Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
Vom Netzwerk:
standen. Sein Prototyp war innen größtenteils leer. Er besaß gerade genug begehbare Decks und Abteilungen für eine Rumpfmannschaft aus Ingenieuren und Konstrukteuren, die den Energieausstoß und die Antriebsfunktionen überwachten. Sobald die neue Konstruktion feststand, konnten sie den neuen Prototyp in sechs Tagen zusammenbauen.
Aber wir haben nur vier
, rief er sich ins Gedächtnis.
Und ich habe das neue Konzept noch immer nicht fertig
. Er holte tief Luft und versuchte, ruhig zu bleiben.
Beweise einfach, dass es funktioniert
, sagte er sich.
Diese Hülle in ein funktionierendes Raumschiff verwandeln, das muss ein anderer tun
. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und rief die anscheinend endlose Formel auf, die die Generierung, Manipulation und kontrollierte Terminierung eines Slipstream-Effekts beschrieb.
    Die Zahlen und mathematischen Gleichungen schienen vor Keers Augen zu verschwimmen, als er sie anstarrte, und er wusste, dass ihm eine lange Nacht bevorstand.

14
    Bashir achtete nur auf den Dermalregenerator in seiner Hand und dessen Fortschritte beim Schließen der Wunde darunter, während er die unangenehme Wahrheit ausblendete, dass er gerade sein eigenes Bein behandelte. Die schmerzunterdrückenden neuralen Hemmdioden, die er auf jeder Seite der unansehnlichen Verbrennung angebracht hatte, halfen ihm dabei. Da er seine Verletzung nicht mehr spürte, konnte er sich vormachen, dass er nicht etwa seinen eigenen Körper, sondern den eines anderen behandelte. Auf diese Weise wurde die Aufgabe zu einer Ablenkung, einer Routineprozedur.
    In einigen Metern Entfernung hielt Sarina an der Luke, die die Wartungsgänge mit den Transittunneln verband, Wache. Sie hielt ihren Disruptor schussbereit in der Hand und hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet, damit sie sehen und hören konnte, was draußen vor sich ging. In diesem Augenblick warf sie Bashir einen Blick zu.
»Wie läuft es?«
    »Ich bin gleich fertig. Wie sieht unser nächster Zug aus?«
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger.«
    Er nickte. »Ja, um sein Leben zu laufen, macht ordentlich Appetit.« Er strich mit den Fingerspitzen über die neue Haut an seinem Bein und war mit seiner Arbeit zufrieden. »So gut wie neu«, kommentierte er sein Werk, als er die Neuraldioden entfernte. Augenblicklich spürte er seinen Oberschenkel wieder. Er hatte keine Schmerzen mehr, zurückgeblieben war nur ein leichtes Ziehen im Muskel und ein starkes Kribbeln direkt unter der Epidermis.
    »Du kannst zuerst was essen«
, sagte Sarina.
»Ich werde die Augen offen halten. Wenn du fertig bist, tauschen wir.«
    »Okay.« Bashir holte seine Ration hervor, die aus einem kalorien- und proteinreichen Riegel bestand, den er selbst erfunden hatte, und einer Tablette, die sowohl einen Multivitaminkomplex als auch etwas zur Stärkung des Immunsystems enthielt. Dazu kamen mehrere großzügige Schlucke Wasser, das aus seinem Atem, seinem Schweiß und seinem Urin gewonnen und durch das Lebenserhaltungssystem seines Anzugs gefiltert worden war – doch auch darüber wollte er lieber nicht allzu gründlich nachdenken.
    Als er fertig war, zog er seine Handschuhe wieder an, setzte den Helm auf und kam zu Sarina an die Tür. »Du bist dran«, sagte er. Sie holsterte ihren Disruptor, und er zog seinen. Einige Meter hinter der Tür standen ein paar Rohre aus der Wand hervor und boten ein wenig Deckung. Sie hockte sich dahinter und schlang ihr karges Mahl herunter.
    Danach stellte sie sich neben ihn, nachdem sie ihre Breen-Verkleidung wieder angelegt hatte.
»Bereit?«
Er nickte, und sie griff an ihm vorbei und schloss die Tür, die sich automatisch verriegelte.
»Sie werden die Tunnel überwachen. Wir müssen einen anderen Ausgang suchen.«
    Sie liefen über zwei Stunden durch die Gänge, die auf Bashir wie endlose Katakomben wirkten. Sarina schien an Kreuzungen willkürlich abzubiegen und Leitern hinauf oder hinunter zu klettern, wie es ihr gerade gefiel. Als sie sich einer T-Kreuzung näherten, nahm Bashir all seinen Mut zusammen und fragte: »Weißt du überhaupt, wo wir sind?«
    »Ebene fünfunddreißig, Gevat-Sektor, Industriering, hinter dem Achthunderterblock.«
Sie blieb stehen, drehte sich um und sah ihn an.
»Was ist? Hast du gedacht, ich würde hier ziellos herumstolpern?«
    »Der Gedanke ist mir durchaus gekommen.«
    »Ich wollte eine ordentliche Entfernung zwischen uns und unsere Verfolger im Händlerviertel bringen. Vermutlich wurde inzwischen die ganze Stadt

Weitere Kostenlose Bücher