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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Göttin zu bezeichnen.Dabei sah Catherine für ihre Verhältnisse sehr gut aus, und hätten die Versammelten sie nur vor drei Jahren gekannt, so hätten sie sie jetzt als eine Schönheit empfunden.
    Blicke erntete sie dennoch, und durchaus anerkennende; denn sie hörte selbst, wie zwei Herren sie ein hübsches Ding nannten. Solche Worte verfehlten nicht ihre Wirkung; der Abend erschien ihr gleich viel vergnüglicher als zuvor – ihrer bescheidenen Eitelkeit war Genüge getan – sie fühlte sich den beiden jungen Männern für dieses schlichte Lob zu größerem Dank verpflichtet als eine Heldin von Format für fünfzehn Sonette, die ihren Liebreiz in den Himmel hoben, und war, als sie in die Sänfte stieg, im reinen mit sich und der Welt und hochzufrieden mit ihrem Maß an allgemeiner Beachtung.

III. KAPITEL
    Jeder Vormittag brachte nun seine regelmäßigen Pflichten mit sich; – Läden wollten aufgesucht sein, ein neuer Teil der Stadt besichtigt, und danach ging es in die Trinkhalle, wo sie eine Stunde lang auf und ab promenierten, alle sahen und mit keinem sprachen. Der Wunsch nach recht vielen Bekannten in Bath lebte auch weiterhin sehr stark in Mrs. Allen, und sie wiederholte ihn nach jedem erneuten Beweis (den ihr kein Vormittag schuldig blieb), daß sie gar niemanden kannte.
    Sie besuchten die Lower Rooms; und hier meinte es das Schicksal besser mit unserer Heldin. Der Zeremonienmeister führte ihr einen sehr kultivierten jungen Mann als Tanzpartner zu, Tilney mit Namen. Er war um die vier- oder fünfundzwanzig, recht hochgewachsen, mit angenehmen Gesichtszügen, einem sehr intelligenten, wachen Blick, und wenn er auch nicht regelrecht gut aussah, so war er doch nahe genug daran. Sein Auftreten war gewandt, und Catherine fühlte sich vom Glück sehr begünstigt. Während des Tanzens blieb zum Reden wenig Gelegenheit, aber als sie sich zum Tee setzten, fand sie ihn gerade so liebenswürdig, wie sie es ihm vorab schon unterstellt hatte. Er plauderte flüssig und lebhaft – und es war etwas Schalkhaftes, Scherzendes an seiner Art, das sie fesselte, auch wenn sie nur Teile davon verstand. Nachdem sie sich eine Weile über all das unterhalten hatten, was sich so
en passant
ergab, sagte er unvermittelt: »Ich habe es bisher sträflich an den Aufmerksamkeiten fehlen lassen, gnädiges Fräulein, die Sie billigerweise von Ihrem Tanzpartner erwarten können; ich habe Sie noch nicht gefragt, wie lange Sie bereitsin Bath sind, ob dies Ihr erster Besuch hier ist, ob Sie schon in den Upper Rooms waren, im Theater und im Konzert, und wie es Ihnen überhaupt hier gefällt. Ich war sehr ungalant; aber hätten Sie nun Muße, meine Neugier in dieser Hinsicht zu befriedigen? Wenn ja, will ich unverzüglich beginnen.«
    »O bitte, machen Sie sich keine Mühe, Sir.«
    »Glauben Sie mir, es ist mir keine Mühe, gnädiges Fräulein.« Und indem er ein maskenhaftes Lächeln aufsetzte und seine Stimme künstlich sanft und weich klingen ließ, fragte er in geziertem Ton: »Sind Sie schon länger hier in Bath, gnädiges Fräulein?«
    »Ungefähr eine Woche, Sir«, antwortete Catherine, die sich das Lachen verbeißen mußte.
    »Tatsächlich!« – mit aufgesetzter Verblüffung.
    »Warum überrascht Sie das, Sir?«
    »Gute Frage«, sagte er in seinem normalen Ton. »Aber irgendeine Gefühlswallung muß Ihre Antwort nun einmal in mir auslösen, und Überraschung ist leichter vorzutäuschen und auch nicht weniger plausibel als alle anderen. – Also, fahren wir fort. Waren Sie noch nie vorher hier, gnädiges Fräulein?«
    »Noch nie, Sir.«
    »So etwas! Haben Sie denn schon die Upper Rooms beehrt?«
    »Ja, Sir, ich war letzten Montag dort.«
    »Waren Sie im Theater?«
    »Ja, Sir, ich habe am Dienstag ein Stück gesehen.«
    »Im Konzert?«
    »Ja, Sir, am Mittwoch.«
    »Und gefällt es Ihnen soweit in Bath?«
    »Ja, es gefällt mir sehr gut.«
    »Jetzt muß ich noch kurz süßlich lächeln, und dann können wir wieder Vernunft einkehren lassen.«
    Catherine wandte das Gesicht ab, unsicher, ob sie es wagen durfte zu lachen oder nicht.
    »Ich merke schon, was Sie von mir halten«, sagte er gramvoll, »ich werde schlecht wegkommen, wenn Sie morgen Ihr Tagebuch schreiben.«
    »Mein Tagebuch!«
    »Ja, ich sehe es schwarz auf weiß vor mir: Freitag, war in den Lower Rooms, hatte mein geblümtes Musselinkleid mit der blauen Borte an – dazu schlichte schwarze Schuhe – sehr vorteilhaft; wurde jedoch aufs unerklärlichste von einem seltsamen,

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