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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Lebensgefahr – geholfen haben, meine große Dankbarkeit und Bewunderung aussprechen.

 
    Montag, 16. Januar
    Tripoli, Libanon
     
     
    Am Freitag, dem 13. Januar, traf ich in Beirut ein. Mani stieß am 14. dazu und begann sofort, mit seinen syrischen Kontakten zu telefonieren, um unsere Einreise zu organisieren. Abu Brahim, ein religiöser Würdenträger aus dem Viertel Bajada, bei dem Mani im November gewohnt hatte, bat seine Kontaktleute innerhalb der Freien Syrischen Armee (FSA), uns einzuschleusen. Am Montag, dem 16., gegen 17 Uhr erhielt Mani – der von jetzt an Raed heißt – einen Anruf, wir sollten noch am selben Abend nach Tripoli kommen.
     
    22.30 Uhr. Ankunft im regnerischen Tripoli. 1 Werden von drei fröhlichen Hünen am Treffpunkt abgeholt und in eine nahegelegene Wohnung gebracht. Treppenhaus ohne Licht, Stromkabel hängen aus den Wänden. Eiskalte Wohnung, aber groß und schön, mit Steinfußboden, Bildern und arabischen Kalligraphien an den Wänden, vergoldeten Samtmöbeln, einem großen gläsernen Kandelaber. D., ein junger Aktivist, der vor einer Woche aus Homs gekommen ist, chattet über Skype, sein Laptop steht auf einem niedrigen Tischchen. »Das hier ist eine Junggesellenwohnung, tut mir leid!« Ein Fernseher, oben auf einem Schrank, ist auf den Kanal »Volk von Syrien« eingestellt, einen Sender der Opposition, der seinen Sitz in Großbritannien hat.
     
    D. fängt sofort an, von Jacquier zu sprechen. »Das Regime hat Gilles Jacquier absichtlich ermordet, zur Abschreckung, damit keine Journalisten mehr kommen. Er wurde in Akrama getötet, einem alawitischen, regierungstreuen Viertel, in al-Dschadida, vor dem Supermarkt al-Batul. Die Falschinformationen über den Tatort wurden vom Regime und von einem verräterischen Journalisten verbreitet.« Er meint Mohammad Ballout von BBC Arabic, einen Libanesen, der Mitglied der syrischen sozialen nationalistischen Partei ist. Die BBC soll sich entschuldigt haben.
     
    Der France-2 -Reporter Gilles Jacquier wurde im Verlauf einer von den syrischen Behörden organisierten und begleiteten Pressereise am 11. Januar bei einem Granatenangriff in Homs getötet. Die syrische Regierung und die Opposition geben sich gegenseitig die Schuld an seinem Tod. Während unseres Aufenthalts in Syrien sprachen uns etliche Menschen auf Jacquier an und versuchten uns von der Schuld des Regimes zu überzeugen, ohne allerdings handfeste Beweise vorbringen zu können.
     
    Männer treffen ein. Der Anführer, A., unser Schleuser, ist ein bärtiger Kerl, untersetzt, lächelnd, in schwarzer Trainingshose, zwei Handys in der Hand.
     
    D. spricht weiter von Jacquier. Die Opposition betrachtet ihn, wie alle anderen Opfer des Regimes, als schahid 2 . Der letzte Donnerstag wurde auf der Facebook-Seite der Revolution in »Tag der Treue zu Gilles Jacquier« umbenannt; alle Tage bekommen einen Namen, nicht nur die Freitage. D. stimmt sein Loblied an: »Er ist gekommen, um das Martyrium des syrischen Volkes zu bezeugen.« Die revolutionären Koordinierungskomitees sammeln Beweise, dass Gilles Jacquier vom Regime getötet wurde. Er zählt lose auf: Die schabbiha 3 , die in Homs wüten, kommen aus Akrama und den benachbarten Vierteln; sehr schwierig für Leute der Opposition, in diese Viertel zu gelangen. Die Universität, im Westen, ist Militärzone. Und schließlich war im syrischen Fernsehen die Rede von Mörserschüssen: D. behauptet, die FSA habe keine Mörser, auch keine schweren Waffen dieses Typs. Es ist eines der ersten Dinge, die er erwähnt, und er beharrt sehr darauf. Der Schleuser mischt sich ein, und wir diskutieren über verschiedene Mörsertypen; für ihn ist ein 60-mm-Mörser, der 90 kg wiegt, zu schwer, um von einem Soldaten getragen zu werden. Ich bin anderer Meinung, und wir verhaken uns in den Details.
     
    Abendessen: ein üppiges Mahl vom Feinkosthändler, Hühnchen, Hummus, Falafel, Salat. Der Deckname des Schleusers ist al-Ghadab, »der Zorn«. »So werde ich seit Beginn der Revolution genannt, obwohl ich die ganze Zeit lache!« Seine beiden Freunde sind Libanesen, Schmuggler, die uns morgen durch die Checkpoints der libanesischen Sicherheitskräfte schleusen werden. Dann wird uns Der Zorn, der aus Homs stammt, in die Stadt mitnehmen. Es sind vier Etappen, und es wird einen bis anderthalb Tage dauern. Auto bis zur Grenze, dann ein paar Kilometer auf dem Motorrad, dann wieder Auto.
     
    Manon Loizeau hatte mir erzählt, dass sie ein Minenfeld überqueren musste,

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