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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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ohne sein Gesicht sehen zu können. «Ach, übrigens», sagte er, «es ist reine Zeitverschwendung, wenn Sie versuchen, Ihre   … Gabe einzusetzen. Sie funktioniert mit offenen Augen nicht.»
    Caine begriff plötzlich, dass Dalton Recht hatte; mit weit geöffneten Augen war er so hilflos wie ein Baby. Einige Sekunden später hörte Caine das Klicken, mit dem die Tür sich schloss. Er lauschte angestrengt, versuchte herauszufinden, ob Dalton immer noch da war, aber es war völlig still. Caine war allein.
    Er atmete laut aus, und sein Denken setzte wieder ein. Er hätte gern nach einer Lösung gesucht, aber er wusste, dass er nichts mehr tun konnte. Die Zeit zum Planen war vorbei. Er hatte seine Entführung in dem Wissen forciert, dass er die Kontrolle nur zurückgewann, indem er sie aufgab. Aber er hatte nicht gewusst, dass es so hart sein würde – so grauenvoll.
    Vorhin in der Wohnung, als er im
Immer
gewesen war, hatte er sämtliche Ausprägungen der Zukunft gesehen. Nun jedoch, wo ihm dieser Blick verwehrt war, konnte Caine nicht sehen, welchen Pfad, welche mögliche Zukunft er eingeschlagen hatte. Da war nur so ein Gefühl, mehr eine Ahnung als tatsächliches Wissen, aber immerhin. Eines war klar: Nava war der Dreh- und Angelpunkt. Mit ihr waren die Möglichkeiten unendlich.
    Ohne sie jedoch   … war Caine verloren.
     
    Caine hörte, wie die Tür aufging und jemand den Raum betrat. Der Klang der Schritte verriet, dass es sich nicht um Dalton handelte, denn der trat schwerer auf. Die Person näherte sich ihm, blieb stehen, ging wieder zurück und blieb erneut stehen, als überlegte sie, wie sie am sichersten an ihn herankam.
    Dann hörte er ein leises Atmen hinter sich, dazu ein leises, aber helles Klappern. Eine Spritze? Vielleicht ein Skalpell. Caines Herz raste. Endlich setzte der Mann seinen Weg durchs Zimmer fort. Es war Doc.
    «Hallo, David», sagte Doc.
    Caine blieb still.
    «Es tut mir Leid, dass es so kommen musste, aber ich hatte keine andere Wahl.»
    «Man hat immer eine Wahl», erwiderte Caine.
    «Nein», sagte Doc und schüttelte den Kopf. «Ich hatte noch eine Testperson wie Sie. Sie hat mir gesagt, was geschehen würde, welchen Pfad ich einschlagen sollte. Sie hat mir gesagt, was zu tun war, um Ihre Fähigkeiten voll herauszukitzeln. Und sie hatte Recht.»
    «Darum haben Sie die Bombe gelegt? Weil es Ihnen die Testperson gesagt hat?»
    «Ja.»
    «Aber nachdem das fehlgeschlagen war, warum haben Sie mich nicht getötet? Sie hätten mich in Philly überfahren können.»
    «Verstehen Sie denn nicht?», sagte Doc flehentlich. «Ich hatte nie vor, Sie umzubringen. Ich wollte nur, dass Ihnen bewusst wird, über welche Fähigkeiten Sie verfügen. Es brauchte unbedingt eine lebensgefährliche Situation, damit Sie den letzten Schritt tun. Und die habe ich Ihnen geliefert.»
    «Aber warum? Warum tun Sie so etwas?», fragte Caine.
    «Aus wissenschaftlichen Gründen», sagte Doc. «Ist Ihnen eigentlich klar, was für wertvolle Erkenntnisse ich – wir mit Ihrer Gabe erlangen können?» Doc trat einen Schritt näher. «David, uns beiden, Ihnen und mir, steht eine unfassbare Möglichkeit offen, Geschichte zu machen.» In seinen Augen loderte ein helles Feuer. Doc schaute Caine zwar an, aber er sah nur sich selbst. «Wir können die gesamte Zukunft der Menschheit verändern.»
    «Ohne mich», sagte David.
    «Es würde uns beiden einiges erleichtern, wenn Sie einfach nur   –»
    «Nein.»
    «Lassen Sie uns doch einfach nur ein paar Tests durchführen. Ein paar Tests schaden doch nicht.» Doc bettelte förmlich.
    «Das ist das Problem. Ich habe keine Ahnung, wem Ihre Tests schaden werden.» Caine holte tief Luft und hoffte, dass er mutiger klang, als er sich fühlte. «Ich mache nicht mit.»
    Doc schüttelte den Kopf. «Genau aus diesem Grund konnte ich nicht in einer weniger kontrollierten Umgebung an Sie herantreten. Aber ob es Ihnen gefällt oder nicht, David, Sie werden kooperieren.»
    Er zog eine Fernbedienung aus der Tasche und zielte mit ihr auf einen kleinen Bildschirm, der unter der Zimmerdecke befestigt war. Caine richtete mit Mühe den Blick dorthin. Auf dem Monitor war ein erschöpft wirkender Mann zu sehen, der an einen Behandlungsstuhl gefesselt war, eine Infusionskanüle im Arm. Jasper. Er schien um zehn Jahre gealtert, seit Caine ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    Doc wandte sich wieder an Caine. «Ich möchte Ihrem Bruder nicht wehtun. Aber wenn nötig, werde ich es tun. Die Entscheidung

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