Nur die Küsse zählen
eine Flasche Wein und gesellte sich zu Finn ins Wohnzimmer.
Sie saßen gemeinsam auf dem Sofa.
„Wie alt warst du, als du gelernt hast zu fliegen?“, wollte sie wissen.
„Sieben oder acht. Als ich ungefähr vier Jahre alt war, hat mein Dad mich zum ersten Mal mitgenommen. Er hat mir oben immer die Instrumente überlassen. Mit zehn war es mir sehr ernst damit, Pilot zu werden. Man muss eine ganze Menge Zeug lesen, aber ich habe es geschafft.“
Sie setzte sich so auf, dass sie ihn anschauen konnte. „Warum liebst du es so sehr?“
„Zum Teil sicher, weil ich in Alaska aufgewachsen bin, wo man viele Orte nur per Schiff oder Flugzeug erreichen kann. Einige der im Norden liegenden Dörfer sind sogar ausschließlich per Flugzeug erreichbar.“
„Oder mit Hundeschlitten“, entgegnete sie scherzhaft.
„Ein Hundeschlitten funktioniert nur im Winter.“ Er legte eine Hand auf ihren Oberschenkel. „Jeder Tag ist anders. Andere Fracht, anderes Wetter, andere Ziele. Ich helfe gern Menschen, die darauf angewiesen sind. Und mir gefällt die Freiheit. Ich bin mein eigener Boss.“
„Du könntest überall dein eigener Boss sein.“
„Das stimmt“, gab er zu. „Sosehr ich Alaska auch liebe, bin ich doch kein Mann, der sich nicht vorstellen könnte, irgendwo anders zu leben. Es gibt durchaus Dinge, die mir am Leben in der Stadt gefallen. Vielleicht muss es keine Großstadt sein. Aber ich finde es auch gut, wenn Traditionen erhalten bleiben. Mein Großvater hat die Firma gegründet. Seitdem befindet sie sich in Familienbesitz. Manchmal gab es einen Partner, manchmal waren es nur wir.“
Dakota wusste, wie es war, an einen bestimmten Ort zu gehören. „Meine Familie war eine der Gründerfamilien dieser Stadt. Von Anfang an dabei zu sein kann einem das Gefühl geben, Teil der Geschichte zu sein.“
„Genau. Ich weiß nicht, was aus der Firma wird“, gab er zu. „Sasha hat kein Interesse am Fliegen. Ich habe lange gedacht, Stephen würde sie übernehmen, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Mein Geschäftspartner Bill hat einen jüngeren Bruder und einen Cousin. Sie wollen beide mitmachen. Im Moment fliegen sie für regionale Frachtunternehmen. Deshalb konnte er sie jetzt nicht bitten, während meiner Abwesenheit einzuspringen.“
Er beugte sich vor und nahm sein Weinglas in die Hand. „Manchmal denke ich darüber nach, meinen Anteil zu verkaufen. Einfach das Geld zu nehmen und irgendwo anders neu anzufangen. Dabei war es mir früher so wichtig, in South Salmon zu bleiben – sowohl für mich als auch für meine Brüder.“
„Aber das ist jetzt nicht mehr so?“, fragte sie.
Er nickte.
Dakota wollte nicht zu viel in das Gespräch hineindeuten. Finn sagte einfach nur, was ihm durch den Kopf ging. Die Tatsache, dass er nicht vorhatte, für immer in Alaska zu bleiben, änderte nichts an den Gegebenheiten. Er hatte ihr mehrfach klargemacht, dass er kein Interesse daran hatte, in Fool’s Gold zu bleiben. Und wenn ein Mann so redete, dann sagte er die Wahrheit. Es war keine versteckte Botschaft an sie, ihn stärker zu umwerben.
Und dennoch wünschte sie sich doch tief im Herzen, dass es so wäre. Was sie zu einer ausgemachten Idiotin machte – was Dakota wiederum nicht sonderlich gefiel.
„Du musst ja heute keine Entscheidung treffen“, sagte sie. „Selbst wenn du nicht in South Salmon bleiben willst – Alaska ist groß.“
Er schaute sie an. „Versuchst du, sicherzustellen, dass ich meine Meinung nicht doch ändere und hierbleibe? Es klingt verdammt wie ‚Und pass auf, dass dir im Rausgehen die Tür nicht gegen die Hacken schlägt‘.“
Sie lachte. „So etwas würde ich nie sagen.“
Er lachte auch. „Der Gedanke reicht schon.“
Langsam stellte er sein Weinglas ab und zog sie an sich. Sie ließ es gern geschehen und genoss es, seinen Körper an sich zu spüren. Wie immer erregte diese Mischung aus Stärke und Sanftheit sie. Der Mann konnte sie dahinschmelzen lassen, ohne sich besondere Mühe geben zu müssen.
Mit seinen Lippen streifte er ihre. „Das Essen ist im Ofen?“ „Hm, hm.“
„Wie lange haben wir?“
Sie schaute auf die Uhr. „Ungefähr fünfzehn Minuten. Ich wollte noch einen Salat dazu machen.“
„Oder du könntest die nächsten fünfzehn Minuten damit verbringen, mit mir rumzumachen.“
Sanft schlang sie die Arme um ihn und zog ihn näher an sich. „Salat wird vollkommen überbewertet.“
Er gab ihr einen intimen Kuss, woraufhin sie den Mund öffnete und
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