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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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wild und verwegen ist nichts mehr. Schade drum!“
    Cara zog die Augenbrauen hoch. „Na, die Bemerkung sieht dir aber ganz und gar nicht ähnlich! Ich meine mich zu erinnern, dass ihr zwei, Daddy und du, den lieben Palmer immer fest an die Kandare genommen habt, wenn er im jugendlichen Überschwang über die Stränge schlug. Das muss ich erst mal verdauen – sobald ich den Schock überwunden habe, dass du dir eine kritische Bemerkung über den Thronfolger erlaubt hast!“
    Ihre Mutter lachte bloß. „Wie lange kannst du bleiben?“
    „Eine Woche.“
    „Länger nicht? Cara, mein Schatz, immer hast du so viel zu tun! Bleib doch bitte ein bisschen länger!“
    Cara verlangsamte ihren Schritt und dachte nach. Termine warteten im Augenblick ja wirklich nicht auf sie, und ihrer Mutter schien so viel daran zu liegen, dass sie ihren Aufenthalt ausdehnte. Ein wenig Erholung – vielleicht tat das ganz gut. „Unter Umständen hänge ich ein paar Tage dran. Das ist der Vorteil, wenn man mit dem Wagen unterwegs ist: Kein Ticket mit Verfallsdatum!“ Sie blieb stehen. „Ist es dir recht, wenn ich offen lasse, wann ich abfahre?“
    „Das ist mir nicht nur recht, das passt hervorragend!“ Lovie tätschelte ihrer Tochter den Arm und ging dann über den sandigen Pfad voraus ins Strandhaus. „Tritt ein. Du bist doch sicher erschöpft von der langen Reise. Hast du Hunger? Das Essen steht zwar nicht fix und fertig auf dem Tisch, aber ich kriege schon etwas hin.“
    „Mach dir bloß keine Umstände! Seit vierzehn Stunden knabbere ich im Auto an irgendwelchen Süßigkeiten!“
    „Wann bist du in Chicago losgefahren?“
    „Morgens, kurz vor fünf.“ Cara unterdrückte ein Gähnen.
    „Wieso setzt du dich so einem Stress aus, Liebes? Du hättest dir zwei, vielleicht drei Tage Zeit nehmen und Zwischenstationen einlegen sollen! Die Berge sind doch zu dieser Jahreszeit so herrlich!“
    „Ach, du kennst mich doch! Wenn ich einmal unterwegs bin, dann möchte ich schnellstmöglich ankommen!“
    „Typisch“, erwiderte Lovie, und ihre Augen funkelten schelmisch. „Wie immer!“
    Während Cara die Stufen zur Haustür hinaufstieg, inspizierte sie das Cottage. Spuren des Verfalls waren sichtbar, schlimmer, als sie zunächst vermutet hatte. Die rückwärtige Veranda war weggesackt; die an den Hauswänden entlang gepflanzten Sträucher warteten mit einem dschungelähnlichen Wildwuchs auf. An einem Fenster fehlte eine Fensterlade, und an einigen Stellen war der Anstrich so verwittert, dass das nackte Holz hervorschaute. „Mir scheint, der alte Kasten muss dringend überholt werden.“
    „Das arme, alte Haus … das Wetter spielt ihm oft übel mit! Ständig gibt es etwas zu reparieren.“
    „Für dich allein ist das eine Menge Arbeit. Springt Palmer denn nicht hin und wieder ein?“
    „Palmer? Er gibt sich alle Mühe, doch mit dem großen Haus drüben hat er wahrlich alle Hände voll zu tun. Und sein Geschäft ist schließlich auch noch da! Und seine Familie.“ Lovie zog die Brauen zusammen und presste die Lippen aufeinander – ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie nicht mit der vollen Wahrheit herausrückte. „Palmer hat seine eigenen Probleme. Ich komme schon allein zurecht. Oh, schau dir nur meine Schlüsselblumen an!“ rief sie aus und zeigte auf ein in der Nähe stehendes Büschel. „Sind sie nicht herrlich dieses Jahr?“ Sie schloss die Augen und sog die Luft durch die Nase ein. „Riechst du das? Fast wie Zitronen!“
    Cara wusste nicht recht, ob ihre Mutter geschickt das Thema gewechselt hatte oder sich einfach nur leicht ablenken ließ. Doch mittlerweile spürte Cara die gefahrene Strecke schwer in allen Gliedern. In der einsetzenden Dunkelheit zu stehen und an den Blumen zu schnuppern, darauf hatte sie im Moment wirklich keine Lust.
    „Ich bin ziemlich erledigt, würde liebend gern meine Sachen ausladen und dann etwas Kaltes trinken. Etwas Alkoholisches, falls du damit dienen kannst.“
    „Einen Gin Tonic vielleicht? Wie hört sich das an?“
    Beinahe hätte Cara vor Behagen geschnurrt.
    Mittlerweile waren sie auf der Veranda angelangt. Allerlei Gerümpel hatte sich dort angesammelt: alte Rattanmöbel, ein stockig gewordener Seesack mit einem Sammelsurium von Strandutensilien, verrostete Gartengeräte jeglicher Art. Lovie blieb stehen, stützte sich mit der Hand an der Wand ab und schlüpfte aus ihren sandverkrusteten Joggingschuhen. Cara fuhr zusammen, als sie den schmalen blassen Streifen am Ringfinger ihrer

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