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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Hemd legte er eine reich bestickte Weste an, in deren Muster das Joachims-Wappen eingearbeitet war. Auf dem Ärmel trug er die Zeichen seines Ranges – Kapitän – und seiner Dienstgattung – Astrogation. Seine Füße schlüpften in Halbstiefel. Er schnallte ein Pistolenhalfter um und setzte sich eine gefiederte Mütze auf das kurz geschnittene Haar. Weil es der Tradition entsprach und von ihm erwartet wurde, trug er die massive goldene Halskette und ihr diamantenbesetztes Gegenstück. Schließlich schlüpfte er in einen purpurnen Umhang und legte Stulpenhandschuhe an.
    Dann verließ Joachim den Raum und fuhr wieder den Schacht hinunter, durchquerte die Luftschleuse und stieg endlich die einziehbare Gangway-Leiter hinab. Aus dem Tal führte ein gewundener Pfad herauf. Den ging er jetzt mit leicht rollendem, an einen Bären gemahnenden Schritt hinunter. Der Himmel über ihm war von tiefstem Blau; das weite, grüne Land lag in hellem Sonnenlicht; der Wind trug das schwache, kristallene Lachen eines Glockenvogels zu ihm herüber. Kein Zweifel, der Mensch war nicht dafür geschaffen, sich in eine metallene Hülle zu setzen und von Stern zu Stern zu eilen. Kein Wunder, daß so viele das Nomadenleben aufgegeben hatten. Wer war dieses Mädchen gewesen – Seans Mädchen von Nerhus ...?
    »Hallo, Hal«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Er wandte sich um. »Oh, Laurie. Lange nicht mehr gesehen.«
    Und Vagabond MacTeague Lauri, ein wandelnder Regenbogen in seiner Uniform, fiel in Joachims Schritt ein. »Gestern angekommen«, erklärte er. »Wahrscheinlich sind wir die letzten, und wir bringen Nachricht von der Wayfarer und der Pilgrim, daß sie es dieses Jahr nicht geschafft haben. Damit haben sich wohl alle Schiffe gemeldet – jedenfalls sagte Traveler Thorkild, er würde die Zusammenkunft heute einberufen.«
    »Wird wohl so sein. In der Nähe von Canopus sprachen wir mit der Vagrant, und die kommt auch nicht. Hatte irgend etwas vor; ein neuer Planet mit Handelsmöglichkeiten, nehme ich an, und sie wollen ihn anlaufen, bevor es irgend jemand anderer tut.«
    MacTeague stieß einen Pfiff aus. »Die scheuen wirklich keine Entfernung. Was habt ihr denn dort draußen gemacht?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Joachim unschuldig. »Haben uns nur ein bißchen umgesehen. Canopus ist noch freies Territorium; bis jetzt hat kein Schiff ein Anrecht darauf.«
    »Warum aber so einen Sprung unternehmen, wenn ihr in eurem eigenen Territorium so viel Handel treiben könnt, wie ihr wollt?«
    »Ich nehme an, Sie sind sich mit Ihrer Mannschaft einig?«
    »Nun, mit dem größten Teil jedenfalls. Natürlich – ein paar schreien immer nach ›neuen Horizonten‹, aber bis jetzt sind sie noch immer überstimmt worden. Aber ... hm.« MacTeague kniff die Augen zusammen. »Wenn Sie sich draußen bei Canopus herumgetrieben haben, Hal, dann muß da Geld zu holen sein.«

    Die Halle der Kapitäne stand am Rand eines steilen Abhangs. Als die Nomaden vor mehr als zwei Jahrhunderten Rendezvous entdeckt und zu ihrem Treffpunkt erkoren hatten, hatten sie die Halle gebaut. Zweihundert Jahre Regen, Wind und Sonnenlicht waren vergangen, und die Halle stand immer noch. Vielleicht würde sie auch noch stehen, wenn alle Nomaden den Weg in die Dunkelheit gegangen waren.
    Der Mensch war ein kleines, stets von Eile getriebenes Ding; seine Raumschiffe durchmaßen Lichtjahre, und seine fieberhafte, von der Drohung des Todes angestachelte Energie ließ Tausende von Welten vom Ruhm seiner Taten widerhallen. Aber das alte, ewige Dunkel reichte weiter, als er es sich vorstellen konnte.
    Auch die anderen Kapitäne kamen jetzt an – ein Rausch von Farben, ein Gewirr von Stimmen. Nur etwa dreißig erschienen zu diesem Treffen – vier Schiffe hatten gemeldet, daß sie nicht kommen würden, und dann gab es noch die vermißten Schiffe. Die Kapitäne hatten ihre Jugend durchwegs hinter sich, und manche von ihnen waren schon alt.
    Die Bemannung jedes Nomadenschiffes bestand aus einem Clan – einer exogamen Gruppe, die sich von gemeinsamen Vorfahren herleitete. Durchschnittlich waren etwa fünfzehnhundert Menschen aller Altersstufen auf jedem Schiff, wobei die Frauen in die Schiffe ihrer Männer einheirateten. Das Kapitänsamt war erblich; jeder Nachfolger wurde aus den Männern dieser Familie gewählt, falls einer qualifiziert war.
    Aber die selben Namen fanden sich in all diesen Schiffen wieder. Nur sechzehn Familien waren in der Traveler I, in welcher die ganze Nomadenkultur

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