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Nochmal tanzen - Roman

Nochmal tanzen - Roman

Titel: Nochmal tanzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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war ihr egal. «Ich mag es nicht, wenn sich Leute gehen lassen. Auch im Alter nicht.»
    «Oh, là, là, die gestrenge Tanzlehrerin.» Alexander löste seine Daumen voneinander und lehnte sich im Stuhl zurück.
    «Ich verabscheue Nachlässigkeit.» Kaum war der Satz draußen, bereute sie ihn.
    «Ich wäre gerne nachgiebig», sagte Alexander. «Und gelassen.»
    Sie lachte. «Du und gelassen? Du würdest dich langweilen. Und mich dazu.» In seiner Gegenwart sagte sie Dinge, von denen sie nicht wusste, dass sie sie dachte. Das Telefon klingelt. Alice sieht sich um. Wo hat sie den Hörer hingelegt?
    Cleophea liest mit monotoner Stimme vor. Fleur schließt die Augen. Fotopapier muss sie bestellen und sich mit Lis verabreden, um das Herz und die anderen Requisiten zu besorgen. Am Nachmittag die Englischprüfung, am Dienstag Biologieprüfung, am Donnerstag Physiklabor, am Freitag der Vortrag über die Menschenrechte. Sie darf nicht vergessen, Alice und Alexander zu sagen, dass die Kleider vielleicht schmutzig werden. Ob Alexander damit einverstanden ist? Notfalls muss sie die Rollen anders verteilen.
    Cleophea hört auf zu lesen. Fleur schaut zum Lateinlehrer und dann gleich wieder weg. Sie hat keine Lust aufs Übersetzen. Der Lehrer ruft eine andere Schülerin auf, die die Sätze stockend zusammensetzt: «Körper, in andere Gestalten verändert, will ich besingen. Helft mir, Götter.» Der Lehrer schüttelt den Kopf. Sie versucht es erneut: «Götter, fördert mein Wirken.»
    Fleur sieht aus dem Fenster. Wie einfach es war, die Kollegen für ihre Idee zu gewinnen. Pascal bot ihr an, das Auto seines Vaters auszuleihen. Ob seine Hilfsbereitschaft etwas zu bedeuten hat? Sie beugt sich über das Lateinbuch, um nicht aufzufallen. Pascal hat sicher Erfahrung mit Frauen. Es ist Fleur peinlich, dass sie noch keine hat. «Lass dir Zeit», sagt Mutter. «Du wirst spüren, wann du bereit bist für Sex.» Fleur will nicht achtzehn werden, ohne zu wissen, wie es geht. Aber mit irgendeinem rumzumachen, damit sie es hinter sich hat, widerstrebt ihr. Es soll romantisch sein. Mit jemandem, den sie liebt.
    Lieber Martin
    Es freut mich, dass es Dir gut geht. Mir bis vorhin auch. Ich war gerade dabei, eine neue Bluse anzuprobieren, als das Telefon klingelte. Elsa, die Kollegin vom Turnen, rief an, weil sie sich Sorgen machte um mich. Ich hatte eine Turnstunde vergessen. Ihr Anruf rührte mich, denn ich kenne Elsa noch nicht lange. Eher hätte ich einen Anruf von Britt erwartet. Doch weißt Du, was Britt Elsa auf die Frage, ob sie wüsste, was mit mir sei, antwortete? «Alice hat sicher etwas Besseres vor. Sie gibt sich lieber mit Jungen ab als mit uns.» Dumme Kuh.
    Elsa hat sich zum Glück nicht abschrecken lassen von der Auskunft, so konnte ich erklären, warum ich den Unterricht vergaß. Während wir miteinander plauderten, bekam Elsa eine SMS von Susannes Mann. Susanne ist letzte Nacht gestorben. Eben saßen wir noch zusammen. Hirnschlag, Spital, tot. Und ich genieße das Leben. Den Besuch im Spital hatte ich auf später verschoben.
    Ich bin nicht in der Laune, Dir von Alexander zu berichten.
    Bis bald. Herzlich
    Alice

13
    Pascal löst die Rettungsstange aus der Halterung und streckt den aufgerichteten Daumen Richtung Brücke zu Fleur. Neben ihr stülpt Lis das Kleid, ein XXL -Gewand aus dem Caritasladen, über ein Luftkissen, damit es im Tosbecken des Wehrs nicht unter die Oberfläche gesogen wird. «Wann kommen Alice und Alexander?», ruft Lis gegen das Rauschen. Fleur sieht auf die Uhr. «In den nächsten zehn Minuten, je nachdem, wie schnell sie gehen.» Sie winkt Manu heran und deutet mit dem Arm auf eine Stelle im Wasser. «Kannst du das Kleid dorthin werfen?»
    «So weit reicht die Rettungsstange kaum.»
    Fleur rückt das Stativ näher zum Ufer, schaut durch den Sucher. Auf ihr Zeichen hin streckt Pascal die Rettungsstange übers Wasser. «Dort, wo jetzt der Ring ist, sollte das Kleid hinfallen.»
    «Was macht ihr da?»
    Erschrocken dreht sich Fleur um und stößt dabei ans Stativ. Hinter ihr stehen ein Polizist und eine Polizistin. «Wir fotografieren.»
    «Ausweise bitte.»
    Sie hebt die Fototasche vom Boden und tastet nach dem Portemonnaie. Auf der anderen Seite der Brücke sieht sie Alice und Alexander herankommen.
    «Ist es verboten, zu fotografieren?», faucht Manu die Polizisten an und durchwühlt auf den Knien ihren Rucksack.Mit großer Geste wirft sie ihnen Hefte, Tampons, Zigaretten und eine Mütze vor die Füße. Neben

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