Nur aus Leidenschaft
sie an seine Brust. Unter ihrer Handfläche spürte sie seinen Herzschlag.
Pete seufzte niedergeschlagen. „Ich weiß, du findest, ich hätte keinen Anspruch auf unseren Sohn gehabt", sagte er mit leiser, trauriger Stimme. „Aber ich möchte ihm zeigen, dass ihn seine beiden Eltern geliebt haben, nicht nur seine Mutter."
Mit einem unterdrückten Schluchzen drückte Carol das Gesicht an seinen Rücken, suchte seine Wärme.
Er drückte ihre Hand. „Ich möchte nur eins wissen", sagte Pete und wandte sich in ihren Armen zu ihr um. „Warum hast du ihn hier begraben?"
Durch einen Schleier von Tränen sah Carol ihn an, sah seinen Schmerz und seine Trauer, wissend, dass sie die Schuld daran trug. Sie wollte ihn trösten, doch hatte sie überhaupt das Recht dazu, nachdem sie ihm die Existenz ihres gemeinsamen Sohns verschwiegen hatte? Sie löste ihre Arme von seiner Taille und faltete die Hände im Schoß.
„Weil ich ihn an dieser Stelle empfangen habe", antwortete sie. „Und weil ..." Carol machte eine Pause und atmete tief ein, um die Kraft zu finden, jetzt alles zu gestehen. „Und weil ich dachte, dies ist der einzige Ort, wo er unsere Liebe besonders stark spürt."
Ihr Bekenntnis, dass sie ihm doch mehr Gefühle für ihren Sohn zutraute als bloßes Bedauern, berührte Pete bis ins Innerste. Er holte tief Luft und versuchte, die in ihm aufkeimende Hoffnung nicht zu stark werden zu lassen. Doch er konnte nicht anders, er musste in Carols Augen sehen, und er erkannte darin ihre Aufrichtigkeit. Aufgewühlt nahm er ihre Hände in sein.
„Ich liebe ihn, Carol. Wirklich." Und er wusste, dass es die Wahrheit war. Dieses Gefühl, bei dem sein Herz sich schmerzlich zusammenzog, konnte nur die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn sein.
Überwältigt von Emotionen schlang Carol die Arme um seinen Nacken. Sie drückte ihn an sich und wollte ihn trösten und beruhigen. „Das weiß er bestimmt, Pete", flüsterte sie tränenerstickt. „Ich spüre genau, dass unser Sohn das weiß."
Sie presste die Augenlider zu, um die Tränenflut zurückzuhalten, doch dann barg sie das Gesicht an seiner Halsbeuge und schluchzte. „Es tut mir Leid, dass ich dir nicht sofort von ihm erzählt habe. Ich habe dir keine Möglichkeit gelassen, ihn so kennen zu lernen wie ich ...
Ich habe dir so viel Schmerz bereitet."
Sie spürte, dass er sie fest umarmte und die Trauer ihn zu übermannen drohte, und nahm sein Gesicht in die Hände. Unter Tränen lächelte sie ihm zu und wischte sanft die Tropfen weg, die an seinen Wimpern hingen. „Du wärst ein wunderbarer Vater geworden, Pete", sagte sie. „Der beste von allen. Wäre unser Sohn am Leben geblieben, wäre er stolz auf seinen Daddy gewesen."
Pete stöhnte rau auf. „Oh Carol", murmelte er und drückte das Gesicht in ihr Haar. „Das verfolgt mich ständig. Es belastet mich schrecklich. Ich weiß einfach nicht, ob ich zum Vater tauge - oder zum Ehemann, wenn wir schon dabei sind." Er hob den Kopf und schaute sie an.
„Wenn ich nun feststellen muss, dass ich genauso bin wie mein Vater, unfähig, Verantwortung für eine Familie zu übernehmen?"
Er senkte die Arme, hockte sich auf die Fersen und drückte die Fäuste vor die Augen. „Ich bin wie er", murmelte er verzweifelt. „Das weiß ic h. Manchmal wollte ich von zu Hause weglaufen, wie er. Es gab Zeiten, da hielt ich es einfach nicht mehr aus, meine Mutter weinen zu hören."
„Oh Pete", sagte Carol sanft, zog ihm die Hände von den Augen und umfasste sie. „Solche Gefühle sind kein Zeichen von Charakterschwäche oder der Unfähigkeit, Verantwortung zu tragen. Sie sind ein Beweis von Liebe, dass du dich um deine Mutter gesorgt hast, dass du sie nicht leiden sehen konntest. Du wolltest dich aus einer sehr bedrückenden Situation befreien und weglaufen, weil du darin den einzige Ausweg aus deinem Kummer sahst."
Sie lächelte und drückte besänftigend seine Hände. „Du warst jung, Pete, ein halbes Kind.
Aber du hast sie nicht verlassen. Du hast deine Mutter zuverlässig gepflegt, daran habe ich keinen Zweifel. Und du kannst sicher sein, dass sie deine Liebe gespürt hat. Ganz bestimmt."
Seufzend senkte er den Kopf und nahm ihre Hände in seine. Er drückte sie ganz fest.
„Carol?" Fragend sah er sie an.
„Ja, Pete?"
„Liebst du mich?"
Mit all ihrer Zärtlichkeit lächelte sie ihn an und berührte seine Wange. „Immer."
Erleichtert atmete er aus. „Wow", sagte er leise.
Carol lachte und schaukelte auf den Fersen.
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