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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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unter den gegebenen Umständen verzeihlich ist», gab sie zurück.
    «Ihr räumt also ein, daß es ein Fehler war?» nahm Wighard sie beim Wort.
    «Ja. Äbtissin Étain wurde nicht deshalb ermordet, weil sie eine bestimmte religiöse Auffassung vertrat.»
    Colmáns Miene wurde argwöhnisch.
    «Wollt Ihr damit sagen, daß Athelnoth am Ende doch der Mörder war? Daß er sich Étain unzüchtig näherte, zurückgewiesen wurde und ihr aus gekränktem Stolz die Kehle durchschnitt? Und daß er sich, als er sich entdeckt wähnte, selbst das Leben nahm?»
    Fidelma lächelte mild.
    «Ihr greift mir voraus, Bischof.»
    «So lautete jedenfalls das Gerücht, das in dieser Abtei umging. In die Welt gesetzt haben es wohl die Anhänger Roms.» Colmáns Stimme bebte vor Zorn.
    Der schwarzäugige Priester Agatho, der bis dahin vollkommen still gewesen war, fing plötzlich mit schriller Stimme zu singen an:
     
    «Gerüchte reisen eiliger als der Wind,
    nichts ist so schnell, wie es Gerüchte sind.»
     
    Er senkte den Kopf und verstummte so unvermittelt, wie er begonnen hatte.
    Alle sahen ihn verwundert an.
    Fidelma warf Eadulf einen kurzen Blick zu, um ihn zu warnen. Bald würde sie ihre Karten offenlegen müssen. Sie straffte die Schultern und fuhr fort, ohne Agatho weiter zu beachten:
    «Ihr habt das zutreffende Motiv genannt, Bischof von Lindisfarne, es jedoch der falschen Person zugeschrieben.»
    Colmán schnaubte verächtlich.
    «Ein Verbrechen aus Leidenschaft? Pah! Ich war immer dafür, Männer und Frauen zu trennen. Heißt es nicht im Buch Hiob: ‹Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, daß ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau›? Wir sollten diese Doppelhäuser verbieten, wie es der heilige Finnian von Clonard getan hat, der sich weigerte, eine Frau auch nur anzuschauen.»
    Äbtissin Abbes Wangen waren rot vor Empörung.
    «Wenn es nach Euch ginge, Colmán von Lindisfarne, müßten wir ein Leben ohne Liebe fristen. Wahrscheinlich würdet Ihr auch noch Endas Gelübde gutheißen, selbst mit Faenche, seiner eigenen Schwester, nur noch dann zu sprechen, wenn zwischen den beiden ein Tuch aufgespannt war!»
    «Besser ein Leben ohne Liebe als ein Leben voller Ausschweifung und Hedonismus», gab der Bischof hitzig zurück.
    Mit hochrotem Kopf funkelte die Äbtissin ihn wütend an. Sie schien kaum Luft zu bekommen, denn sie öffnete den Mund, um zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Fidelma griff mit mahnender Stimme ein.
    «Schwestern, Brüder, vergessen wir nicht den Zweck unseres Treffens?»
    Oswiu lächelte höhnisch, während er dem Streit seiner Kleriker lauschte.
    «Ihr habt recht, Fidelma von Kildare», stimmte er zu. «Das Gespräch erinnert mich allmählich an die Versammlung im sacrarium. Sagt uns lieber, warum wir den Tod Eurer Äbtissin zu beklagen haben, warum der Erzbischof von Canterbury starb, warum Athelnoth und Seaxwulf ihr Leben lassen mußten und warum selbst Alhfrith, mein erstgeborener Sohn, nicht mehr unter uns weilt. Der Tod scheint in Streoneshalh wie eine Seuche umzugehen. Steht dieser Ort womöglich unter einem bösen Stern?»
    «Mit einem bösen Stern hat das alles nichts zu tun. Und was Alhfriths Tod betrifft, kennt Ihr die Antwort selbst am besten. Ich weiß, Ihr trauert einerseits um Euren Sohn, während Ihr Euch andererseits darüber im klaren seid, daß Ihr beinahe einer verräterischen Verschwörung zum Opfer gefallen wäret», erwiderte Fidelma. «Die Frage nach dem Tod Deusdedits von Canterbury kann nur Gott beantworten, denn der Erzbischof ist an einer heimtückischen Krankheit gestorben. Aber die Morde an Étain, Athelnoth und Seaxwulf hat ein und dieselbe Person auf dem Gewissen.»
    Im Zimmer herrschte erwartungsvolles Schweigen.
    Fidelmas Blick wanderte von einem zum anderen. Alle sahen trotzig zurück.
    «Dann sprecht und sagt uns endlich, wer diese Person ist», befahl Oswiu mit scharfer Stimme.
    Fidelma wandte sich zum König um.
    «Ich werde sprechen, aber zur gegebenen Zeit und ohne Unterbrechung.»
    Agatho hob lächelnd eine Hand und machte das Zeichen des Kreuzes.
    «Amen. Die Wahrheit, Deo volente !»
    Äbtissin Hilda biß sich auf die Lippe.
    «Sollte Schwester Athelswith den Priester nicht zurück in sein cubiculum bringen, Schwester Fidelma? Ich fürchte, nach den Belastungen der letzten Wochen ist ihm nicht ganz wohl.»
    «Nicht wohl? Wer unwohl ist, krankt im Gemüt!» krächzte Agatho und lächelte plötzlich. «Aber der Schlaf des Kranken hat scharfe

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