Nouvelles classiques - Klassische franzoesische Erzaehlungen
Anmerkungen zu den einzelnen Autoren
STENDHAL – eigentlich MARIE-HENRI BEYLE – (1783–1842) stammte aus Grenoble und verbrachte dort eine wenig glückliche Kindheit. 1800 trat er in die Armee ein und kam dadurch erstmals nach Italien. Schon damals begann seine leidenschaftliche Liebe zu diesem Land, die bis zu seinem Tode andauern sollte. 1814, nach dem Sturz Napoleons, übersiedelte er nach Mailand, wo er unter dem nach der Geburtsstadt J. J. Winckelmanns gewählten Pseudonym Stendhal zu schreiben begann. Nach dem Untergang des Kaiserreichs kehrte er 1821 nach Paris zurück. 1831 wurde er als Konsul nach Civitavecchia entsandt, wo er den größten Teil seiner letzten Lebensjahre verbrachte.
Stendhals literarisches Œuvre umfasst neben theoretischen Schriften, autobiographisch geprägten Texten und Erzählungen mehrere Romane, darunter die beiden heute noch berühmten Meisterwerke ‹Le rouge et le noir› (1830) und ‹La chartreuse de Parme› (1839).
Stendhal gilt neben Balzac als Begründer des literarischen Realismus. Die wesentliche Antriebskraft menschlichen Lebens sieht er in dem Verlangen nach Glück. Diese in Frankreich als Beylisme bezeichnete Weltanschauung verbindet Stendhal in seinen Werken mit einem klaren, einfachen Stil, einer objektiven Darstellung und einer scharfen psychologischen Analyse.
Die Erzählung ‹Le coffre et le revenant› ist gleichzeitig mit ‹Le rouge et le noir› 1829 entstanden und wurde 1830 in der Zeitschrift ‹Revue de Paris› veröffentlicht.
Zitiert nach: Stendhal: Romans et nouvelles II: Romans et nouvelles, Bibliothèque de la Pléiade, Gallimard, Paris 1952.
HONORÉ DE BALZAC (1799–1850) stammte aus Tours und kam 1814 als fünfzehnjähriger Knabe nach Paris, wo er von 1816 bis 1818 an der Sorbonne Jura studierte und in Anwalts- und Notariatskanzleien praktizierte. Mit zwanzig brach er sein Studium ab, um sich als freier Schriftsteller zu versuchen. Anfangs verdiente er seinen Unterhalt mit unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichten Erzählungen und Kolportageromanen. 1829 gelang ihm dann mit dem erstmals unter seinem eigenen Namen publizierten Roman ‹Le dernier des Chuans› der literarische Durchbruch.
Von 1830 an bis zu seinem Erschöpfungstod 1850 entstanden in rastloser Arbeit und rascher Folge zahlreiche Romane, Novellen, Fragmente und weitere Texte. 1834 begann Balzac mit dem ehrgeizigen Vorhaben einer Gesamtdarstellung der menschlichen Gesellschaft, bzw. der im damaligen Frankreich vorherrschenden Sitten und Verhaltensweisen ‹La Comédie humaine›. Dieses Projekt blieb jedoch unvollendet: Geplant waren über 130 Titel, entstanden sind schließlich 91 Romane mit wiederkehrenden Figuren aus allen sozialen Schichten.
Die Novelle ‹Une passion dans le désert› erschien 1830 in der ‹Revue de Paris› und wurde 1837 in die ‹Comédie humaine› aufgenommen.
Zitiert nach: Honoré de Balzac: Nouvelles exemplaires. Meistererzählungen, dtv zweisprachig, München 1992. Übersetzung: Richard Fenzl.
PROSPER MÉRIMÉE (1803–1870) wurde in Paris geboren und stammte aus dem wohlhabenden Pariser Großbürgertum. Er studierte Jura, Archäologie und Philologie und freundete sich mit dem zwanzig Jahre älteren Stendhal an. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann er mit kurzen romantisch-sarkastischen Dramen, die er unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte. 1829 fand er schließlich zu seinem eigentlichen literarischen Medium, der Novelle, die er später zur höchsten künstlerischen Vollendung führte. Sein besonderes Interesse galt der russischen Literatur, und er übersetzte als einer der ersten Puschkin, Gogol und Turgenjew ins Französische. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in bitterer Einsamkeit.
In seinen Novellen setzte Mérimée seiner Vorliebe für leidenschaftliche und phantastische Inhalte einen präzisen, klaren und absichtlich unbeteiligten Erzählstil entgegen.
Die Erzählung ‹La chambre bleue› entstand 1866, wurde aber erst 1871 in der belgischen Zeitschrift ‹L’Indépendance Belge› posthum veröffentlicht. 1873 wurde sie in die Novellensammlung ‹Dernières Nouvelles› aufgenommen.
Zitiert nach: Tric Trac. Deux Nouvelles. Tric Trac. Zwei Novellen, Verlag Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1957. Übersetzung: Elisabeth Strelman-Küchler.
GEORGE SAND – eigentlich AMANDINE-LUCIE-AURORE DUPIN – (1804–1876) war väterlicherseits adeliger und mütterlicherseits kleinbürgerlicher
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