Nur Dumme machen keine Fehler
Mörfis Versprecher-Bläschen hatte sie erwischt.
„Vorsicht, der Schnee klackert über den Fisch!“, rief sie, wunderte sich selber über den Unsinn, den sie da sagte, und wollte sich korrigieren: „Ich meinte, der Teer klickert über den Wisch! Nein, äh …“
Alexander konnte ohnehin nicht mehr zuhören. Er hielt sich den Bauch vor Lachen. „Was redest du da?“, fragte er prustend.
Johanna stimmte in das Gelächter ein. Und auch Mörfi war zufrieden, obwohl die Bläschen zum völlig falschen Zeitpunkt ihre Wirkung zeigten.
Ihre Mutter wollte nun selbst zum Couchtisch laufen, um den vergossenen Tee aufzuwischen, doch dabei stieß sie gegen den Eimer mitBlumenerde, der umkippte und die Erde auf den nassen Teppich schüttete. „Herrje!“, schimpfte sie.
Alexander wischte den Tee mit einigen Papiertaschentüchern auf. Etwas Tee war über den Laptop gelaufen.
Johanna und Mörfi versuchten, ihr Lachen zu unterdrücken, weil sie nicht wussten, wie sauer Johannas Mutter über die kleinen Unglücke war.
Die Zengel hatten sich, nun kaum mehr sichtbar, auf dem Couchtisch versammelt und beobachteten hilflos das kleine Chaos, das sich im Wohnzimmer ausbreitete. Im Moment wussten sie nicht so recht, wo sie selber ansetzen sollten in dem Durcheinander.
Johannas Mutter besah sich die Bescherung auf ihrem guten Teppich. Ein ungeheurer Fluch wollte ihr über die Lippen, doch da hielt sie plötzlich inne. Schweigend betrachtete sie die verschmierte, feuchte Erde auf dem Teppichboden.
Johanna hielt den Atem an. Irgendetwas stand bevor …
Da brach es aus ihrer Mutter heraus. „Wunderbar!“, rief sie. Alexander und Johanna schauten sich verblüfft an.
„Seit Wochen überlege ich, wie ich diese Ecke im Wohnzimmer umgestalte. Eine einzelne Palme im Eck, die hat inzwischen doch jeder“, begann Johannas Mutter. „Jetzt habe ich die Idee. Ich werde mir einfach ein kleines Beet im Wohnzimmer bauen. Nicht ein langweiliger Blumentopf nach dem anderen neben der Palme, sondern ein ganzes Beet! Eine Art grüne Raumplastik. Das ist es! Ein paar Steine, etwas Folie, das ist mit wenigen Handgriffen gemacht!“, freute sie sich. „Wunderbar! Ganz wunderbar!“
Das konnte sich auch Johanna gut vorstellen. „Tolle Idee!“, rief sie begeistert. „Ich möchte auch etwas in das neue Beet pflanzen.“
„Ist doch gut, dass ich den Eimer umgeworfen habe!“, antwortete ihre Mutter. „Sieh nur, durch die Erde ist schon so etwas wie ein Beet entstanden.“
„Oh!“, lachte Johanna. „Dann war das aber ein wunderbarer Fehler!“
Johannas Mutter stutzte, sah ihre Tochter an und stimmte schließlich zu: „Ja, manchmal sind Fehler richtig nützlich!“
„Phänomenal!“, brüllte Mörfi vergnügt. „Meine fantastische Fehlerflüssigkeit hat gewirkt. Famos!“
Vom Couchtisch verschwanden gleich fünf Zengel auf einmal.
Alexander legte die nassen Papiertaschentücher beiseite, nahm sich ein neues, um den Laptop trocken zu wischen, und auch er wurde mit einem Male sehr nachdenklich. „Ich Blödmann!“, rief er plötzlich.
Das fand Johanna auch, sagte aber nichts.
„In meinem Entwurf habe ich immer gegrübelt, was den Leuten alles passieren kann, weshalb sie eine Versicherung benötigen. Ich habe mir die abwegigsten Unfälle ausgedacht, wie Leute von der Leiter fallen, sich verletzen oder ein Feuer ausbricht. Aber hier …!“
Er deutete auf den Couchtisch und den Laptop vor sich. „Einfach eine Tasse Tee umzukippen und damit ein technisches Gerät zu zerstören“, erzählte Alexander begeistert. „Das ist doch etwas, was jedem von uns jeden Tag passieren kann! Das ist es. Das muss in mein Konzept! Ich werde es noch mal schreiben! Wunderbar!“
„Na, gut, dass du auf der Treppe ausgerutscht bist“, warf Johanna ein.
„Ja!“, stimmte Alexander begeistert zu. „Und alles begann damit, dass ich das Datum verwechselt habe. Sonst hätte ich den Tee nicht verschüttet und wäre nie darauf gekommen!“
„Fabelhaft fehlerhaft!“, jubelte Mörfi.
„Vielleicht sollte ich das Datum meiner Uhr absichtlich falsch stellen?“, lachte Alexander. „Dann habe ich immer zwei Tage mehr Zeit, als ich glaube. Wäre das nicht wunderbar?“
„Das wäre super!“, fand Johanna und sah, wie auch die letzten Zengel spurlos verschwanden.
Strahlend zwinkerte sie Mörfi zu.
„Na, dann ist ja alles bestens!“, befand Mutter. „Dann fahren wir jetzt endlich zum Arzt und anschließend feiern wir, dass uns unsere Fehler auf so
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