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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Mutter bemerkte, genau an der Stelle, an der sich zweiundvierzig Jahre lang ein Goldreif mit einem großen, bei Tiffany geschliffenen Brillanten befunden hatte.
    „Mama, wo ist denn dein Ehering?“
    Verlegen betrachtete ihre Mutter die Hand und begann, sich den Sand vom Rock zu klopfen. „Ach, das klobige olle Ding? Das habe ich nach dem Tod deines Vaters abgestreift. Hab’s sowieso nur ihm zuliebe getragen. Mir hat nie viel an dem Ring gelegen. Er hat mich nur gestört und war mir hier am Strand ewig im Wege. Ich denke, ich werde ihn Cooper vererben. Eines Tages kann er ihn seiner Braut schenken.“
    Cooper war Palmers kleiner Sohn, und wie nicht anders zu erwarten, verhätschelte Caras Mutter den bislang einzigen männlichen Nachkommen und Stammhalter, der den stolzen Namen Rutledge weiter tragen sollte.
    „Putz dir bitte die Schuhe ordentlich ab. Ich kann mich einfach nicht an die Mengen von Sand gewöhnen, die dauernd unter den Sohlen ins Haus geschleppt werden.“
    Cara tat, worum ihre Mutter sie gebeten hatte. „Was suchst du denn um diese Zeit noch am Strand?“
    „Na, hör mal! Wir haben schon zwei Schildkrötengelege!“
    „Ich dachte, ihr sucht die Spuren morgens!“
    „Tun wir auch! Ich wollte nur nach dem Rechten sehen. Du kennst mich doch. Zu Beginn der Brutzeit packt es mich immer.“ Bekümmert verzog Lovie das Gesicht. „Das Nest vorhin habe ich zwar an Ort und Stelle gelassen, aber ich bin nicht sicher, ob das richtig war. Normalerweise hätte ich es an eine sicherere Stelle verlegt. Es liegt mir ein bisschen zu tief am Wasser, zu nahe an der Flutmarke.“ Sie schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Das Umweltministerium ist momentan ziemlich pingelig. Umbetten dürfen wir die Gelege höchstens, wenn’s nicht anders geht. Ach, ich weiß nicht recht …“, fuhr sie nervös fort. „Läuft die Flut hoch auf, könnte sie das Nest zerstören. Vielleicht hätte ich’s doch an eine andere Stelle versetzen sollen.“
    „Du hast dich entschieden, Mama. Die Sache ist erledigt. Lass es dabei bewenden.“ An ihrem Arbeitsplatz fällte Cara viele Entscheidungen pro Tag. Dass manche Menschen stets zauderten und zögerten, fand sie schlichtweg unbegreiflich. Über eine Sache war sie sich jedoch im Klaren: Im Augenblick ärgerte sie sich gar nicht so sehr über die Wankelmütigkeit ihrer Mutter. Was nervte, waren vielmehr die Schildkröten. Immer waren es die Schildkröten. Jahr für Jahr, solange Cara zurückdenken konnte, hatte sich Lovies Leben zwischen Mai und Oktober um die Meeresschildkröten gedreht. Und automatisch waren Cara und ihr Bruder dann in den Hintergrund gerückt.
    „Ich weiß, du hast Recht. Nun kann ich sie ohnehin nicht mehr umbetten. Überflüssiges Getue von mir.“ Lovies Miene verfinsterte sich, bevor sie sich zur Tür wandte. „Komm herein! Jetzt mache ich dir erst mal deinen Drink.“
    Ein Schritt ins Haus genügte, und Cara fühlte sich wieder in die Vergangenheit zurückversetzt. Das Strandhaus ihrer Mutter gehörte zu den wenigen noch erhaltenen Originalbauten auf der Insel. Es mochte zwar eng sein und mitgenommen aussehen, doch es war sehr gemütlich. Auf Nut und Feder verlegte Profilhölzer an Wänden und Decken sowie Rauspunddielen aus Kiefernholz sorgten für eine wohnliche Atmosphäre in den von Olivia blitzblank geputzten Zimmern. Überall merkte man, dass Lovie einen Sinn für Inneneinrichtung besaß: Abgetretene Orientläufer dämpften die Schritte, die elfenbeinfarbenen Wände waren mit Familienfotos oder Gemälden mit Insellandschaften geschmückt. Die Bilder hatten einheimische Künstler geschaffen, viele von ihnen waren alte Freunde von Lovie. Wuchtige, wenn auch nicht zueinander passende Sessel und eine Anzahl Stühle standen in zwar beengter, doch behaglicher Anordnung vor einem großen Panoramafenster, das eine atemberaubende Aussicht auf Strand und Ozean bot.
    Die echt antiken Erbstücke der Familie befanden sich im eigentlichen Familiensitz in Charleston, vor Orkanen, Kindern und Besuchern in Badekleidung geschützt. Ins Sommerhaus wanderten lediglich die „nicht so guten“ Gegenstände. Caras Spielkameraden waren stets gern zum Spielen hergekommen, denn bei Lovie hieß es nie „Füße runter“, „Hände weg“ oder „Vorsicht“. Stets gab es gesüßten Eistee im Kühlschrank und Kekse in der Speisekammer. Das Leben hier am Strand war in mancherlei Hinsicht anders als in der Stadt.
    Cara folgte ihrer Mutter durch einen schmalen

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