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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hatten die Nomaden auch kein sonderliches Interesse gezeigt.
    Entgegenkommenderweise hatten die Eingeborenen den Nomaden das Gebiet, das sie sich bereits angeeignet hatten, zur Verfügung gestellt und nur darum gebeten, anderswo nicht belästigt zu werden, was die Menschen noch gesetzlich kodifizierten. Seitdem hatte sich gelegentlich ein Eingeborener bei ihren Versammlungen gezeigt, eine Weile zugehört und war wieder verschwunden – sonst hatte es nichts gegeben in den letzten einhundertfünfzig Jahren.
    Blind, dachte Sean. Wir sind blind, wie es der Mensch immer schon gewesen ist. Es gab eine Zeit, wo er sich einbildete, das einzige intelligente Wesen im ganzen Universum zu sein – und er hat sich nicht sehr verändert.
    Der Gedanke ging auf in dem Wunder, das vor ihm stand. Er blieb stehen. Das Blut pochte laut in seinen Schläfen. »Ilaloa.«
    Bewegungslos und ohne ein Wort zu sagen stand sie da und sah ihn an. Ihre Schönheit und Anmut schnürten ihm fast die Kehle zu.
    Sie hätte der menschlichen Rasse angehören können – beinahe – wäre sie nicht so übermenschlich schön gewesen. Die Lorinyaner waren das, was der Mensch vielleicht nach einer Million Jahren positiver Evolution sein würde. Sie waren schlank und von fließender Grazie, und ihre Haut war marmorweiß. Ihr silbrigblau schimmerndes Haar fiel seidig um ihre Schultern. Zum ersten Male hatte er Ilaloa gesehen, als die Peregrinus auf Rendezvous gelandet war und er einen einsamen Streifzug unternommen hatte, um allein zu sein.
    »Ich bin gekommen, Ilaloa«, sagte er und spürte, wie schwerfällig es klang. Ilaloa sagte kein Wort, und er setzte sich seufzend ihr zu Füßen.
    Er brauchte nichts zu sagen. Unter den Menschen war er ein einsames, für immer in die Nacht seines eigenen Schädels eingesperrtes Wesen, das seine Artgenossen nie wirklich verstand, nie ihre tröstliche Nähe spürte. Sprache war gleichzeitig Brücke und Barriere; und Sean wußte, daß Menschen sprechen, weil sie Angst vor der Stille haben. Mit Ilaloa aber konnte er still sein; hier gab es Verständnis und keine Einsamkeit.
    Laß die eingeborenen Frauen in Frieden! Es war ein Gesetz der Nomaden, das auf anderen Planeten kaum erzwungen zu werden brauchte – wer fühlte sich schon angezogen von etwas, was wie eine Karikatur des Menschen aussah? Aber kein Speer hatte sich in sein Fleisch gebohrt, als er diesem Wesen begegnete, das nicht weniger als eine Frau war, sondern mehr.
    Ilaloa ließ sich neben ihm nieder. Er blickte in ihr Gesicht – seine weichen, lieblichen Flächen und Kurven, die geschwungenen Brauen über großen violetten Augen, die kleine Nase, den feinen Mund.
    »Wann gehst du fort?« fragte sie. Ihre Stimme war leise, klang aber trotzdem voll.
    »In drei Tagen«, sagte er. »Reden wir nicht darüber.«
    »Aber das sollten wir«, sagte sie nachdrücklich. »Wo gehst du hin?«
    »Fort.« Er machte eine Geste zum sternenübersäten Himmel hinauf. »Von Sonne zu Sonne, ich weiß nicht wohin. Wie ich höre, soll es dieses Mal ein neues Gebiet sein.«
    »Dorthin?« Sie deutete auf das Große Kreuz.
    »Nun ... ja. In Richtung von Sagittarius. Woher weißt du das?«
    Sie lächelte. »Man hört dies und jenes, auch wir im Wald. Wirst du wiederkommen, Sean?«
    »Wenn ich bis dahin noch lebe. Zwei Jahre wird es mindestens dauern – ein wenig mehr nach eurer Rechnung. Vier Jahre vielleicht, oder sechs ... ich weiß es nicht.« Er versuchte zurückzulächeln. »Bis dann, Ilaloa, wirst du ... du wirst ... deine eigenen Kinder haben.«
    »Hast du keine, Sean?«
    Es war die natürlichste Sache der Welt, ihr alles zu erzählen. Sie nickte ernst und legte ihre Hand auf die seine.
    »Wie einsam du sein mußt.« In ihrer Stimme war keine Rührseligkeit; es klang beinahe sachlich. Aber sie verstand.
    »Ich werde schon damit fertig«, sagte er. Und mit plötzlicher Bitterkeit fügte er hinzu: »Aber ich möchte jetzt nicht davon sprechen, daß ich fort muß. Viel zu bald wird der Augenblick da sein.«
    »Wenn du nicht fort willst«, sagte sie, »dann bleibe doch.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Das ist unmöglich. Ich könnte nicht bleiben, nicht einmal auf einem Planeten meiner eigenen Art. Seit dreihundert Jahren leben die Nomaden zwischen den Sternen. Die wenigen, die es nicht durchstehen konnten, verschwanden, und von den Planeten kamen andere hinzu, die für diese Art Leben geeignet waren. Jetzt ist es mehr als nur Gewohnheit und Kultur, verstehst du. Wir sind

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