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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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heiße Wasser laufen lassen, für das ich bezahle. Einfach so. Das ist mein Wasser, und du hast es verschwendet.«
    »Ich weiß.«
    »Gut. Du hast aber trotzdem etwas vergessen.«
    Jetzt richtet sich sein Blick unerbittlich auf sie, und sie glaubt schon, dass er das mit der Wärmflasche weiß. Langsam schiebt sie sie mit dem Fuß weiter weg zum Fußende der Bettdecke, damit er nichts von der ausstrahlenden Wärme merkt. Aber er meint etwas anderes. Es ist immer das Gleiche. Das Ritual am Abend eines Tages, an dem sie bestraft worden ist.
    »Sieh mich an und sag es.«
    Sie schaut ihn an. In diese hellblauen, weiten Augen, die sie streng und gleichzeitig aufmunternd betrachten. Die Worte würgen sie bereits jetzt, obwohl sie noch gar nicht in ihrem Mund sind. Dann presst sie sie hoch und stößt sie atemlos hervor, ohne hinzuhören. »Danke. Dass du mich bestraft hast.«
    »Ich habe dich nicht bestraft«, sagt er, seine ganze Haltung wird mahnend.
    »Nein, du willst mich nur besser machen.«
    Jetzt lächelt er und streicht ihr einmal über den Kopf. Er steht auf und geht aus dem Zimmer. Kurze Zeit später hört sie im Wohnzimmer den Fernseher. Sie angelt sich die Wärmflasche nach oben und umarmt sie. Sie wartet, bis die Hitze durch ihren Schlafanzug in ihre Brust dringt. Es dauert lange, bis der Schlaf ein Einsehen hat.
    Sie ist acht Jahre alt.
    Erster Tag
    Ein Tag am Wasser. Eine verlockende Aussicht in einem Sommer, in dem die Luft honigdick über Mannheim hing. Doch dieses Wasser erfrischte nicht. Der Rhein klatschte hier gegen moosig-ölige Mauern, darin wummernde Maschinen wie die Herzwände eines Riesen. Pipelines folgten dem Verlauf der Friesenheimer Straße auf metallenen Stelzen, und im nachgiebigen Teer lagen Schienen, die zu den Fabrikhöfen und Lagerhallen führten.
    Der alte Industriehafen auf der Friesenheimer Insel war Niemandsland, in dem lediglich ein paar verstreute Zigarettenautomaten und Kioskbuden auf die Bedürfnisse von Menschen hinwiesen. Eine davon war »Wolle’s Wurstparadies«.
    Davor mümmelten Fernfahrer an Brötchen und Zigaretten.
    Am Straßenrand stand ein abgekoppelter Anhänger, auf dem ein Kinderkarussell mit verblichenen Farben und ausgehängten Gondeln auf bessere Zeiten wartete. Vom Blickfeld der baufälligen kleinen Lagerhalle aus war es ein surrealistisches Fanal. Ringsum zwischen Holzpaletten, Zementsäcken und einem Betonmischer standen Bauarbeiter, die aussahen, als hätte ihnen jemand die Farbe gleich eimerweise aus dem Gesicht gepumpt. Ein paar von ihnen saugten zitternd an Zigaretten, und eine kleine Gruppe Polizisten huschte lautlos ins Innere der Halle. Mehrere Streifenwagen rollten scheinbar geräuschlos an, jemand spannte ein gestreiftes Band, und es wurde hinter vorgehaltenen Händen wispernd telefoniert. Kurz darauf entlud ein Kleinbus Leute, die im Schatten der Halle weiße Papieranzüge überstreiften.
    Fragende alarmierte Blicke bei den Stehtischen am Kiosk.
    Dann glitt etwas um die Ecke, leise wie ein Schwan und ebenso weiß. Um im nächsten Moment mit röhrendem Motor und quietschenden Bremsen die unwirkliche Ruhe über dem Geschehen zu brechen, ehe es ruckelnd stehenblieb.
    Ein langes, aber kräftiges Bein, umspielt von seltsamen Lichtreflexen stellte sich neben die offene Fahrertür, dann ein zweites, und die dazu gehörigen, hochhackigen Lederpumps brachten den Kies zum Knirschen. Der Oldtimer ächzte ein bisschen, als die Frau aufstand, und sich den knielangen Rock glatt strich. Eng war dieser Rock, und die darunter liegenden Wölbungen rollten sanft im Rhythmus ihrer lauten Schritte, als sie auf die Lagerhalle zulief.
    Vielleicht hörte der ein oder andere Fernfahrer auf zu kauen. Möglicherweise wegen dem Anblick des cremeweißen Jaguars zwischen all den mit Reflektoren und Blaulichtern bestückten Wägen.
    Aber Tom Krohne glaubte das nicht.
    Er strich rasch sein T-Shirt glatt, ehe er der Frau entgegen lief. Was sich da dem abgesperrten Areal vor der Lagerhalle näherte, schien nicht hier her zu gehören, nicht nach Mannheim, nicht in diesen schwitzenden Industriehafen, nicht zwischen die blau uniformierten Männer.
    Sie gehörte in einen alten französischen Film, auf ein Art Deco Plakat. Und in einen kleinen Teil seiner Gedanken.
    Und ebenso flüchtig rauschte Hanna Mantolf an Krohne vorbei, streifte ihn nur mit einem herben Lächeln. Schade, dass sie sich nicht die Hände gaben, dachte er. Und wozu ihm einen Guten Morgen wünschen? Das hier war kein

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