Nur die Küsse zählen
chronischer Männermangel herrscht. Das Wieso und Warum hatte in ihrer Dissertation ein eigenes Kapitel. Um Aufmerksamkeit für ihre Arbeit zu wecken, hat sie sie an mehrere Medienunternehmen verschickt.Der Teil über Fool’s Gold hat schnell allgemeines Interesse hervorgerufen.“
Er wirkte nachdenklich. „Ich glaube, ich habe mal davon gehört. Ganze Busladungen von Männern aus allen Ecken des Landes sind in die Stadt eingefallen, oder?“
„Leider ja. Die meisten Reporter haben uns wie einen Haufen verzweifelter alter Jungfern dargestellt, was nicht im Geringsten der Wahrheit entspricht. Ein paar Wochen später hat Hollywood mit dieser Realityshow angeklopft.“
Sie blätterte die Mappen der Bewerber durch, die es bis in die Endrunde geschafft hatten. Als sie Sasha Anderssons Bild sah, zuckte Dakota zusammen. „Eineiige Zwillinge?“, fragte sie.
„Ja, wieso?“
Sie zog Sashas Bewerbung heraus und reichte sie Finn. „Er ist zum Anbeten.“ Die Porträtaufnahme zeigte eine glückliche, lächelnde, jüngere Version von Finn. „Wenn seine Persönlichkeit nur einen Tick interessanter ist als die eines Schuhs, wird er in der Show dabei sein. Ich meine, ihn muss man doch einfach mögen. Und wenn es dann noch zwei davon gibt …“ Sie legte die Mappe zurück. „Lassen Sie es mich anders ausdrücken: Wenn Sie der Produzent wären, würden Sie die beiden in der Show haben wollen?“
Finn ließ das Foto auf den Schreibtisch sinken. An dem, was die Frau – Dakota – sagte, war was dran. Seine Brüder waren charmant, lustig und jung genug, um sich für unsterblich zu halten. Für jemanden, der auf Einschaltquoten zu achten hatte, waren sie unwiderstehlich.
„Ich werde nicht zulassen, dass die beiden sich ihr Leben ruinieren“, sagte er ausdruckslos.
„Die Dreharbeiten für die Show dauern zehn Wochen. Danach ist das College immer noch da.“ Ihre Stimme klang sanft und hatte einen mitfühlenden Unterton. Sein Blick blieb ruhig. Sie war ganz hübsch. Wäre er auf der Suche … Doch alles, was ihn im Moment interessierte, war, seine Brüder zurück ins College zu bringen.
„Sie glauben, die wollen nach der Erfahrung hier weiterstudieren?“, wollte er wissen.
„Ich weiß nicht. Haben Sie sie mal gefragt?“
„Nein.“ Bis heute hatte er nur doziert und Anweisungen erteilt – was seine Brüder beides ignoriert hatten.
„Haben Sie gesagt, warum sie in dieser Show mitmachen wollen?“
„Nicht wirklich“, gab er zu. Aber er hatte eine Theorie: Seine Brüder wollten aus Alaska weg – und weg von ihm. Außerdem träumte Sasha schon lange davon, berühmt zu sein.
„Haben sie so etwas schon einmal gemacht? Also gegen Ihren Willen wegzulaufen und die Schule zu schmeißen?“
„Nein. Das ist es ja, was ich nicht verstehe. Sie stehen so kurz davor, den Abschluss in der Tasche zu haben. Warum reißen Sie sich nicht noch ein Semester lang zusammen?“ Das wäre vernünftig gewesen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Sasha und Stephen ihm nicht viel Ärger bereitet. Es hatte bisher nur die üblichen Strafzettel für zu schnelles Fahren, ein paar Partys mit Freunden und vielen Mädchen gegeben. Er hatte jeden Tag auf einen Anruf gewartet, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass einer der beiden ein Mädchen geschwängert hatte. Bisher war nichts dergleichen geschehen. Er war fast sicher, dass seine Vorträge über Empfängnisverhütung tatsächlich zu ihnen durchgedrungen waren. Umso mehr hatte ihn ihr Wunsch erstaunt, das College für eine Realityshow zu verlassen. Er hatte immer gedacht, sie würden wenigstens ihren Abschluss machen.
„Es klingt, als wären die beiden großartige Jungs“, sagte Dakota. „Vielleicht sollten Sie ihnen einfach vertrauen.“
„Vielleicht sollte ich sie auch einfach zusammenschnüren und in das nächstbeste Flugzeug nach Alaska werfen.“
„Im Gefängnis würde es Ihnen nicht gefallen.“
„Um mich einzusperren, müsste man mich erst einmal kriegen.“ Er stand wieder auf. „Vielen Dank für Ihre Zeit.“
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.“
„Mir auch.“
Sie stand auf und ging um den Tisch herum, sodass sie direkt vor ihm stand. „Um es mit einem Kalenderspruch zu sagen: ‚Wenn Sie lieben, lassen Sie los.‘“
Er starrte in ihre dunklen Augen. Sie bildeten einen interessanten Kontrast zu ihrem welligen blonden Haar. „Und wenn man loslässt, wird das Schicksal es einrichten, dass das Gewünschte zu einem kommt, ja?“ Er zwang sich zu
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