Die Schoene im Schnee
1. KAPITEL
Brant Western war schon an vielen exotischen Schauplätzen gewesen.
Nie jedoch hatte er vergessen, wie sich in Idaho die Kälte eines Februarabends mit eisigen Klauen in der Lunge festkrallen konnte.
Innerhalb der letzten Stunde hatte sich der am Nachmittag noch leichte Schneefall zu einem heftigen Schneegestöber verdichtet.
Die Unwetterfront, vor der die Wetterdienste seit seiner Rückkehr vor zwei Tagen gewarnt hatten, bewegte sich unaufhaltsam auf Wyoming zu. Dabei durchquerte sie auch diesen winzigen Landstrich im östlichen Idaho.
Die eisigen Flocken trafen sein ungeschütztes Gesicht mit der Kraft der Sandstürme, die er vom Militärstützpunkt Al Asad im Irak kannte. Auf irgendeine Weise fanden sie zielgenau jede unbedeckte Stelle seines Körpers und krochen sogar in den Kragen seines gefütterten Ranchermantels.
Dies war eine jener Nächte, in denen man es sich mit einem guten Buch und einer Tasse heißer Schokolade vor dem Feuer gemütlich machte.
Ein reizvoller Gedanke, der ihn schon durch unzählige Feuergefechte und endlose Nächte unter dem afghanischen und irakischen Himmel begleitet hatte.
Später, mahnte er sich zur Geduld. Wenn die wenigen Rinder der Western Sky Ranch gefüttert und die Pferde sicher in ihren Ställen untergebracht waren. Danach konnte er es sich mit dem Thriller, den er am Flughafen gekauft hatte, endlich vor dem Kamin gemütlich machen.
„Komm schon, Tag. Wir sind fast fertig. Danach geht’s nach Hause.“
Sein Pferd, ein kräftiger Wallach, wieherte, als habe er jedes Wort verstanden, und setzte seinen Trott auf dem Trampelpfad fort, der im zunehmenden Schneefall kaum noch zu erkennen war.
Brad wusste, dass dies ein Wahnsinnstrip war. Die hundert Kühe und ihre Kälber gehörten noch nicht einmal ihm, sondern einem Nachbarn der Western Sky. Dieser hatte das Land von ihm gepachtet, während Brant im Einsatz gewesen war.
Carson McRaven sorgte sich gut um sein Vieh. Wäre es anders gewesen, hätte Brant dem Pachtvertrag niemals zugestimmt. Da die Herde jedoch momentan auf seinem Land untergebracht war, fühlte er sich für sie verantwortlich.
Manchmal kann einem dieses Verantwortungsgefühl ganz schön auf die Nerven gehen, dachte er, als er die Heizanlage der Wassertränken überprüfte.
Dann ritt er in die Richtung zurück, in der das Haus lag.
Er und Tag hatten kaum mehr als ein Dutzend Yards hinter sich gebracht, als er das Licht zweier Scheinwerfer bemerkte, das sich schwach durch das Schneegestöber bohrte. Viel zu schnell für die momentanen Wetterbedingungen hielt es genau auf die Ranch zu.
Das verschwommene Halblicht ließ ihn blinzeln.
Wer war dämlich oder verrückt genug, sich bei diesem Unwetter mit dem Auto auf die Straße zu wagen?
Die einzig logische Antwort lautete Easton, aber mit ihr hatte er erst vor einer halben Stunde telefoniert. Sie hatte ihm erklärt, dass sie noch immer Kopfschmerzen von der Hochzeit hatte, auf der sie am Abend zuvor gemeinsam gewesen waren. Und dass sie früh zu Bett gehen wollte.
Brant machte sich Sorgen um sie. Seit ihre Tante – seine Pflegemutter – vor einigen Monaten an Krebs gestorben war, war Easton nicht mehr dieselbe.
Aber eigentlich hatte sie sich davor auch schon verändert. Seit dem Tod von Guff Winder war sie nicht mehr das süße, lustige Mädchen, das er fast sein gesamtes Leben gekannt und geliebt hatte.
Doch auch wenn Easton vielleicht nicht mehr sie selbst war, so hatte sie dennoch genügend Verstand, um sich während eines solchen Sturms in der Winder Ranch zu verbarrikadieren.
Und hätte sie sich doch nach draußen gewagt, wäre sie klug genug, ihre Fahrweise den Wetterbedingungen anzupassen. Schließlich hatten er und seine Stiefbrüder ihr das eingetrichtert, als sie ihr Fahrstunden gegeben hatten.
Wenn also nicht Easton in diesem heftigen Schneesturm auf die Ranch zugerast kam, wer was es dann?
Zweifellos jemand, der sich verfahren hatte. Manchmal war es schwer, sich auf diesen abgelegenen Canyon-Straßen zurechtzufinden. Und abgelegene Orts- und Hinweisschilder wurden leicht vom Schnee verweht.
Seufzend trieb Brant sein Pferd zur Straße, um dem verirrten Reisenden den Weg weisen zu können.
Plötzlich geriet das Fahrzeug ins Schleudern.
Schon als der Fahrer zu schnell in die Kurve fuhr, sah Brant es kommen. Er gab Tag die Sporen und betete, dass er sich irrte. Doch nur einen Moment später übersteuerte der Fahrer den Wagen.
Brant sah, wie der Wagen fast in Zeitlupe auf
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