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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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war, und dann auf die Bisswunden an ihren Brüsten.
    Der Geruch schien nun absolut unerträglich und deutete auf viel mehr als nur Tod hin. Er war unglaublich intensiv, wie angekohlt, und füllte meinen Mund und meine Nase so rasch, dass ich schon nach ein paar Sekunden keine Luft mehr bekam. Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen, und die Fäulnis stach mir von Mal zu Mal stärker durch die Nase bis ins Hirn. Binnen einiger Augenblicke war der Gestank so ätzend geworden, dass ich Angst hatte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.
    Ich ließ die Maske fallen und stürmte durch die Schwingtür hinaus. Mit meinem Kopf über dem Edelstahlwaschbecken erbrach ich alles, was mein Magen hergab.
    Kronen eilte mir nach und hielt mir die Haare aus dem Gesicht, während ich erbärmlich weiterwürgte. „Ach, Sie Ärmste“, murmelte er. „Ach, Sie Ärmste. Gleich ist es wieder gut.“
    „Verdammt“, keuchte ich, während ich meine Kleidung zu rechtzog und dabei immer noch nach Luft rang. Ich wischte mir mit der Hand über den Mund und merkte, wie mein ganzer Körper bebte. Mein Magen fühlte sich vollkommen leer an, und die Säure schien mir die Speiseröhre bis hoch zur Zunge zu verätzen.
    „War’s das?“, fragte Kronen, und ich hatte Mühe, Herrin meines durch seinen geschockten Gesichtsausdruck hervorgerufenen Schamgefühls zu werden. Es war das erste Mal, dass mir bei einer Autopsie schlecht geworden war – und dass es gleich ein fontänenartiges Schwallerbrechen ä la Linda Blair in Der Exorzist war, beunruhigte mich umso mehr. Das war mir noch nicht mal beim allerersten Mal passiert, als ein fast in zwei Teile gerissenes Fahrerfluchtopfer auf dem Obduktionstisch gelegen hatte.
    „Ich … denke schon“, sagte ich und lehnte mich schwer atmend gegen die Wand. Tief Luft holen. Durch die Nase einatmen, durch den Mund ausatmen. Bloß nicht ohnmächtig werden. Um Himmels willen, jetzt bloß nicht ohnmächtig werden, Luna!
    „Ich kann Ihnen die Ergebnisse auch zufaxen …“, bot Kronen an.
    „Nein.“ Ich strich meine Klamotten glatt und schob mir die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. „Mir geht’s gut. Wir ziehen das jetzt durch.“
    „Aber Sie scheinen doch …“
    „Ganz offensichtlich habe ich nur was Schlechtes gegessen“, blaffte ich. Kronen schien durch meine Reaktion etwas verletzt, ging aber sofort wieder voraus an den Obduktionstisch.
    Ich fühlte mich augenblicklich schlecht, weil ich so barsch auf sein Mitgefühl reagiert hatte. Andererseits musste es aber sein. Es war purer Überlebensinstinkt. Ich mochte Dr. Kronen sehr, aber ich konnte nicht zulassen, dass er den Eindruck bekam, ich wäre schwach und der Sache nicht gewachsen. Dann würde es sich nämlich wie ein Lauffeuer verbreiten: Detective Wilder, die Kleine vom 24., hat vor einer Autopsie gekniffen. Erst hat sie sich die Seele aus dem Leib gekotzt, und der Gerichtsmediziner hat ihr dabei auch noch den Kopf halten müssen. Wenn so etwas die Runde machen würde, hätte ich weitaus größere Sorgen als Bryson – und zwar egal, wohin ich mich versetzen ließ.
    Ich nahm mir eine neue Gesichtsmaske, drückte die Nasenflügel so fest aneinander, dass es schon wehtat, und folgte Kronen durch die Schwingtür.
    Der Geruch war immer noch da. Beißend, fast schwefelsauer, aber erträglicher. Ich wurde das eigenartig verwirrende Gefühl nicht los, dass ich ihn schon einmal wahrgenommen hatte – allerdings unter anderen Umständen. Er stammte jedenfalls nicht von einer Werwölfin. Wenn auch’ etwas verschwommen durch ihren Tod, lag der süße, moschusartige Geruch der ermordeten Wölfin zwar über der Leiche, aber es gab noch eine dominantere Note, die roch, als würde jemand verwesendes Fleisch über glühenden Kohlen hin und her schieben. Ich stand Kronen gegenüber und merkte, wie meine Augen wieder feucht wurden, als er sich über Jane Does Oberkörper beugte.
    „Fahren Sie fort.“
    „Ganz, wie Sie wollen“, sagte er. Auf den Körper deutend erläuterte er: „Wie Sie sehen, gab es Verstümmelungen an den Brüsten und an der Kehle. Der Vaginalbereich ist nicht stärker in Mitleidenschaft gezogenen als bei jeder anderen Straßenprostituierten, allerdings hat das nichts zu sagen.“
    „Es ist nicht der Sex, der die Täter antörnt“, stimmte ich ihm zu.
    „Auf jeden Fall hat sich das Opfer erbittert gewehrt“, erklärte Kronen. „Sie hat mehrere Frakturen an beiden Händen und eine an der Elle des rechten Unterarms. Wenn sie

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