empfinde und wie viel sie mir bedeutet, und sie dann fragen, ob sie meine Frau werden möchte. Und wenn sie Nein sagt, werde ich nicht wanken, sondern erhobenen Hauptes dieses Restaurant verlassen.«
Da plötzlich hörte ich Stimmen. Ich blickte auf und sah, wie Amandas Freundin Madeleine den Raum betrat, gefolgt von Amanda, in einem hautengen, leuchtend grünen Kleid. Als sie hereinkam, schaute sie mich an und wandte dann ruckartig den Kopf, als hätte sie mich nicht gesehen. »Warum können wir denn nicht am Tresen warten, bis ein … o Gott!«, stieß sie hervor und starrte mich entgeistert an.
Alles, was ich mir vorgenommen hatte, war mit einem Schlag vergessen. Ich fiel vor ihr auf die Knie, zerrte das Schmuckkästchen aus meiner Hosentasche und haspelte: »Willst du mich heiraten, ich liebe dich.«
»Ja«, sagte Amanda und brach in Tränen aus.
Sie stand noch immer gut einen Meter von mir entfernt. Ich rappelte mich hoch, ging zu ihr und gab ihr einen Kuss. Sie schlang die Arme um mich und drückte das Gesicht an meine Brust.
»Du bist ja nassgeschwitzt«,
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