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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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FOR TOURISM INFORMATION OR COMPLAINTS . 4 Welcome to Wonderland. Es ist Punkt zwölf Uhr mittags.
     
    Reiches Haus, schönes Wohnzimmer mit Teppichen und Sitzbänken mit Blumenmuster aus Synthetikstoff. Großer Ölofen, sobia auf Syrisch, Gaslampe. Ein paar Jungen servieren auf einem Tablett eine üppige Mahlzeit. Keine Frau zu sehen. Unser Gastgeber erklärt uns, wie die FSA des Sektors organisiert ist: Die Einheiten von Qusair gehören zur katiba 5 al-Faruq von Baba Amr, kommandiert von Abderrazzaq Tlass, einem mulazim awwal 6 , dem ersten Offizier, der von der Armee übergelaufen ist.
     
    Wir wissen, dass wir, um nach Homs zu kommen, wahrscheinlich durch Baba Amr fahren müssen, ein Viertel im Südwesten der Stadt, das vollständig von der FSA kontrolliert wird. Abu Brahim, der unsere Einreise organisiert hat, wohnt selbst in Bajada, im Norden der Stadt. Deshalb stellen wir Fragen zur Situation in Baba Amr und im Grenzgebiet.
     
    Unser Gastgeber: Baba Amr ist eine Bastion der FSA, weil es ein großes Viertel ist und an die Obstgärten oberhalb des Orontes grenzt. Es ist umzingelt, aber die Armee dringt nicht ein. Auch in anderen Vierteln, in Khaldije, Bajada etc., stehen Einheiten der FSA, allerdings weniger, weil die Viertel kleiner sind und besser von den Sicherheitskräften kontrolliert werden können.
    In den Grenzdörfern gibt es keine Demonstrationen. Sie wollen Ruhe bewahren, um die mukhabarat 7 nicht anzulocken und den Grenzhandel nicht zu gefährden. Etwas weiter weg, bei Qusair, hat die FSA Einheiten und greift die Armee und die Sicherheitskräfte an.
    Zweimal ist die Armee mit den mukhabarat schon ins Dorf gekommen. Sie haben Häuser durchkämmt, um gesuchte Personen aufzustöbern. Sie haben nichts gefunden und sind wieder abgezogen, ohne Probleme zu machen. Hier standen sie vor der Tür und haben Fragen gestellt, sind aber nicht reingekommen.
    Ich: »Hast du keine Angst um deine Kinder?« – Er: »Ich habe nur Angst vor Gott.« Er vertraut seinen Kindern, die bei unserem Gespräch zuhören. »Sie können schweigen.«
    Die Frauen machen auch mit: medizinische Notfallversorgung, Hilfe beim Über-die-Grenze-Bringen verletzter Personen usw.
    Er: »Wir leben seit langer Zeit in der Unterdrückung. Wir haben hier ein Sicherheitssystem, bei dem keiner keinem vertraut.« Er fühlt sich als Sunnit diskriminiert. Die guten Posten sind für die Alawiten reserviert. »Es gibt keine Justiz, man kann nichts einklagen. Die verhafteten Personen verschwinden, man kommt nicht zu ihnen, man hört nie wieder etwas von ihnen.« Sein Sohn hat drei Jahre lang versucht, in den Polizeidienst einzutreten, ohne Erfolg. Er glaubt, das liegt daran, dass er Sunnit ist.
    Anfangs wollten sie nur Reformen, mehr Freiheit. Dann verschärfte es sich wegen der Repression.
     
    *
     
    Abfahrt gegen 13 Uhr. Der Zorn kommt mit einem Pick-up, und wir quetschen uns zu dritt nach vorn. Anruf aus Baba Amr: Genervte Typen sagen, dass wir nicht reindürfen, dass sie keine Journalisten empfangen können, dass der Schleuser uns zurück in den Libanon bringen soll. Raed ruft seine Kontakte an, und nach und nach klärt sich die Lage. Wir fahren.
     
    Die Zurückhaltung einiger Oppositionskämpfer aus Baba Amr, weitere Journalisten zu empfangen, war während dieser Zeit sehr groß, auch wenn sich das später, als das Viertel massiv bombardiert wurde, vollständig änderte. Während unseres Aufenthalts in Baba Amr wird dies eine ständige Quelle von Reibereien sein.
     
    Gemischte Gegend, Dörfer verschiedener Konfessionen. Wir fahren in eine von der FSA kontrollierte landwirtschaftliche Zone. Wir kommen an einem Kommandanten in einem Pick-up vorbei, dann an einem Checkpoint mit einem Soldaten, dann an einem größeren Checkpoint auf einer Brücke. Ein steter Strom von Minibussen und kleinen Pick-ups von Schmugglern, die aus dem Libanon kommen oder dorthin fahren. Der Checkpoint kontrolliert sie und lässt sie durch. Ein neuer Weg, ein weiterer Anruf in Homs. Ein Kind plärrt ins VHF-Gerät 8 , der Sohn eines Soldaten beim Spielen. Der Zorn hat außer dem VHF-Gerät auch eine Handgranate neben dem Steuer liegen. Sollten wir auf eine mobile Straßensperre stoßen, wird er nicht anhalten.
     
    Wir biegen von der Straße auf einen Feldweg: Wir nähern uns einem der Checkpoints, die Qusair umgeben. Wir weichen ihm auf ein paar Wegen, dann über Brachland aus, das von Beduinen in Militärzelten bewohnt wird. Auf einer kleinen Straße fahren wir in 300

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