Nur aus Leidenschaft
Lücke im Zaun zu.
Carol drückte die Fersen in die Flanken ihres Pferdes. „Vorwärts, marsch!" schrie sie, fuchtelte mit den Armen und scheuchte das Vieh hinter dem Leittier her.
Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie Pete sein Lasso in der Luft kreisen ließ und die Herde ebenfalls in Richtung auf die Lücke trieb.
Nachdem der letzte Stier das Loch im Stacheldraht passiert hatte, sprang Pete aus dem Sattel und schlang die Zügel um einen Zaunpfosten. Dann rannte er zu seinem Pick-up und lud ein Teilstück ab, um den Zaun wieder zu schließen. Keuchend unter dem Gewicht des stählernen Teils kehrte er langsam zu dem Loch zurück.
Carol saß schnell ab, band ihr Pferd an und lief hin, um ihm zur Hand zu gehen.
„Dort an dem Pfosten ist Stacheldraht aufgewickelt", sagte Pete schwer atmend. „Mach ein Stück los, damit wir den Notzaun befestigen können."
Carol entdeckte den Stacheldraht sofort und eilte damit zu Pete. Sie wand den Draht um das Gerüst und den Pfosten, während Pete das Teilstück aufrecht hielt. Als sie beide Seiten gesichert hatten und er losließ, knickte Pete in der Taille ein und umklammerte keuchend seinen Oberschenkel direkt über dem Knie.
Er blickte über die Schulter nach den Autoschla ngen, die sich auf dem Highway eine halbe Meile in jeder Richtung gebildet hatten. „Allmächtiger!" Stöhnend richtete er sich auf und humpelte zu seinem Pferd.
„Pete?" frage Carol besorgt, als sie sein Hinken bemerkte. „Hast du dein Knie verletzt?"
„Frag lieber nicht", murmelte er erschöpft, das Pferd hinter sich herführend. „Wenn ich nicht darauf achte, verschwindet der Schmerz vielleicht", setzte er grimmig hinzu und humpelte an ihr vorbei.
Die Rinder standen sicher auf der Weide, die Pferde waren abge sattelt und kauten ihren wohlverdienten Hafer. Carol stand vorm Stall und fragte sich, wie sie nun nach Hause kommen sollte.
Pete schaltete das Licht im Stall aus und trat ebenfalls heraus. Er verharrte einen Moment und atmete tief durch. Dann legte er den Arm um Carols Schulter. „Komm mit ins Haus, ich spendiere dir ein Bier."
Das Angebot klang beiläufig, doch Carol spürte, wie schwer Pete sich auf ihre Schulter stützte und wie er humpelte, als sie zum Haus gingen.
Obwohl sie sicher war, dass sie es hinterher bereuen würde, schlang sie den Arm um seine Taille, um ihn zu stützen. „Dein Knie schmerzt wieder, nicht?" erkundigte sie sich zaghaft.
„Mein Knie schmerzt ständig", gab er zurück. „Damit muss ich leben."
Das hatte sie schon mehrfach von ihm gehört. Sie biss sich auf die Unterlippe und bemühte sich, ihn noch mehr zu entlasten.
Auf der Veranda angelangt, öffnete sie die Küchentür und stemmte sich mit der Hüfte dagegen, um die Tür offen zu halten, während sie Pete hineinbugsierte. Er grinste, als sie unter seinem Arm durchschlüpfte und fürsorglich die Hand auf seinen Rücken legte.
„Hast du nicht den Eindruck, dass wir diesen Tanz schon kennen?" neckte er sie.
Sie lachte leise und versetzte ihm an der Schwelle einen sanften Schubs.
Drinnen blieb er stehen und ließ erschöpft die Schultern hängen. „Danke, Carol", sagte er.
„Ohne dich hätte ich das nicht ge schafft."
„Aber ja", widersprach sie entschieden und schob ihn vorwärts. „Du darfst nur nicht aufhören, dich zu bewegen. Sonst fürchte ich, du kommst gar nicht mehr in Gang."
Er lachte, es kam tief aus seiner Brust, und hinkte den Flur entlang zum Schlafzimmer. In der Tür verharrte er und stützte die Hände an den Rahmen.
„Pete!" rief Carol. Sie stemmte die Schulter gegen seinen Rücken und schob ihn vorwärts.
„Nicht stehen bleiben."
„Ich muss", sagte er mit belegter Stimme.
„Warum?" fragte sie verwundert und richtete sich hinter ihm auf.
Er wandte den Kopf und blickte sie über die Schulter an. „Ich fürchte, wenn ich da hineingehe, kommst du hinterher, und dann ertrage ich es nicht, wenn du wieder gehst."
Carol trat einen Schritt zurück. Das Verlangen in seinen Augen, die Verzweiflung in seiner Stimme berührten sie sehr. „Pete ...", begann sie zögernd.
Er hob die Hand, um sie am Weitersprechen zu hindern. „Sag es bitte nicht." Er atmete tief ein, drehte sich um und betrachtete das Bett. „Geh nach Hause, Carol", murmelte er. „Nimm Claytons Pick-up und fahr nach Hause, wo du hingehörst."
„Aber Pete ..."
„Geh nach Hause, Carol", wiederholte er. „Ich komme allein zurecht."
14. KAPITEL
Carol stand am Küchenfenster und wusch in lauwarmem
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