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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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können.
    Mal abgesehen davon, dass sie beim Dopingtest durchgefallen wäre.
     
    Das Wasser trieb Caine in den Wahnsinn. Wieder landete ein Tropfen mitten auf seiner Stirn. Wenn sie in regelmäßigen Abständen gefallen wären, hätten sie ihm wahrscheinlich gar nicht so zugesetzt, aber ihre Zufälligkeit zerrüttete ihn.
    Die Kopfhörer ebenfalls. Der im linken Ohr hörte sich an wie ein Radio, das auf «Suchlauf» gestellt war. Er spielte fünf Sekunden lang ein Lied, gefolgt von ein paar Sekunden atmosphärischer Störungen, gefolgt von dem nächsten Musikschnipsel und immer so weiter. Der Knopf in seinem rechten Ohr spielte «Chopsticks» auf Wiederholung, was ohnehin schon eine Folter dargestellt hätte, aber noch dadurch verschlimmert wurde, dass die Lautstärke schwankte, und zwar zwischen ohrenbetäubend laut bis nahezu unhörbar.
    Und dann waren da noch die Drehungen. Zuerst hatte Caine angenommen, dass es sich nur um seine eigene Desorientiertheit handelte, aber als er mühsam die Augen öffnete, sah er, dass sein Stuhl tatsächlich langsam rotierte. Nach einigen Selbstversuchen kam Caine zu dem Schluss, dass seine Übelkeit und Benommenheit leicht nachließen, wenn er die Augen schloss; also behielt er sie zu.
    Alle paar Sekunden bekam er einen Stromstoß versetzt. Meist nur in einen Finger oder eine Brustwarze, aber manchmal auch   … weiter unten. Die meisten waren nur einfache Stöße, aber manche taten auch richtig weh. Caines Herz raste. Seine Muskeln verweigerten in der Erwartung des nächsten Elektroschocks jede Entspannung.
    Er versuchte, ins
Immer
zu wechseln, aber es gelang ihm nicht. Er war zu abgelenkt. Er hatte das Gefühl, als würde seinem Gehirn die geistige Gesundheit mit einem Schlauch abgesaugt. Unvermittelt blieb der Stuhl stehen. Sein Magen jedoch drehte sich weiter. Jemand zog ihm am linken Auge das Lid hoch und leuchtete mit einer starken Taschenlampe hinein. Dann in das rechte Auge. Caine versuchte, nach der Hand zu greifen, aber da seine Hände festgeschnallt waren, war er hilflos. Er verspürte ein heftiges Stechen, als eine Nadel in seine Haut geschobenwurde, dann hörte er ein Reißen. Klebeband wurde ihm um den Arm gewickelt, um die Infusionskanüle zu fixieren.
    Sekunden vergingen. Wieder zog ihm etwas kneifend die Augenlider hoch. Diesmal ließ es sie nicht wieder los; er versuchte zu blinzeln, aber es tat höllisch weh. Es gelang ihm nicht mehr.
    Eine klare Flüssigkeit tropfte ihm in die Augen. Sie tropfte alle paar Sekunden nach. Caine brauchte nicht mehr zu blinzeln, um seine Augen feucht zu halten, aber er konnte seinen natürlichen Reflex nicht einfach abstellen. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er sich umgewöhnen konnte.
    Er war müde, zerschlagen, halb verrückt vor Angst. Aber trotz dieser Empfindungen verspürte er Entschlossenheit. Mit einem Mal bekam er einen Stromstoß in den Hodensack, der alles Vorhergehende in den Schatten stellte. Zwischen den Tropfen der Salzlösung versuchte er, die Augen scharf zu stellen. Ein Mann stand vor ihm, groß und bedrohlich. Wieder ein Stromstoß, diesmal in den großen Zeh. Als der Schmerz nachließ, versuchte er erneut, scharf zu sehen.
    Der Mann kam ihm bekannt vor; Caine versuchte herauszufinden, woher, aber das Wasser lenkte ihn ab. Und die Musik. Caine würde nie wieder einen Walkman aufsetzen, wenn er das hier überlebte. Wie auf Kommando setzte die Musik aus. Einen Moment lang herrschte wohltuende Stille. Sie wurde von einer kalten, rauen Stimme durchbrochen.
    «Können Sie mich hören?»
    «Ja», keuchte Caine.
    «Wissen Sie, welches Datum wir heute haben?»
    «Den, ähm   …» Caine versuchte, sich zu erinnern. SeineÜbelkeit nahm zu. «Ich glaube, den   … AAAAHH!» Nicht zu fassen, wie schmerzhaft ein Stromstoß in den linken kleinen Finger sein konnte. «Den   … äh, Februar, wir haben Februar   …»
    «Fast», sagte der Mann höhnisch. «Na schön. Ich werde mit der Folter gleich aufhören. Aber erst hören Sie mir einmal genau zu, okay?»
    «Okay», antwortete Caine schwach. Alles. Er würde alles für diesen Mann tun, wenn er damit aufhörte, und wenn es nur für eine Minute war. Oder eine Sekunde.
    «Wir überfluten Sie mit Reizen, weil wir nicht wollen, dass Sie uns abhauen. Leider erschwert das auch die Kommunikation. Und uns liegt sehr viel daran, mit Ihnen zu sprechen. Aber dass wir uns verstehen: Wenn Sie versuchen zu fliehen, wird Ihr Bruder die Konsequenzen tragen müssen. Das

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