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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augen.»
    Fidelma zögerte, dann schüttelte sie den Kopf.
    «Ich glaube, es ist besser, wenn Agatho hört, was wir zu sagen haben.»
    Widerwillig lenkte Äbtissin Hilda ein. Nach einer kurzen Pause fuhr Fidelma fort:
    «Einen Tag vor ihrem Tod erzählte mir Étain, daß sie vorhabe, ihr Amt als Äbtissin von Kildare aufzugeben, sobald die Synode vorüber sei. Wie Ihr alle wißt, war Étain eine Frau von großer Begabung. Ihr selbst habt sie als Sprecherin der Kirche Columcilles, den Ihr Columban nennt, nach Streoneshalh eingeladen. Hätte sie nicht zur Familie Brigits gehört, hätte sie sicherlich auch durch eigene Leistung eine hohe Stellung erlangt. Sie heiratete jung, verlor ihren Ehemann und folgte der Tradition ihrer Familie, ins Kloster zu gehen. Sie tat sich durch große Gelehrsamkeit hervor, und so kam es, daß sie zur Äbtissin von Kildare gewählt wurde, der Abtei, die ihre ruhmreiche Verwandte, Brigit, die Tochter Dubhtachs, gegründet hat.»
    «Wir alle kennen Étains Ruf und ihre Verdienste», warf Äbtissin Hilda ungeduldig ein.
    Mit einem tadelnden Blick brachte Fidelma sie zum Schweigen. «Kurz nach meiner Ankunft in Streoneshalh», fuhr sie nach einer Weile fort, «traf ich Étain und sprach mit ihr. Sie erzählte mir, sie habe einen Mann gefunden, mit dem sie von nun an zusammenleben wolle. Dieser Wunsch sei so stark, daß sie sich entschlossen habe, ihr Äbtissinnenamt aufzugeben und mit ihrem zukünftigen Ehemann in ein Doppelhaus zu ziehen, wo Männer, Frauen und Kinder gemeinsam ein gottgeweihtes Leben führen können. Dummerweise ging ich zuerst davon aus, daß es sich bei Étains neuer Liebe um einen Iren handeln müsse.»
    «Die Vermutung lag nahe», schaltete sich Eadulf zum erstenmal ein. «Wie Ihr wißt, hatte Étain Irland noch nie zuvor verlassen.»
    Fidelma schenkte Eadulf einen dankbaren Blick.
    «Bruder Eadulf möchte mich über meine Unzulänglichkeiten hinwegtrösten», murmelte sie. «Aber ich mußte wieder einmal erfahren, daß man keine voreiligen Schlußfolgerungen ziehen darf. In Wirklichkeit hatte Étain sich nämlich in einen Sachsen verliebt – und er sich in sie.»
    Die anderen hingen gespannt an ihren Lippen.
    «Ihr müßt wissen, daß Étain in Emly, wo sie bis zu ihrer Berufung als Äbtissin von Kildare Philosophie lehrte, Athelnoth kennenlernte.»
    «Athelnoth hat sechs Monate in Emly studiert», ergänzte Eadulf.
    Colmán nickte zustimmend.
    «Das stimmt. Aus diesem Grund habe ich auch Bruder Athelnoth nach Catraeth geschickt, um die Äbtissin an der Grenze zu Rheged in Empfang zu nehmen und nach Streoneshalh zu bringen. Er kannte Étain.»
    «Natürlich kannte er sie», stimmte Fidelma zu. «Eine Tatsache, die er nach dem Mord an Étain leugnete. Warum? Weil er als überzeugter Anhänger Roms bekannt war und fürchtete, daß man ihm die Verbindung mit Étain nachteilig auslegen würde? Ich glaube nicht, daß dies die einzige Begründung war.»
    «Viele Anhänger Roms sind in Irland ausgebildet worden», warf Oswiu ein. «Ja, es wohnen der Synode sogar einige irische Brüder bei, die sich auf die Seite Roms geschlagen haben. Niemand hat einen Grund, Freundschaften zu den Anhängern Columbans zu leugnen.»
    «Athelnoth wollte nicht über die Beziehung sprechen, weil er der Mann war, den Étain heiraten wollte», sagte Fidelma ruhig.
    Äbtissin Abbe sah sie entrüstet an.
    «Wie konnte Étain eine Verbindung mit einem solchen Mann überhaupt in Erwägung ziehen?» fragte sie.
    Fidelma lächelte schwach.
    «Ihr, die Ihr überall predigt, daß die Liebe das größte Geschenk Gottes an die Menschen ist, solltet diese Frage eigentlich am besten beantworten können, Äbtissin Abbe von Coldingham.»
    Abbe reckte trotzig das Kinn, und ihre Wangen röteten sich.
    «Wenn ich jetzt an mein Gespräch mit Étain zurückdenke», fuhr Fidelma fort, «wird mir klar, daß sie mir damals schon alle nötigen Hinweise gegeben hat. Sie sagte mir, sie würde einen Fremden lieben. Ich deutete diese Worte falsch und dachte, sie meinte damit einen Mann, den sie noch nicht lange kannte. Ich verstand nicht, daß sie damit einen Ausländer meinte, denn in Irland bezeichnen wir Fremde und Ausländer mit ein und demselben Wort. Außerdem sagte sie mir, sie habe mit ihrem Liebsten bereits Verlobungsgeschenke ausgetauscht. Ich hätte schon vorher daran denken sollen, daß es bei den Eoghanacht Brauch ist, sich bei der Verlobung gegenseitig Broschen zu schenken. Als Bruder Eadulf Athelnoths Leichnam

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