Nur du und ich und die Praerie
Celia versuchte, sich vorzustellen, was Mary und Cougar durchgemacht hatten. Sie sah die Szene mit seinen, nicht mit ihren Augen.
„Was ist aus dem Mann geworden?“, fragte sie leise. „Du hast gesagt, dass es ein Paar war.“
„Ich habe gesagt, es sah aus wie ein Paar. Der Mann ist entkommen.“ Mary sah den Männern nach, die von der Koppel zum Reitplatz gingen, wo Cougars Schecke sie misstrauisch betrachtete. „Cougar ist ein guter Mann, der harte Zeiten hinter sich hat. Im Einsatz hätte ich niemanden lieber an meiner Seite als ihn. Abgesehen von meinen Hunden.“
„Was ist mit Logan?“
„Logan?“ Mary lächelte. „Der würde mich bloß ablenken. Nur wer wachsam bleibt, bleibt am Leben.“
Celia atmete tief durch. „Wie schwer waren Cougars Verletzungen?“
„Das solltest du ihn fragen.“ Mary schwieg, während sie beobachteten, wie Logan langsam auf den Mustang zuging. Cougar und Mark blieben in sicherer Entfernung stehen und überließen das Feld dem „Meister“.
Falsche Frage, dachte Celia und biss sich auf die Zunge. Sie hatte sich zu weit vorgewagt, und Mary hatte ihr gezeigt, wo die Grenze lag.
„Er sieht schon viel besser aus als bei unserer letzten Begegnung“, fuhr Mary fort. „So viel kann ich sagen.“
„Wir kennen ihn noch nicht lange, aber das merkt man gar nicht. Ich meine, wir beide …“ Logan und Cougar machten sich daran, den Mustang zu verladen. Cougar achtete darauf, dass Mark ihnen dabei nicht zu nahe kam, aber alles im Blick hatte.
„… mögen ihn?“
„Ja, so könnte man es nennen. Der Punkt ist …“ Sie versuchte sich zu erinnern, wann ihr Sohn zuletzt so unbeschwert gewesen war. Und zugleich so interessiert an dem, was um ihn herum vorging. „Mark braucht nicht noch mehr Dämonen.“
„Und du auch nicht, was?“
Celia warf ihrer neuen Freundin einen fragenden Blick zu. Was hatte Mary gehört, und wie dachte sie darüber? Mit einem neuen, herausfordernden Job, neuen Freunden und nach einem abrupten Ortswechsel hatte Celia gehofft, ein neues Leben beginnen zu können. Sie hatte endlich damit aufhören wollen, ihren Mitmenschen etwas vorzuspielen.
Und sie träumte davon, wieder so sein zu können, wie sie einmal gewesen war. Sie sehnte sich danach, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Gegenwart zu leben. Aber in ihr wehrte sich etwas dagegen.
Ihre Dämonen waren verdammt hartnäckig.
„Keine Dämonen, keine Engel“, scherzte sie.
„Der Spruch gefällt mir. Darf ich ihn in mein Buch der Lebensweisheiten aufnehmen?“
„Gern. Wenn ich dafür deinen bekomme. Nur wer wachsam bleibt, bleibt am Leben. “
„Vorsicht. Wer Energy Drinks in sich hineinschüttet und Aufputschmittel schluckt, um wach zu bleiben, spielt mit seiner Gesundheit.“
„So sollte man nicht leben müssen“, erwiderte Celia betrübt.
„Das stimmt.“
„Habt ihr das gesehen?“, rief Cougar.
Die beiden Frauen schauten zu ihm hinüber. Er, Logan und Mark standen am offenen Anhänger. „Er ist brav hineinmarschiert“, sagte Cougar, bevor er dem Jungen eine Hand auf die Schulter legte. „Jetzt kann es losgehen, Partner.“
Mark sah ihn an und strahlte bis über beide Ohren.
„Habe ich recht?“, fragte Cougar.
Mark nickte. Celia stockte der Atem. Ihr Sohn hatte reagiert.
Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.
Sie sprang vom Pick-up und ging hinüber. „Ihr seid jetzt also Partner“, sagte sie und wollte ihrem Sohn das Haar aus der verschwitzten Stirn streichen. Zum ersten Mal in seinem Leben duckte Mark sich weg. Hör auf, Mom. Ich bin kein Baby mehr.
„Allerdings. Wir sind ein Team“, erwiderte Cougar. „Wir retten Pferde und Häuser. Die eine Hälfte des Tages trainieren wir, die andere reparieren wir. Wir werden gut zu tun haben.“
„Mark ist ab nächster Woche im Sommerschulcamp.“
„Sommerschul camp ? Das klingt cool.“ Cougar schaute in die Kühlbox. „In was für eine Schule geht er denn?“
„Er geht in Sinte zur Schule. Ich hoffe, ich muss ihn nie wegschicken. Ich hoffe …“
Cougar sah Mark an und hielt eine Flasche Wasser hoch. Der Junge nickte. Cougar warf sie ihm zu. So deutliche Signale. So einfach. So natürlich.
„In diesem Sommer probieren sie mit seiner Gruppe etwas Neues aus. Die Kinder melden sich für jeweils eine Woche an, damit sie entscheiden können, ob sie dort bleiben oder zwischendurch nach Hause fahren können.“
„Seine Gruppe?“ Cougar leerte die halbe Flasche in einem Zug und warf ihr einen Blick
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