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Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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um möglichst würdevoll zu erscheinen, und rief feierlich aus: „Ich bin Mörfi!“
    „Mörfi?“, wiederholte Johanna. „So, so.“ Sie stützte erwartungsvoll die Hände in die Hüften. Mit dem Namen war noch lange nicht geklärt, woher dieser Mörfi kam, was er wollte, warumer ihre Eisenbahn entgleisen ließ. „Und?“, fügte sie deshalb fordernd an. „Mörfi schön und gut, aber was bist du für ein Kerl? So einen wie dich habe ich noch nie gesehen.“
    „Ach nein?“, empörte sich Mörfi und sprang vom Bahnhof hinunter. „Du kennst mich nicht? Das wird ja sch immer ö ner! Und ob du mich kennst, Hojanna!“
    Johanna war sprachlos. Was war das nur für ein seltsames Wesen, das da vor ihren Augen durch ihre Spielzeuglandschaft spazierte, in einem seltsamen Sprachgemisch schimpfte wie ein Rohrspatz und sich aufführte, als wäre es seit Jahren in ihrem Zimmer zu Hause? Außerdem schien es mitunter Buchstaben zu verwechseln, auszutauschen oder zu vergessen.
    „Bist du vielleicht ein kleiner Kobold?“, fragte sie nach. Sie hatte oft von Kobolden gelesen und sich schon immer gewünscht, mal einem zu begegnen.

    „Quark! Quatsch! Insunn … äh … Unsinn“, widersprach Mörfi, sprang auf, hopste durchJohannas Zimmer, als wäre ihr Teppich ein Trampolin, landete weich auf Johannas Sessel, schlug dort einen Purzelbaum, legte sich mit ausgestreckten Armen und Beinen lang auf den Rücken und piepste: „Fantastische Versehen! Köstliches Chaos! Schöne Schlamassel! Glaubst du, deine ganzen Fehler kamen von selbst? Noch nie etwas vom Fehlerteufel gehört?“
    „Fehlerteufel?“, wunderte sich Johanna. „Du bist der Fehlerteufel?“
    Mörfi senkte kurz den Kopf. „Na ja“, gab es zu. „Also, der erste und berühmte, sprichwörtlicheFehlerteufel war mein Ur-Ur-Urgroßvater, aus der Gattung der Zwergteufel-Winzlinge.“
    Johanna schaute Mörfi mit großen Augen an. Mörfi reagierte mit einer Verbeugung: „Ich bin MÖRFI, vermutlich das letzte Fehlerteufelchen aus dem Geschlecht der Zwergteufel-Winzlinge.“
    „Fehlerteufelchen!“, rief Johanna und begriff: „Dir habe ich meine ganzen Fehler zu verdanken?“
    „Natürlich! Was dachtest du denn?“
    Johanna ahnte, dass sie mit Mörfi einen ganz besonderen Besuch erhalten hatte.

Nur Dumme machen keine Fehler!
    Johanna hatte sich vor den Sessel gehockt, die Ellenbogen auf die Knie, den Kopf in die Hände gestützt, und betrachtete ihren Besuch.
    „Macht ihr in der Familie immer alles falsch?“, fragte sie. Eine solche Familie hätte sie gern einmal kennengelernt. Die war bestimmt vollkommen anders als ihre.
    „Nein!“, lachte Mörfi. „Wir machen immer alles richtig, weil wir immer Fehler machen!“
    Bevor Johanna fragen konnte, was Mörfi damit meinte, wurde die Tür von außen geöffnet. Das konnte nur Alexander sein, denn er war der Einzige, der nicht anklopfte, wenn er ihr Zimmer betrat. Er empfand es als albern, an Kinderzimmertüren zu klopfen.
    Leider hatte Johanna vergessen, ihre Tür abzuschließen, was sie oft tat, wenn Alexander zu Besuch war.
    „Claudia kommt gleich“, sagte er. „Wir sollten noch ein wenig aufräumen und es nett machen, oder?“
    Johanna nickte. Claudia war ihre Mutter und es war einer der wenigen Vorzüge, die Alexanders Besuche hatten: Jedes Mal, bevor ihre Mutter nach Hause kam, räumte Alexander gemeinsam mit Johanna die Wohnung auf, deckte in der Küche den Tisch, stellte frische Blumen und zwei Kerzen darauf und wenn ihre Mutter dann kam, tranken sie zusammen Kakao und die Erwachsenen Rotwein und manchmal gab es noch Kuchen oder Kekse, selbst gekochte Spaghetti oder andere Leckereien. Johanna liebte das. Sie hielt es Alexander sehr zugute, dass er dieses gemütliche Abendessen eingeführt hatte. Horst, Dieter und Jens, die drei Freunde, die Johannas Mutter nach der Trennung von Johannas Vater, aber vor Alexander gehabt hatte, waren zwar allesamt netter gewesen, aber so ein gemütliches Abendbrot war keinem der drei eingefallen.
    Johanna sprang auf und wollte Mörfi erklären, was sie jetzt vorhatten, doch der Sessel war leer. Sie schaute unter dem Sessel nach, in der Elektrolok, auf dem Bahnhof, nichts. Mörfi war verschwunden.
    „Was suchst du denn?“, fragte Alexander.
    „Ich ...“, begann Johanna, besann sich dann aber. Alexander würde ihr ja doch nicht glauben. Lieber wartete sie, bis sie Mörfi gefunden hatte, um ihm dann das Fehlerteufelchen zu zeigen. Dann konnte er nicht behaupten, sie hätte sich

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