NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Liebe Leser,
gibt
es ein Leben nach Ronald M. Hahn? Auf diese Frage wird die vorliegende Ausgabe
von Nova eine Antwort geben, und
wir hoffen, es ist eine positive. Zehn Jahre nach der Gründung des Magazins
durch Ronald M. Hahn, Helmuth W. Mommers und Michael K. Iwoleit ist dies die
erste Ausgabe, die ganz ohne Mitwirkung von Ronald Hahn entstanden ist. So bald
werden wir den Mann, der mit der Mitwirkung an Nova der deutschen SF-Szene einen letzten großen Dienst
erwiesen hat, aber sicher nicht vergessen. In dieser Ausgabe würdigen wir mit
einem kleinen Special, das Beiträge langjähriger Weggefährten und zahlreiche
spaßige Bilddokumente enthält, das segensreiche Wirken und imposante Lebenswerk
eine Mannes, der fraglos zu den ganz Großen der deutschen Science Fiction
gehört. Ronald arbeitet sich gemütlich dem Ruhestand entgegen, und wir werden
literarisch wahrscheinlich nicht mehr viel von ihm hören. Dafür ist er
verstärkt musikalisch aktiv, und wer unter unseren Lesern sich zufällig einmal
in Wuppertal aufhält, sollte sich den nächsten Auftritt von Ronalds fabelhafter
Oldie-Band Wupperkrampen* nicht entgehen lassen.
Verabschieden
müssen wir uns mit dieser Ausgabe auch von Mitherausgeber Frank Hebben, der zum
letzten Mal die Grafikredaktion betreut hat und sich neuen Aufgaben zuwenden
wird. Nova wird künftig von Olaf
G. Hilscher (Grafik, Produktion & Verlag) und Michael K. Iwoleit (Text
& Koordination) herausgegeben, unterstützt durch Sven Klöpping, der schon
bei Nova 18 wesentlich dazu
beigetragen hat, die Textqualität zu verbessern, und außerdem unsere etwas
vernachlässigte Website auf Vordermann bringen wird.
Nova 20 wird im
Herbst zum 10-jährigen Jubiläum von Nova erscheinen und außer einem neuen Outfit weitere Neuerungen bringen, von denen
wir hoffen, dass wir unser Magazin damit wesentlich voranbringen.
Vorläufig
sei nur so viel verraten: In Nova 20 werden sich die besten Autoren der deutschen Science Fiction ein
Stelldichein geben, darunter einige, die wir bisher noch nicht in unserem
Magazin begrüßen durften.
Die Redaktion
* Siehe www.wupperkrampen.de
Ich
weiß, dass ich nicht weiß.
Plato
Frank
Weyden nickte freundlich ins Kameraauge, schwenkte die Chipkarte vor dem
Lesegerät und beobachtete, wie die Schranke sich hob. Das Wachhäuschen war
schon seit Jahren unbesetzt. Die Wachmannschaft war auf vierzehn Mann
abgeschmolzen, und wenn das so weiterging, würde die Nachtschicht irgendwann
ganz abgeschafft werden. Doch jetzt war es früher Morgen, und wenn er sich
nicht irrte, saß gerade Lorraine vor den Monitoren, ein hübsches junges Ding
aus Frankreich, das keine Mühe hatte, sich unter all den Fossilien zu
behaupten. Frank war ihren Reizen gegenüber alles andere als immun, aber
aufgrund seines Alters vermutlich chancenlos.
„Der
Blick des Mannes altert nicht, Robbie“, sagte er selbstironisch. „Das hat die
Natur schlecht eingerichtet, findest du nicht?“ Robbie schaute ihn vom
Beifahrersitz aus fragend an. Er hatte viele Talente, nur Gedanken lesen konnte
er nicht.
Frank
bog auf die Ringstraße ein, die an der Außenseite von der fünfzehn Meter hohen
Betonmauer gesäumt wurde. Der Asphalt war geborsten, Grasbüschel und ein gelb
blühendes Kraut wuchsen aus den Rissen. Vier Kilometer weiter, genau einen
Viertelkreis entfernt, lag inmitten eines Waldes von Antennen und Sonden das
Institut. Vor dreißig Jahren hatte es futuristisch gewirkt, erbaut von Akira
Neiki, einem angesagten japanischen Architekten. Jetzt ähnelte es einem
Rieseninsekt nach der Eiablage; stumpf und erschlafft, dem Tode geweiht. Die
Eier, die es gelegt hatte, hatten sich als mehr oder weniger unfruchtbar
erwiesen. Dennoch verspürte Frank immer noch einen Rest jener alten Erregung,
und an einem Morgen wie diesem sogar mehr als einen Rest.
Obwohl
er den Blick keinen Moment lang von der mit Schlaglöchern übersäten Straße
abwandte, war ihm die Nähe des Kraters überdeutlich bewusst. Ursprünglich eine
halbkugelförmige Bodenhöhlung mit einem Radius von exakt 1175,87 Metern, hatte
sich die Geometrie aufgrund von Erdrutschen schon kurze Zeit nach ihrer
rätselhaften Entstehung verändert. Inzwischen wuchsen an den Hängen Kiefern und
ein paar Lärchen. Am Boden hatte sich ein Tümpel gebildet, in dem sich trotz
der harten Winter im Sommer Frösche tummelten. Nichtsdestotrotz weckte das
Phänomen bei ihm immer noch Ehrfurcht,
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