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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Ärmelhalter tragen müßte. »Ganz schön imposant«, sagte ich.
    Zwei Männer saßen schon am Tisch. Ich erkannte Bennett O’Dell, einen alten Freund von Jackie, der dann und wann im Glasgow vorbeischaute. Ein weiterer zäher alter Bursche, allerdings ein gutes Stück größer als Jackie und mindestens siebzig Pfund schwerer. Er war auch im Gastgewerbe tätig, in einer Kneipe namens »O’Dell’s« drüben auf der Westseite der Stadt. Bennetts Vater hatte sie seinerzeit in den Dreißigern gegründet, und seitdem war sie stets in Familienbesitz gewesen. Ich erinnerte mich an eine Geschichte, die Jackie mir einmal erzählt hatte, wie er auf der High School immer mit Bennett zusammengewesen war, wie sie praktisch in der Kneipe gewohnt und jeden Abend an einem der Tische Hausaufgaben gemacht hätten. Als Jackie über eine eigene Kneipe nachdachte, wollte er den O’Dells keine Konkurrenz machen, weshalb er dann das Lokal draußen in Paradise gekauft hat.
    »Alex«, sagte Bennett, »was zum Teufel machst du denn hier?«
    »Ich sehe, ihr kennt euch schon«, sagte Vargas. »Das hier ist Kenny, einer meiner Geschäftspartner. Ich glaube, man kann sagen, er ist meine rechte Hand.« Kenny trug das Haar lang und glatt und hatte es zu einem Pferdeschwanz gebunden. Kenny sah so aus, als nähere er sich den Vierzig, und das hieß, daß er binnen kurzem vor einer schweren Entscheidung stehen würde. Man kann sich mit vierzig nicht Kenny nennen und einen Pferdeschwanz tragen, es sei denn, man wäre Friseur. Jedenfalls nicht in Michigan.
    »Wir warten noch auf Gill«, sagte Vargas. »Sie wissen ja, wie das ist. Indianer leben nicht nach der Zeit des Weißen Mannes.«
    »Mach mal halblang, Win«, sagte Bennett und zwinkerte mir zu. »Schließlich willst du doch nicht von ihm skalpiert werden.«
    »Hier gibt’s nichts zu skalpieren, mein Freund.« Vargas fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel und lachte. Schon sah es so aus, als ob es eine längere Nacht würde. »Alex, ich zeige Ihnen das Haus«, sagte Vargas. »Wo wir ohnehin warten.«
    »Gute Idee«, sagte Jackie, während er sich neben Bennett setzte. »Einmal der große Rundgang.«
    Vargas verbrachte die nächsten zwanzig Minuten damit, mir das Haus zu zeigen. Mit der Küche fingen wir an. Sie hatte den professionellen Gasherd, die Insel in der Mitte mit dem zweiten Spülbecken. Die Butler’s Pantry. »Das ist meine Spezialität«, erklärte er. »Das Beste vom Besten bei allen Geräten. Herde von Viking, maßgeschneiderte Wandschränke, nennen Sie irgendwas, wir liefern es. Wenn Ihre Frau sich eine Traumküche wünscht, bin ich Ihr Mann. Sind Sie verheiratet?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Aber Sie waren es. Einmal?«
    »Ja, vor sehr langer Zeit.«
    »Ich habe vor ein paar Jahren zum zweiten Mal geheiratet«, sagte er, »nachdem ich lange, lange Zeit unabhängig war. Es geht doch nichts darüber, beim zweiten Mal alles richtig zu machen.« Er fuhr mit der Hand über die Arbeitsplatte. »Zu schade, daß Sie heute abend keine Gelegenheit haben werden, sie kennenzulernen. Aber beim nächsten Mal, ja?»
    »Gerne.«
    Von der Küche aus gingen wir auf die rückwärtige Veranda. Das Flußufer lag direkt unter uns, keine zehn Meter entfernt. Ein Frachter fuhr in südlicher Richtung flußab, ganz langsam, fort von den Schleusen.
    »Wo kommt er her?« sagte er. »Was ist das für eine Flagge? Brasilien, oder?«
    Der Flaggenstock trug eine Lampe. Man konnte soeben den blauen Globus im gelben Diamanten auf grünem Feld erkennen. »Ich denke ja«, sagte ich.
    »Die Jungs sind ganz schön weit weg von zu Hause.« Er winkte dem Schiff. Wir konnten einige Mitglieder der Mannschaft auf Deck erkennen, aber sie winkten nicht zurück.
    »Ich habe da unten eine kleine Anlegestelle«, sagte er. »Nicht groß genug für mein Boot, aber ich habe zwei Motorskis. Jemals damit gefahren?«
    »Noch nie«, sagte ich. »Würde mir vermutlich ähnlich gut gefallen wie ein Schneemobil.«
    »Klar, so eins habe ich natürlich auch. Ich weiß aber nicht, wieviel Zeit ich hier im Winter verbringen werde. Wir haben ein Haus in Boa. Aber man weiß ja nie.«
    Wir gingen wieder nach drinnen. Das Licht schmerzte mir in den Augen, weckte in mir den Wunsch, wieder hinaus ins Dunkel zu gehen. »Ich zeige Ihnen noch die erste Etage, Alex. Einen Raum da müssen Sie einfach sehen.«
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf. Das Haus hatte ein wundervolles Treppenhaus, das mußte ich zugeben. Die Stufen bestanden alle aus

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