Nur die Küsse zählen
gerade erst geheiratet hat. Pia, seine Frau, erwartet Zwillinge. Sie ist in ein paar Monaten fällig, und das hält ihn ganz schön auf Trab.“
„Was werden Sie zwischen dem Ende der Show und der Fertigstellung der Schule tun?“, fragte er.
„Raoul will, dass ich weiter für ihn arbeite. Es gibt genug zu tun. Wir müssen Zuschüsse beantragen, Firmen finden, die uns sponsern, einen Lehrplan aufstellen …“
„Alles Dinge, die Sie viel lieber tun würden“, vermutete er.
Sie lächelte. „Ganz genau.“
„Haben Sie je daran gedacht, woanders hinzuziehen, also diese Stadt zu verlassen?“
„Ich habe schon woanders gelebt. Mein Grundstudium habe ich an der UCLA in Los Angeles gemacht, meinen Master und den Doktor in Berkely. Aber Fool’s Gold ist meine Heimat. Hier gehöre ich hin. Denken Sie ab und zu darüber nach, South Salmon zu verlassen?“
Ja, einst hatte er das getan. Als er in Sashas und Stephens Alter gewesen war, hatte er davon geträumt, die Welt zu sehen. Aber dann waren seine Eltern gestorben, und er hatte zwei Brüder aufziehen müssen. Da war keine Zeit für Träume geblieben.
„Ich habe dort eine Firma“, antwortete er. „Wegzuziehen wäre unpraktisch.“
„Und Sie sind ein praktischer Mensch?“
„Ich habe gelernt, einer zu sein“, gab er zu.
„Sie haben gesagt, dass Sie früher wild waren.“ Ihr Blick verfing sich in seinem. „Hätte ich Sie damals gemocht?“
„Ich hätte Sie gemocht.“
Er spürte das Knistern zwischen ihnen. Alles an Dakota sprach ihn an. Sicher, sie war hübsch, aber es war mehr als das. Er hörte ihr gern zu. Ihm gefiel ihre Einstellung und auch, wie sie die Welt sah. Vielleicht mochte ein Teil von ihm auch, dass sie so fest an Fool’s Gold gebunden war wie er an South Salmon. Sie konnten keinen Fehler begehen, weil es mit ihnen nirgendwo hinführen würde.
Sehnsucht stieg plötzlich in ihm auf. Es war verdammt lange her, dass er die Zeit oder Energie gehabt hatte, sich für eine Frau zu interessieren. Wenn er bedachte, welche Sorgen er sich über seine Brüder machte, war es erstaunlich, dass er sich überhaupt für sie interessierte. Was ihn gleich zur nächsten Frage führte: Was sollte er als Nächstes tun?
„Es gibt noch Nachtisch“, sagte Dakota und erhob sich. „Und nicht auf Sojabasis. Haben Sie Lust?“
Finn stand ebenfalls auf und kam um den Tisch herum. Er ging davon aus, dass es besser wäre zu fragen. Immerhin ging es nicht nur um ihn. Dakota war eine rational handelnde, bedachte Frau. Sie würde es sicher schätzen, erst alle Einzelheiten zu klären. Falls sie überhaupt interessiert war. Aber anstatt zu fragen, trat er näher. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, beugte sich vor und küsste sie.
5. KAPITEL
D akota hatte etwas in der Art erwartet wie: „Welche Eissorte haben Sie denn?“ Auf keinen Fall hatte sie jedoch damit gerechnet, von Finn geküsst zu werden.
Aber seine warmen Hände an ihrem Gesicht, das fühlte sich sehr gut an. Noch viel besser war allerdings, seine Lippen auf ihren zu spüren. Sie waren weich genug, um sie zu locken, und fest genug, dass sie sich entspannen konnte. Er küsste sanft, jedoch entschlossen genug, um sie wissen zu lassen, dass er es ernst meinte. Er küsste, als wäre er hungrig und sie ein unerwartetes Buffet.
Seine Lippen neckten ihre, bewegten sich leicht, als suchten sie nach dem besten Ort, um zu landen. Es war lange her, dass ein Mann sie geküsst hatte. Und genauso lange, dass sie den Wunsch verspürt hatte, geküsst zu werden. Im letzten Herbst, bevor sie von den inneren Problemen erfahren hatte, hätte sie gesagt, sie würde sich eine Beziehung wünschen. Danach hatte sich alles verändert. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Doch mit Finn war das egal. Er würde sowieso nicht bleiben, alles zwischen ihnen würde vorübergehend sein.
Eine sehr befreiende Vorstellung.
Er ließ die Hände zu ihren Hüften wandern und zog Dakota näher an sich. Seufzend schlang sie die Arme um ihn und gab sich der Umarmung hin. Als sie den Kopf ein wenig neigte, kam Finn noch näher. Er schmeckte nach dem Wein, den sie zum Essen getrunken hatten. Er roch sauber und männlich. Langsam glitt sie mit den Händen von seinen Schultern über seine Arme und spürte, wie stark er war.
Der Kuss war sehr lang. Haut auf Haut. Warm. Anziehend. Dann veränderte sich etwas. Vielleicht lag es daran, wie seine Hände zu ihrem Rücken glitten und die gesamte Länge ihrer Wirbelsäule
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