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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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liegt ganz bei Ihnen.»
    «Und was wird geschehen, wenn ich kooperiere?
    «Sie werden der Aussicht, hier herauszukommen, ein Stück näher sein.» Docs Augen verrieten ihn. Er log. Caine musste auf Zeit spielen.
    «Ich muss einmal in Ruhe darüber nachdenken.»
    «Nein», sagte Doc nachdrücklich. «Sie entscheiden sich jetzt sofort. Wie lautet Ihre Antwort?»
    Caine wusste, dass es gut möglich war –
sehr
gut möglich war   –, dass er hier nie wieder herauskam. Und obwohl er davon ausging, dass Docs Tests harmlos waren, fürchtete er, ein vorschnelles Ja würde vielleicht dazu führen, dass er nie wieder Nein sagen konnte.
    «Ich bin erschöpft», sagte Caine. «Geben Sie mir nur etwas Zeit zum Ausruhen.»
    Doc schüttelte den Kopf. Er ging zu einem Wandtelefon und wählte. «Hallo, Mr.   Dalton?» Caine spürte, wie seine Muskeln sich bei der Nennung des Namens verhärteten. Doc warf ihm einen Blick zu. «Bitte kümmern Sie sich um Jasper Caine. Stufe zwei, sechzig Sekunden.» Doc hängte ein, einen Ausdruck von Bedauern auf seinem Gesicht. «Es tut mir wirklich sehr Leid.»
    Caine sah zum Bildschirm. Ein paar Sekunden lang geschah überhaupt nichts. Jasper schien zu schlafen; er lag so bequem da, wie es ging, wenn Arme, Beine und Kopf mit Ledergurten fixiert waren. Dann betrat Dalton den Raum, steckte Jasper etwas in den Mund und verschwand aus dem Kamerabereich. Ein Schauer überlief Caine, und Jasper begann sich aufzubäumen. Seine Hände machten Greifbewegungen, während der elektrische Strom durch seinen Körper raste. Es gab keinen Ton zu den Bildern, aber das machte das Ganze nur noch schrecklicher.
    «Hören Sie auf! Aufhören!», brüllte Caine.
    Doc warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sahdann wieder Caine an. «Nur noch fünfzig Sekunden, David. Es ist fast geschafft.»
    Caine konnte die Lider nicht schließen, um sich diesem entsetzlichen Bild zu entziehen. Er versuchte, den Blick von Jaspers zuckenden Beinen abzuwenden, aber seine Pupillen richteten sich immer wieder auf den Bildschirm. Endlich war es vorbei. Jasper hörte auf zu krampfen. Er lag still da und weinte, Tränen strömten seine Wangen hinab. Dann sah Caine die endgültige Demütigung: Ein dunkler Fleck breitete sich zwischen den Beinen seines Bruders aus.
    Doc trat wieder vor Caine. Es kostete Caine jedes Quäntchen Selbstbeherrschung, ihm nicht ins Gesicht zu spucken. Caine fragte sich erneut, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, hierher zu kommen. Aber es war zu spät dafür, sie noch einmal zu überdenken. Diesmal wurden die Karten nicht neu gegeben.
    «Na gut», sagte Caine mit verzweifelter Stimme. «Ich mache Ihre Tests. Aber nicht, wenn Sie dabei sind», fügte er hinzu, als ihm wieder einfiel, wie es vonstatten gehen musste. «Ich will ausschließlich mit Forsythe zu tun haben.»
    Doc machte ein finsteres Gesicht. Er wollte gerade etwas sagen, da knackte die Gegensprechanlage bei der Tür, und eine Stimme sagte: «Paul, wir sollten uns kurz unterhalten.»

Kapitel   // 31 //
    Forsythe war hocherfreut, dass Testperson Beta statt nach Tversky nach ihm verlangt hatte. Wenn er es schaffte, Caine an sich zu binden, wurde Tversky vielleicht sogar schneller überflüssig als geplant. Forsythe lächelte und zog einen kleinen, glänzenden Gegenstand aus der Tasche. Als er sich der Testperson näherte, beschleunigte sich das leise Piepsen des EKGs.
    «Keine Sorge, Mr.   Caine. Es wird nicht wehtun», sagte Forsythe. «Ich will nur die Lidklammern lösen, damit Sie   … sich konzentrieren können. Allerdings merke ich sofort, wenn Sie Dummheiten machen.»
    Forsythe warf einen Blick auf die Bildschirme an der gegenüberliegenden Wand. Ihn interessierte jetzt in erster Linie das EEG, das die elektrische Aktivität im Temporallappen von Testperson Beta anzeigte. Wenn die Kurve über ein vorher festgelegtes Maß anstieg, würde der Testperson ein Elektroschock versetzt, der ihre Konzentration unterbrach.
    Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme verabreichte Forsythe ein leichtes Beruhigungsmittel, damit die Testpersonleichter beeinflussbar war. Langsam sank ihr Puls auf siebzig Schläge pro Minute. Dann erst löste Forsythe die Lidklammern. Sofort schloss die Testperson die Augen, und einen Moment lang war es Forsythe, dem das Herz bis zum Hals schlug; ein rascher Blick zum EEG bestätigte ihm jedoch, dass die Testperson nur ruhte – ihre Deltawellen waren dominant, die anderen dagegen zeigten kaum Ausschläge.
    Nach einigen

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